Die Kraft des Mitleids

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Das Mitleid hat es schwer in unserer Zeit. Die Menschheit wird von Bildern des Leids in einem Maße überschwemmt, dass feinere und unterscheidbare Empfindungen ersticken. Fremdes, telegen zugerichtetes Leid, dient als Stilmittel und Quotenbeschaffer für das Universum der elektronischen Medien und der Presse und zugleich bedient es voyeuristische Instinkte der Mediennutzer. Zu dieser Ausbeutung des Leids treten Gewöhnung und Abstumpfung. Dahinter kann sich dann umso besser verbergen, was an Leid dem Blick der Öffentlichkeit und des Einzelnen bewusst entzogen werden soll. Wo die Kraft des Mitleids sich nicht kultiviert und entfaltet, dort sehen wir uns mit innerer Verhärtung und Verrohung … weiterlesen

Der Gang über die Brücke

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Religionen ruhen in Traditionen. Sie haben sich im Verlauf der Kulturgeschichte aus Zeitströmungen herausgebildet, genau wie Rituale. Beide dienten und dienen der Stiftung und Bewahrung von religiöser Identität. Sie bieten ein Rahmen für vertraute Geist- und Verhaltensräume. Für eine Menschheit im Werden, die auf ihrer Entwicklungsstufe immer noch Grenzlinien bedarf, um die Orientierung nicht zu verlieren, sind sie notwendig. Sie halten in der Erinnerung, bilden Bollwerke gegen das Vergessen. Auch ist es schwer vorstellbar, dass wir auf der gegenwärtigen Evolutionsstufe überhaupt ohne Traditionen, Rituale und die entsprechende Sinnstiftung leben können. Im Laufe von Epochen kommen jedoch zu den Kern- und … weiterlesen

Die Schätze der Weisheit

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Die Weisheit gilt einerseits als zu erhaben, um ihr mit Kritik zu nahe zu treten. Gleichzeitig wird sie von den Priestern der Wissensgesellschaft, den etablierten Wissenschaftlern, schlicht ignoriert. Und dies seit Jahrhunderten. Das eigene Selbstverständnis, den eigenen Erkenntnisanspruch und die eigenen Methoden möchte man nicht durch reinen, überzeitlichen und interkulturellen Geist relativieren lassen. Wissenschaft verriegelt damit bis heute den Zugang zu Einsichten in jene Wirklichkeit, die mehr ist als das, was die empirischen und rationalen Augen zu sehen vermögen. Selbst die universitäre Philosophie verlor in diesem Kontext, auf der Suche nach Fortbestand ihrer wissenschaftlichen Anerkennung, die Liebe zum Größeren. Denn … weiterlesen

Ich…!

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Was könnte im Verständnis vielfältiger und zugleich unschärfer sein als jenes Phantom, das ein jeder für sich selber entwirft und macht und das er auch für alle anderen, die er bewusst wahrnimmt, schafft. Das Ich ist Illusion und Faktum zugleich. Es entsteht in der einzelnen Person als ständig schwankende und sich verändernde Konstruktion. Es schafft und verändert Realität durch den Glauben an seine Wirklichkeit und die daraus hervorgehenden Handlungen. Die Empfindung des Ich wächst als Folge der vom einzelnen Menschen wahrgenommenen Grenzen und Begrenzungen in einer vielfältigen und oft als unberechenbar erkannten Welt. Grenzvorstellungen bilden somit die Koordinaten für Denken, … weiterlesen

Es ist kein Kreis zu klein…

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„Es ist kein Kreis zu klein, dass nicht das Größte drin gewirkt werden könnte, und keine Kraft, die in Wahrhaftigkeit und Gottvertrauen tätig ist, geht verloren.“ (Albert Schweitzer) Das demokratische und parlamentarische Denken der Neuzeit führt Menschen gemeinhin zu der irrigen und gefährlichen Annahme, es käme bei grundsätzlichen Fragen auf die große Zahl oder sogar Mehrheiten in einer Bevölkerung an. Selbstredend gilt das für gesellschaftliche Entscheidungsprozesse mit langem Vorlauf und für all das, was schließlich in Gesetzen mündet. Doch selbst dem gehen normalerweise Ideen, Visionen und Anstöße voraus, die im kleinsten Kreise geboren wurden, um schließlich das Licht der allgemeinen … weiterlesen

