Glückseligkeit und Zustimmung zur Welt

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Auch die kleinen Glücksmomente, die sich etwa aus dem Stillen leiblicher Bedürfnisse, einer Begegnung oder auch einem Denkerfolg ergeben mögen, weisen in ihrem Ursprungsimpuls auf ein im Tiefsten Ersehntes hin. Es ist das, was wir nicht zu wollen, nicht in der Lage sind. Denn die Sehnsucht nach Glückseligkeit ruht durch das Herz hindurch im Wesensgrund des Menschen, mag sie gelegentlich auch verschüttet sein im Drang nach Dingen und flüchtiger Befriedigung. Was nun aber meint Wesensgrund? Und was verbindet darauf bezogen alle Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit? Vielleicht läuft es hinaus auf jenes stimmig sein mit sich selbst, jenes tiefe Ruhen in … weiterlesen

Das Fest

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Das „Fest“ hat schon vor langer Zeit einen dramatischen Bedeutungswandel vollzogen. Dieser ereignet sich zumeist da, wo Individualismus, Hedonismus und Trägheit des Geistes eine unheilige Allianz eingehen. Das Fest wird dann zum bloßen Feiern verstümmelt, der Anlass, gleich welcher Art, transportiert lediglich noch den Grund, sich gehen zu lassen. Doch das als Fest deklarierte Feiern, genau wie der in Überfluss erstickende Müßiggang, haben mit dem Ursprungsgedanken des Festes nichts gemein. Es ist allenfalls der verzweifelte Versuch, sich das Erhabene zu erkaufen und verzehrend zu vereinnahmen.Nehmen wir etwa die großen liturgischen Feste der Christenheit: Weihnacht, Ostern, Pfingsten. An sich stehen sie … weiterlesen

Jenseits, Leere und Bewusstsein

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Natürlich gibt es eine jenseitige Welt. Die Frage ist nur: wie weit ist sie von der Innenstadt entfernt, und wie lange hat sie offen. In der für ihn nicht untypischen Weise zwischen Ironie und Zynismus fertigt Woody Allen eine Frage ab, die uns Menschen seit Urzeiten beschäftigt. Das sogenannte „Jenseits“ liegt im Herzbereich der großen religiösen Traditionen. Manche sagen, es schreibe den Dualismus in der Weltsicht fest und entstamme einem antiquierten Denken, welches in das Irdische und Niedere sowie das Himmlische und Höhere unterteile. In den mystischen Traditionen der spirituellen Wege wird diese Frage in den Innenraum des menschlichen Bewusstseins … weiterlesen

Das Gefühl und die Erkenntnis

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Es durchzieht das Tiefenverständnis unserer Kultur, dass Wissen und Erkenntnis auf rationaler Analyse beruhen. Gefühle und Emotionen haben da keinen Platz. Sie bringen Unschärfen ins Spiel, sind sie doch mehr oder weniger beliebig und zudem äußerst schwankend. Sagt man.Das scheint mir jedoch eine folgenschwere Verkennung zu sein. Denn der Mensch ist Gefühl! Es gibt keinen Moment, in dem wir nicht in einem Gefühl und einer Empfindung leben. Sie steuern unsere sinnliche Erfahrung, die wiederum den Geist erdet und ihn ans Leben bindet. Es ist somit höchste Achtsamkeit hinsichtlich unserer Gefühle und Empfindungen notwendig, wenn wir verstehen wollen, warum wir etwas … weiterlesen

Durchbruchsenergie – die Intuition

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Wo Denken und Grübeln an ihre Grenzen stoßen, wartet die Intuition, um einem verstockten und sich selbst im Wege stehenden Geist unter die Arme zu greifen. Sie ist die wohl unmittelbarste und stärkste Erkenntniskraft. Jeder Mensch kennt Intuition und die intuitive Regung als gefühltes Wissen, als den Geistesblitz, das Aha-Erlebnis, den aufsteigenden musikalischen Klang, das diffuse und doch unmissverständliche Bauchgefühl. Was dadurch geboren oder angestoßen wird, bedarf keiner Begründung durch die sogenannte Ratio. Es basiert auf Vertrauen. Zugleich scheitern wir daran, hinreichend zu erklären, was das denn sei, diese Regung, und woher sie komme. Neben unbewussten Spuren integriert die Intuition … weiterlesen

