Mythos „Objektivität“

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Gerade in Krisenzeiten erhebt sich der Wunsch nach einer unabhängigen und differenzierten Berichterstattung. Möglichst objektiv soll sie sein, also frei von subjektiven Einschätzungen und Bewertungen – spezielle Meinungsbeiträge einmal ausgenommen. Was in der Wissenschaft immer wieder eine grundlegende Herausforderung darstellt, an der sich jede Forschung messen lassen muss, bleibt in Fragen und Zusammenhängen, die sich auf Gesellschaft, Politik und Kultur beziehen, ein zwar edler, aber uneinlösbarer Anspruch. Menschliches Sein ist standort- und standpunktgebunden, und zwar kulturell, zeitlich und sozial. Dem können wir nicht entkommen. Ich bin geprägt durch Land und Familie, in die ich hineingeboren wurde, durch Sprache, Bildung, das … weiterlesen

Auch Rast ist Reise

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Status viatoris, Zustand des Wanderers, nannte die scholastische Theologie das Wesen des bewussten und nach Glückseligkeit strebenden Menschen: Es geht um den Unterwegs-Charakter unseres Daseins zwischen Schon jetzt und Noch nicht. Zum Werden hin sind wir geschaffen, trotz aller Vergänglichkeit. Der Sinn des menschlichen Seins erfüllt sich in Entwicklung, Erkenntnis und innerem Wachstum. Status viatoris widerstrebt so dem Bedürfnis nach einer Anhaftung, die das Fließende aus dem Leben nimmt. In der Wanderschaft zeigt sich unsere Identität als Kinder eines Universums, das in Bewegung ist und das keinen Abschluss kennt. Denn auf den siebten folgt der achte Tag… Wie von einer … weiterlesen

Der Moment zeigt die Richtung

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Gerade in Zeiten und Epochen wie diesen, mit ihren umfassenden Bedrohungen von Lebensprozessen auf allen Ebenen des Seins, wächst das Leiden an der Empfindung, nichts Wirksames tun zu können, um Schaden zu begrenzen oder abzuwenden. Mancher fühlt sich wehrlos und hilflos, vielleicht sogar unnütz, wenn man nicht inmitten dessen, was wir an Zerfall und Zerstörung auf der Welt wahrnehmen, an konkreten Aktionen beteiligt ist. Doch je grundsätzlicher Probleme sind, desto unangemessener kann Aktionismus und eine oberflächliche Zufriedenheit sein, die sich daraus ergibt, Tätigkeitslisten abzuarbeiten. Tiefgreifende Umbruchszeiten zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie grundsätzlich gestaltungsoffen sind und höchstgradig unvorhersehbar … weiterlesen

Ein Land ohne Vision geht zugrunde

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Dies ist die Botschaft, die wir im biblischen Buch  „Sprüche“ finden. Wenn ein Volk, eine Gemeinschaft, eine Organisation, eine Ehe, ja die Menschheit an sich eine beseelte Zukunft haben wollen, bedarf es dazu eines besonderen Blicks auf das Leben und auf das Ganze. Das Eigene erkennen im Bezug auf das Umfassende lautet der Auftrag. Aber was ist das, das Umfassende? Gemeint ist damit das Leben selbst im Rahmen seiner Möglichkeiten und Grenzen, seiner Bedürfnisse und all dessen, was es zu schenken hat. Aus der Gesamtschau heraus erwartet das Einzelne und Eigene immer nur das Recht und die Möglichkeiten, die ihm … weiterlesen