Schatten der Hoffnung

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Ein spanisches Sprichwort betont, dass, wer von der Hoffnung lebt, an Verzweiflung stirbt. So manche Hoffnung macht krank, wenn die Hürden der Unwahrscheinlichkeit, die ihr gegenüber stehen, schlichtweg unüberwindbar sind. Ungesund wird Hoffnung auch da, wo sie der Gegenwart ihr Recht, ihre Würde und ihre Möglichkeiten dadurch raubt, dass sie in der Konzentration und Ausrichtung auf das ersehnte Zukünftige das entgleiten lässt, was auch der Augenblick an Richtungsweisendem beschert. Falsche Hoffnungen also wollen verabschiedet werden. Es ist zweifellos gesünder, sich zu einer partiellen Hoffnungslosigkeit zu bekennen und sie zu durchleben, als die Lebensenergie durch Träume zu blockieren; gemeint sind Träume, … weiterlesen

Stimmig mit sich selbst sein

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Hinsichtlich der Frage, wer wir sind, vor allem, wer wir für uns selber sind, setzt Identität den Rahmen, und sie füllt ihn zugleich aus. Die Identität zeigt das Bild, das ich von mir entworfen und gestaltet habe und mit dem ich mich stimmig fühle. Dies könnte zu dem Missverständnis führen, dass die Person eine Identität hat. Jedoch ist gesunde Identität etwas, das sich in einem kontinuierlichen Wandel befindet. Er folgt den Veränderungsprozessen und Transformationsräumen, die wir im Leben auf den verschiedensten Ebenen durchschreiten. Körper-Identität, Gefühls-Identität, Geist-Identität, Sozial-Identität, Seelen-Identität, All- bzw. kosmische Identität fügen sich dabei in der Identität einer Persönlichkeit … weiterlesen

Straßenkinder

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  Was die 16 jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg durch ihr Beispiel in Gang gesetzt hat, verdient wahrhaft Respekt. Ein einzelner junger Mensch mit klarem Kopf, klarem Empfinden, Tatkraft und Zivilcourage bewirkt eine weltweite öffentliche Aufmerksamkeit für das wohl drängendste Problem der Gegenwart. Ihr Schulstreik, ihre Interviews und Ansprachen bewirkten ein mediales Echo sondergleichen. Es ist, als hätte ein inhaltlich und emotional schon lange vorbereiteter geistiger Raum des letzten Anstoßes bedurft, um seine Energie freizusetzen. Dass dieser Anstoß aus einer völlig unerwarteten Ecke kam und eben nicht von den ansonsten allgegenwärtigen Protagonisten, war dabei wohl mit ausschlaggebend. Und so hatte … weiterlesen

Ich habe resigniert

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In dem immer wieder vergeblichen Anrennen gegen das, was ich ändern möchte; in der gefühlten Ausweglosigkeit einer Situation und ihrer Unabänderlichkeit; wenn wir keine Einflussmöglichkeiten mehr sehen; wenn unsere Kraft und Energie und mit ihnen die Zuversicht schwindet; wenn wir schließlich aufgeben, die Segel streichen; dann, so heißt es, haben wir resigniert. Was uns einst bewegte und führte ist geschwunden. Pläne sind zerrissen, Erwartungen enttäuscht und darauf bezogene Hoffnung zerstoben. Wer resigniert, hat verloren, ist zumindest sehr geschwächt. Er musste sich Verhältnissen beugen, die stärker sind. Der Schatten, der immer zwischen die Idee und die Wirklichkeit fällt, hat den Antrieb … weiterlesen

Die Seele und das Dunkle

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Die Seele vermag uns zum Erhabenen und Wunderbaren zu erheben, uns in Berührung mit dem Göttlichen zu bringen. Doch kann, wie Teilhard de Chardin (1881 – 1955) es einmal formulierte, die Erhabenheit des Gipfels nur erahnt werden angesichts der Tiefe des Abgrundes, der daneben aufragt. Und so liegt es im Raum der Möglichkeiten, dass sie auch mit der dunklen Seite des unendlichen Feldes in Resonanz treten kann. Es ist die Seite, die wir, von der menschlichen Ethik her betrachtet, das Dunkle oder gar das Böse nennen. Die Seele kann irren, und sie kann sich verirren. Und sie kann verdunkeln. Zu … weiterlesen