„Förster“ sein

ClausAllgemein

Dass große Teile des Waldes auch in unserem Land bedroht sind, ja sich bereits, wie bei den Fichten, ein dramatisches Baumsterben ereignet, ist keine Neuigkeit. Trockenheit, entsprechender Schädlingsbefall, Monokulturen tragen ihren Anteil daran. Förster sind deswegen bereits seit Längerem mit der Frage beschäftigt, wie sich die Bewaldung unter veränderten klimatischen Bedingungen anpassen muss. Sie denken dabei in anderen Planungszeiträumen als Politiker oder auch jede(r) von uns dies gemeinhin tun. Förster denken im eigentlichen Sinne nachhaltig. Sie kennen die Zyklen der Natur. Eine Fichte braucht 80 – 120 Jahre, bis sie geschlagen werden kann, eine Buche 120 – 160 Jahre und eine Eiche 180 – 300 Jahre. Förster also planen für die über-, übernächsten Generationen. Daher auch das Sprichwort: Willst Du dass Deine Enkel fluchen, pflanze Buchen, Buchen, Buchen!

Wie bei einem Förster sollte heute, wo wir durch unseren Konsumegoismus den kommenden Generationen gnadenlos die Perspektiven plündern und wegfressen, unser aller Handeln ausgerichtet sein: schon jetzt die Lebensnotwendigkeiten in fünfzig und hundert Jahren ins Auge fassen und dafür beispielhaft und in der uns möglichen Konsequenz leben. Das wäre tätige Liebe denen, ja allen Lebensformen gegenüber, die irgendwann das Licht unseres Planeten erblicken bzw. erspüren wollen.
Was würde das vor dem Horizont unseres gegenwärtigen Wissens erfordern – und zwar jenseits der Placebo-Blasen, die uns herrschende Politik nach endlosen Debatten offeriert?

Wirtschaft muss schrumpfen, statt wachsen. Auch das sogenannte „grüne Wachstum“ ist eine dem alten Denken verhaftete Lebenslüge. Reduktion wird nur jene Lebensqualität einschränken, die sich durch das immer mehr definiert. Verzicht auf überflüssigen Luxus dient demgegenüber zunehmender Tiefe des Lebens und Zusammenlebens.
Wir benötigen einen stufenweisen Rückbau des Industriesystems, eine Entschleunigung der Produktentwicklung und entsprechender Produktwechselzyklen. Die Sinnhaftigkeit eines jeden Produkts hinsichtlich seiner wahren Nützlichkeit sollte vor der Produktion erfragt werden.
Der völlig enthemmte Individualverkehr ruft nach Renaturierung zahlreicher, der blinden Fahrwut geopferter Bodenflächen. Eine Kontingentierung, was die Menge von Automobilen und jährliche Fahrtstrecken betrifft, würde dies unterstützen. Es ist ja zur Normalität geworden, dass in Familien mit drei volljährigen Kindern fünf Autos auf der Straße stehen.
Was das Bevölkerungswachstum betrifft, hat Achim Weimer in seinem Gastbeitrag vor 14 Tagen an dieser Stelle alles Notwendige aufgeführt.
Wir kommen an einer drastischen Reduktion der Tierhaltung und damit der Fleischproduktion nicht vorbei; und das nicht nur aus tierethischen Gründen und dem entsprechenden notwendigen vegetarischen Gebot, sondern auch unter dem Vorzeichen des Flächen- und Wasserverbrauchs sowie der Bodenvergiftung durch Düngemittel und Gülle. Auch wenn der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro unbestritten über ein Höchstmaß an verbrecherischer Energie verfügt, sollte doch nicht unbeachtet bleiben, dass die Brandrodung des Regenwaldes mit der Fleischnachfrage aus Europa direkt zusammenhängt.

All dies, nur exemplarisch Aufgeführte, würde unser Leben allenfalls peripher „einschränken“. Doch die innere Freiheit, die wir gewännen, die Würde, die wir zurückerlangen können und das entgrenzte Verantwortungsbewusstsein würden uns wahrhaft wachsen lassen. Was für ein schönes Wachstum….von Leben, das leben will, inmitten von Leben, das auch weiterhin leben will….

Vor allem könnte so eine an der Liebe zum Leben gescheiterte Generation, wie die unsere, den uns Folgenden doch noch Beispiel geben. Und vielleicht hätten dann die Kommenden nicht nur Verachtung im Blick für uns, ihre Eltern, Großeltern und Urgroßeltern…
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