Tod oder Leben

ClausAllgemein

Tod oder Leben

Ich gestehe, ich weiß nicht, ob ich das Ostergeschehen so glauben kann, wie es die Evangelien berichten – jene Geschichte aus so lange zurückliegenden Jahren, die durch Jahrzehnte, Jahrhunderte nach dem Tod Jesu aus so vielen subjektiven Wahrnehmungen und Interessen heraus entstanden ist. Doch das ist auch nicht wirklich wichtig. Was zu spüren ist, das betrifft die alle Religionen übergreifende Botschaft hinter den vordergründigen mythischen Erzählungen, die in der Sprache und dem Verständnis und den Sehnsüchten ihrer Zeit verfasst sind. Und diese Botschaft meint: Der Tod ist wahrhaftig nicht das letzte Wort. Wir gehen durch ihn hindurch – vorausgesetzt, wir leben unser Leben schon inmitten des irdischen Seins entsprechend bewusst! Es geht darum, hindurch zu gehen und gleichzeitig neu zu werden. Das potentiell unbefleckte Leben hinter dem vergehenden Geschehen möchte erspürt und erweckt werden, und zwar über alle Tätigkeiten und Gewohnheiten und Erstarrungen hinaus. Diese Auferstehung der neuen Eva und des neuen Adam, die sich gehäutet haben, ist in jedem Moment möglich. Genau dies lehrt Jesus in den Erzählungen der Evangelien: ‚Die Zeit ist erfüllt – erhebe dich und liebe!’ (nach Markus,1,15)

Trotzdem…es bleibt der leibliche Tod als einzige Gewissheit in unserem Leben. Der Geist jedoch, der lebende und liebende Geist kann nicht vergehen. Er ist aus einer ewigen Substanz geflochten, nicht körperlich gebunden. Er ist das Leben hinter dem Leben, die Stille hinter der Stille. Jederzeit können wir mit diesem Geist in Resonanz gehen, ihn in uns erwecken und am Leben halten – durch den körperlichen Tod hindurch.

Das erzählte wunderbare Ostergeschehen möge weiterhin im Raum des Mysteriums wohnen. Wir müssen nicht alles wissen wollen. In den wahrhaft existentiellen Dingen reichen Vertrauen und Hingabe…Daran zu erinnern, ist die Aufgabe der Evangelien.