Das große TROTZDEM

ClausAllgemein

Das große TROTZDEM

In meinem Beitrag in der vergangenen Woche sprach ich die Notwendigkeit an, unser Denken, Empfinden und Handeln auf die nach uns Kommenden auszurichten. Das Mögliche erklimmen, Beispiel sein; der Apokalyptik und darauf bezogener Lethargie keinen Raum geben; dem unausweichlich Desaströsen das große TROTZDEM gegenüberstellen.

Niemals darf Aufgeben unser Verhalten bestimmen – Durchhänger der Verständnislosigkeit und Traurigkeit durchaus mitbedacht. Noch immer liegt so Mannigfaches vor uns, gehören Geschichte und täglicher Neubeginn untrennbar zusammen. Der Auftrag des Menschseins lautet aus dieser Perspektive: in Würde das in die Zukunft hinein befreien, was an edlen, dem Leben dienenden Möglichkeiten in uns ruht. Und diese Haltung spricht von unendlich mehr, als nur auf die Gegenwart zu reagieren, sie spricht von bewusster Gestaltung und den damit verbundenen klaren und unmissverständlichen Entscheidungen. Es kann nicht länger um die kindliche Frage gehen, was wohl in der Zukunft auf uns wartet und worauf wir gefasst sein sollten. Wenn wir unsere Energien angesichts der aktuellen Befindlichkeit bündeln wollen, lautet die Schlüsselfrage, wie wir leben wollen, was wir als wünschbar und wertvoll und was als ungut ansehen. Und dann heißt es, dieses so weit wie irgend möglich zu leben.

Hier nun beginnt der Auftrag der Vision, der großen führenden Idee. Und es beginnt der Auftrag der darauf bezogenen konkreten Utopie. Ohne sie bleiben wir als Personen, als Kulturen und als Gattung insgesamt der Gegenwart ausgeliefert. Vorhandene Optionen lassen sich ohne leuchtendes Leitbild nur schwer entdecken bzw. erkennen. Und ohne den Blick auf das, was möglich ist, werden keine Kräfte befreit, die in einen Entschluss und dessen Verwirklichung führen.

Selbstredend fordert die Überlebenskrise, in der Mensch und Mitwelt sich in der Gegenwart bewegen, ein Utopieverständnis, das sich von den alten gescheiterten Rezepten vollständig emanzipiert. Es gilt sich hineinzuleben in eine Logik der Liebe, des Lebens und des Überlebens. Das erfordert eine ausdrucksstarke Dynamisierung und Prozessoffenheit, vor allem dann aber Mut und Entschiedenheit. In diesem Bewusstsein und dieser Haltung fungiert utopische Kraft zugleich als Gericht über die alten Trägheits- und Beharrungskräfte und die mit ihnen einhergehenden Konsumkulte und Götzendienste. Sie fungiert als Gericht aber auch über eine patriarchal bestimmte Glyphosat- und Betonkultur, in der Leben, Wildheit und Vielfalt als feindlich und störend angesehen werden und die es als sogenanntes Unkraut zu beseitigen gilt.
Denken, Empfinden und Orientieren machen nur noch Sinn in einem integralen über uns Hinauswachsen. Das ist ein gewaltiges geistiges Experiment, verbunden mit außerordentlichem Mut im Alltag. Bei allem offensichtlichen Handlungsdruck wird die große Herausforderung darin bestehen, diesem gerecht zu werden in einem Experimentierraum, der neben der notwendigen Konsequenz vor allem ein neues, heilendes Verständnis von Freiheit ausstrahlt.