Ob die Erde noch zu retten sei…

ClausAllgemein

…die Frage wird zur Zeit oft gestellt. Und bereits diese Formulierung offenbart den Kern des Problems, das wir Menschen auf diesem Planeten haben. Denn „die Erde“ braucht uns nicht. Eher im Gegenteil. Sie wird sich von alleine helfen, ja hat bereits damit begonnen. Im Zweifelsfall wird sie das Lebewesen, das sie so misshandelt und zurichtet, abschütteln; und sich dann regenerieren – in den Jahrhunderten oder Jahrtausenden, die sie benötigt. Wird also diese Frage so gestellt, verkennt sie das Wesentliche, nämlich dass es nicht um die Erde an sich geht, sondern wie immer um den Menschen und um seine Überlebensbedingungen. Nur dann sollte man das auch so benennen. Sind „wir“, ist die Menschheit noch zu retten?

Die Erde selber benötig keine Begrenzung des Temperaturanstiegs. Aber wir!
Das Lebewesen Erde wird sich auch mit drei oder vier Grad Erwärmung, wonach es im Moment aussieht, neu arrangieren und organisieren und ihre Evolution entsprechend ausrichten. Aber uns wird es dann an den Kragen gehen. Weil wir nicht verstanden haben und nicht verstehen wollen, dass wir Leben inmitten von Leben sind; dass wir Geschöpfe der Erde sind, aber nicht das Ein und Alles. Der Begriff dafür, dass wir uns und unsere Interessen absolut und damit über alle anderen Lebensinteressen stellen, lautet Anthropozentrismus; gemeint ist damit die Verlängerung des Egozentrismus auf unsere Gattung schlechthin. Der australische Philosoph und Tierrechtler Peter Singer spricht vom „Spezieismus“ der Menschheit, ein Begriff, der es nach meiner Auffassung sehr gut trifft. Ismen halten in einer begrenzten Wahrnehmung und in der Folge in der Blindheit, was die Bedürfnisse und Interessen anderen Lebens betrifft. Sie sind damit nicht nur lebensfeindlich, sondern evolutionsfeindlich und dienen im Letzten der Selbstvernichtung derer, die sie tragen. Darum also geht es: Ist die Erde als Lebensraum für den Menschen noch zu retten und zu bewahren?

Zur positiven Beantwortung dieser Frage geht es in erster Linie nicht um CO2 Ausstoß etc. sondern um das Bewusstsein unseres Seins als eines, das nur in abhängiger Verbundenheit mit allem anderen Sein zu erklären und zu verstehen ist. Bevor wir diese dienende und auf Wechselseitigkeit beruhende Rolle des Menschseins nicht verstanden haben, sie uns nicht berührt hat und nicht vom Herzen her erfüllt, werden alle anderen Strategien scheitern, einen für Menschen weiterhin verträglichen Planeten zu halten. Das aber zeigt uns, was als Anforderung vor uns liegt. Es beinhaltet um Quantensprünge mehr als jenes Polit-Gefasel jener, die allenthalben den politischen Diskurs und die politische Agenda bestimmen und uns „regieren“. Selbst heute, wenige Tage nach dem aktuellen Un-Klima-Bericht vom 8.10.2018, wird schon wieder davon geredet, wie Klima bezogene Nachhaltigkeit und Wachstum miteinander vereinbar sein könnten. Anders formuliert: wie man eine Symbiose zwischen dem Schutzraum für Schmetterlinge und Bienen mit dem gleichzeitigen Versprühen von E 605 und Glyphosat in genau diesen Raum in Einklang bringen kann.

Würde man hier mit der Argumentation enden, bliebe nur noch eine Mischung aus völligem Unverständnis, Wut und vielleicht auch Hoffnungslosigkeit. Denn vergleichsweise ist Europa ja sogar noch relativ weit in der Nachhaltigkeitsdiskussion; oder sollten wir heute lieber sagen relativ weit im Überlebensdiskurs…

Also was bleibt, wenn wir uns nicht in Ohnmacht oder letztlich halbherzigen Polit-Aktivismus bzw. die Macht der Lobbygruppen fügen wollen?

Es bleibt der Kampf um die eigene Würde, um die Selbstachtung. Es bleibt die Hingabe an die nach uns Kommenden durch unser eigenes konsequentes Tun. Es bleibt das Vorleben und Beispiel geben. Es bleibt das sich Verbinden und Zusammenschließen in diesem Geist. Und es bleibt das Vertrauen, dass wir so vielleicht einen Beitrag leisten für die kritische Masse, die erforderlich ist, dass die Systeme von Ökonomie und Politik grundlegend verwandelt werden. Wirklich jede(r) trägt dafür eine ultimative Verantwortung. Sicher, das grenzt bei den Beharrungskräften des Alten und Desaströsen und der Macht, mit der sie noch immer ausgestattet sind, an ein Wunder; genau wie ein Vertrauen darauf, dass Menschen ihren blinden Konsumismus und die Missachtung anderen, vor allem auch nichtmenschlichen Lebens aufgeben. Und so werden es wohl die unausweichlichen ökologischen und ökonomischen Katastrophen sein, die als unsere letzten Lehrmeister möglicherweise noch rechtzeitig gehört werden…

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