Mythos „Objektivität“

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Gerade in Krisenzeiten erhebt sich der Wunsch nach einer unabhängigen und differenzierten Berichterstattung. Möglichst objektiv soll sie sein, also frei von subjektiven Einschätzungen und Bewertungen – spezielle Meinungsbeiträge einmal ausgenommen. Was in der Wissenschaft immer wieder eine grundlegende Herausforderung darstellt, an der sich jede Forschung messen lassen muss, bleibt in Fragen und Zusammenhängen, die sich auf Gesellschaft, Politik und Kultur beziehen, ein zwar edler, aber uneinlösbarer Anspruch. Menschliches Sein ist standort- und standpunktgebunden, und zwar kulturell, zeitlich und sozial. Dem können wir nicht entkommen. Ich bin geprägt durch Land und Familie, in die ich hineingeboren wurde, durch Sprache, Bildung, das … weiterlesen

Auch Rast ist Reise

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Status viatoris, Zustand des Wanderers, nannte die scholastische Theologie das Wesen des bewussten und nach Glückseligkeit strebenden Menschen: Es geht um den Unterwegs-Charakter unseres Daseins zwischen Schon jetzt und Noch nicht. Zum Werden hin sind wir geschaffen, trotz aller Vergänglichkeit. Der Sinn des menschlichen Seins erfüllt sich in Entwicklung, Erkenntnis und innerem Wachstum. Status viatoris widerstrebt so dem Bedürfnis nach einer Anhaftung, die das Fließende aus dem Leben nimmt. In der Wanderschaft zeigt sich unsere Identität als Kinder eines Universums, das in Bewegung ist und das keinen Abschluss kennt. Denn auf den siebten folgt der achte Tag… Wie von einer … weiterlesen

Der Moment zeigt die Richtung

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Gerade in Zeiten und Epochen wie diesen, mit ihren umfassenden Bedrohungen von Lebensprozessen auf allen Ebenen des Seins, wächst das Leiden an der Empfindung, nichts Wirksames tun zu können, um Schaden zu begrenzen oder abzuwenden. Mancher fühlt sich wehrlos und hilflos, vielleicht sogar unnütz, wenn man nicht inmitten dessen, was wir an Zerfall und Zerstörung auf der Welt wahrnehmen, an konkreten Aktionen beteiligt ist. Doch je grundsätzlicher Probleme sind, desto unangemessener kann Aktionismus und eine oberflächliche Zufriedenheit sein, die sich daraus ergibt, Tätigkeitslisten abzuarbeiten. Tiefgreifende Umbruchszeiten zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie grundsätzlich gestaltungsoffen sind und höchstgradig unvorhersehbar … weiterlesen

Ein Land ohne Vision geht zugrunde

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Dies ist die Botschaft, die wir im biblischen Buch  „Sprüche“ finden. Wenn ein Volk, eine Gemeinschaft, eine Organisation, eine Ehe, ja die Menschheit an sich eine beseelte Zukunft haben wollen, bedarf es dazu eines besonderen Blicks auf das Leben und auf das Ganze. Das Eigene erkennen im Bezug auf das Umfassende lautet der Auftrag. Aber was ist das, das Umfassende? Gemeint ist damit das Leben selbst im Rahmen seiner Möglichkeiten und Grenzen, seiner Bedürfnisse und all dessen, was es zu schenken hat. Aus der Gesamtschau heraus erwartet das Einzelne und Eigene immer nur das Recht und die Möglichkeiten, die ihm … weiterlesen

Anders ist normal… Kontingenz

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Ein wenig Scheu empfinde ich schon, über die vielleicht größte Selbstverständlichkeit innerhalb der menschlichen Existenz etwas niederzuschreiben. Das Abgleiten in die Banalität ist schnell passiert.   Es geht um die grundsätzliche Offenheit und Ungewissheit unserer Seinserfahrungen. Legionen von Philosophen, Theologen, Psychologen und Soziologen haben sich darüber ausgelassen, oft in epischer Breite. Doch alle Reflexionen über das, was Kontingenz genannt wird, verdichten sich letztendlich in den Aussagen:Das Bestehende, so wie es sich uns zeigt, ist keinesfalls notwendig. Alles könnte auch anders sein und manches sowohl „falsch“ als auch „richtig“. Zufälle, bzw. Nichtvorhersehbares oder Ableitbares, intervenieren in Entwicklung und wirken richtungsweisend. Als … weiterlesen