Äußere Welt und innere Kraft

ClausAllgemein

Die äußere Welt gleicht im öffentlichen, medialen Bewusstsein einem aufgewühlten Meer. Nachrichtenstürme aus verschiedensten Richtungen peitschen es auf. Brennende Länder, Viren, Krieg und Migration, menschliche Katastrophen, leidende und sterbende natürliche Mitwelt…
Wie in diesem Toben die Koordinaten des eigenen Lebens im Gleichgewicht halten? Wie auf der Skala des realen und des bloß inszenierten Grauens die angemessene Relativität wahren, auch um selber handlungsfähig zu bleiben?

Es geht wahrhaft nicht darum, bei einem der angesprochenen Themen in Verniedlichung zu rutschen, um Erträglichkeit zu steigern. Es geht auch nicht darum, in Abrede zu stellen, dass wir manchen großen Kampf, wie der Schriftsteller Jonathan Franzen das gerade in einem Essay nachvollziehbar proklamiert hat, bereits verloren, bevor wir ihn wirklich aufgenommen haben. Er nennt dazu den Klimawandel.
Vielmehr geht es um unsere Haltung, um den Beitrag der Innenwelt zu einer Positionierung im Sein, die
– aufrecht hält im Sturm,
– gelassen in der Krise und Aufgeregtheit und
– liebevoll klar und radikal inmitten der zynischen Gleichgültigkeit
einer narzisstischen Politik.

Eigentlich also sprechen wir von der Bewahrung unseres inneren Friedens, gleich auch, was „außen“ geschieht; von Ruhe im Auge des Taifuns; von Gewissheit selbst dann, wenn das Verstehen noch scheitert. Gemeint ist dabei jene überzeitliche Gewissheit, getragen zu sein, auch wenn der Boden unter unseren Füßen, den wir stabil glaubten, erodiert.

Diese Gewissheit unterscheidet sich von Wissen und kognitivem Verstehen durch ihren Zugang. Er liegt nicht auf der Linie von Logik, Sachlichkeit und Rationalität im herkömmlichen Sinne. „Sachlich“ können wir nur sein, wenn wir es mit Sachen zu tun haben. Vertrauen, innere Erfahrungsgewissheit und eine die Gesetze dieser Welt übersteigende Hoffnung sind unsachlich an sich. Denn sie wurden geboren in einer Dimension, die aus dem Quell des Lebens selber schöpft. Es ist der Ursprungsquell, in dem Welt und Überwelt noch vereinigt sind, irdischer Grund und geistiges Universum sich aufeinander bezogen sehen wie die zwei Seiten eines Goldstücks. Zwar können wir diesen Quell erdenken, so wie er auch in diesen Worten Erwähnung finden mag. Doch um ihn zu spüren, sich mit ihm zu verbinden, müssen die Gedanken sich niederlegen. Hinter ihrem Ruheraum öffnet sich dann das Zimmer des Schweigens. Ohne Türen gelangen wir von dort in die raum- und zeitlose Stille. Sie empfängt, umfängt, trägt. Die Seele wird berührt, sanft und klar. Du bist deiner Heimat begegnet. Und von hier aus betrachtest du nun den Lauf der Dinge.

Es wäre uns nicht gemäß, den Bühnen der äußeren Welt eine Macht über das Bewusstsein zu geben, das in Erschrecken, Verunsicherung oder gar Lähmung führt. Auch der aus Verzweiflung geborene Aktivismus führt uns nur weiter von uns selber fort. Herausforderungen inmitten des irdischen Schauspiels wollen in den Ursachen verstanden und angegangen, Schäden minimiert und heilsame Handlungsoptionen im Nahen und Greifbaren erkannt und ins Leben getragen werden. Der Schlüssel dazu findet sich in der Pendelbewegung von Kontemplation und Aktion, von Stille, Besinnung und konsequentem Tun bzw. konsequentem Lassen. Wenig trägt beständig durch die Zeiten, das seinen Ursprung nicht in diesem Rhythmus fand.

Die Erde, die Liebe und das Leben benötigen Menschen, die in jeder Situation in der Ruhe und der Kraft bleiben, die Verstand und Tiefenerkenntnis bedienen und die der Dynamik einer Welt im Zerfließen standhalten.  

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