Fastenzeit

ClausAllgemein

Ein wenig wie aus der Gegenwartswelt gefallen, mutet manches religiöse Brauchtum an. Das Fasten gehört dazu, als Zumutung in einer Kultur, die viel auf sich gibt, weil sie viel zur jederzeitigen Verfügung hält. Alles käuflich. Verzicht stellt da einen Mangel her, provoziert ein Defizitgefühl, es sei denn, man entscheidet sich etwa für Früchtefasten auf Madeira mit ayurvedischer Ganzkörperbehandlung. Das soll auszuhalten sein, wie zu hören ist. Fasten kann man eigentlich so gut wie alles. Aber warum? Was ist der Antrieb dazu, wenn wir einmal das religiös Verordnete und bei fehlender Konsequenz schnell mit einem schlechten Gewissen versehene außer acht lassen? … weiterlesen

Allpräsenz – oder: Gott ist Geist

ClausAllgemein

Es gibt wohl keine schwerwiegendere und zugleich problematischere philosophische Frage als die nach dem Sein und dem Wesen dessen, was Gott genannt wird.  Zu einer Frau, die davon ausging, dass hinsichtlich göttlicher Existenz der materielle Ort bei der Anbetung eine Rolle spiele, sagt Jesus von Nazareth: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“ (Joh. 4,24) Von dem unsichtbaren Gott sprechen Texte der heiligen Schriften oder auch von der selbst nicht erschaffenen ersten Ursache, der Energie hinter allem Sein.Gott ist nach diesem Verständnis geistige Energie – die das gesamte Universum erfüllt und … weiterlesen

Handlung und Schönheit

ClausAllgemein

Da gibt es Handlungen oder Worte, die uns schon in dem Moment als defizitär oder ungut bewusst werden, in dem wir gerade dabei sind, sie auszuführen. Dann allerdings ist das Getane noch nicht zu Ende. Es verfolgt uns, etwas ruft nach Verbesserung und Korrektur. Das Gewissen fährt seine Stacheln aus. Für eine Weile leben wir in innerer Dissonanz. Und dieser Zustand bleibt, wenn auch mit abnehmender Intensität, im schlimmsten Fall ein Leben lang. In der Musik als Töne, die auseinanderklingen und nicht miteinander harmonieren, ein unverzichtbares Stilmittel, wirkt eine uns bewusste Dissonanz in der Psyche im günstigen Fall als unmittelbarer … weiterlesen

Zum Gipfel führt nur die Geduld

ClausAllgemein

Es zeichnet den Menschen im Gegensatz zur Natur aus, dass ihn oft Eile und Unrast treibt, um Notwendiges und Gewolltes zu erlangen. Dabei ist er selber, wie uns Christian Morgenstern lehrt, ein Exempel der beispiellosen Geduld der Natur. Und das in doppeltem Sinne: Einmal brauchte das Leben auf der Erde viele Millionen Jahre, um Homo Sapiens hervorzubringen. Zum Anderen verwundert das lange Stillhalten der Natur gegenüber der Schändung, die sie durch ihr unersättliches Kind erfährt. Das allerdings hat sich mit Covid 19 und dem Klimawandel begonnen gründlich zu ändern. Der Natur sind evolutionär bedingte Rhythmen eingegeben. Der Mensch der Neuzeit … weiterlesen

Wunder und Wirklichkeit

ClausAllgemein

Wunder stehen nicht im Gegensatz zur Natur, sondern im Gegensatz zu dem, was wir über die Natur wissen.(Augustinus von Canterbury, 546-604) Wunder gelten als weitestgehend unerklärliche Vorkommnisse, zumindest, wenn wir den Maßstab rationaler, wissenschaftlich gehärteter  Vernunft anlegen. Auch lassen sie einen alltäglichen Erfahrungsbezug vermissen. Dass sie sich ereignen, ist zwar höchstgradig unwahrscheinlich, doch kommt es dazu, sind sie sehr real. Etwas, das man sich so nicht vorstellen konnte bzw. an das man nie zu glauben gewagt hätte, passiert trotzdem, wie von einer Hand geführt, die aus einer Anderswelt hinüber in unser Leben greift. Wie es scheint, kann „Wunder“ nicht weltimmanent … weiterlesen

Ich habe es geahnt…

ClausAllgemein

„Überall geht ein frühes Ahnen dem späteren Wissen voraus.“ (Alexander von Humboldt, 1769-1859) Da lebt so eine Ahnung, dass etwas auf einen zukommt. Sie breitet sich als diffuses, vages Vorgefühl in unserem Gemüt aus, das kaum zu unterdrücken ist.Manchmal wird die Ahnung Wirklichkeit. Ein anderes Mal stellen wir fest, dass wir uns mit ihr wohl doch getäuscht haben. Aber selbst dann hatte sie eine Wirkung. Wer eine Vorahnung hat, ändert durch sie möglicherweise sein Verhalten bzw. seine Einstellung und damit den Verlauf des Geschehens. Genau das mag dann bewirken, dass das Erahnte nicht oder anders eintritt. Man könnte in diesem … weiterlesen

Epilog

ClausAllgemein

„Hindurch werden wir nur kommen, wenn wir wissen, wohin wir wollen.“ Dieses Zitat von Martin Buber war der Ausgangspunkt für das Auffalten der sieben Lebenshaltungen, die den Menschen und die Menschheit auf einen entsprechenden Weg führen und ihn darauf halten können. Zu wissen, wohin wir wollen, sollte allerdings nicht mit der Existenz eines anpeilbaren Zielpunktes verwechselt werden. Es geht vielmehr um einen heilenden Prozess, weswegen wir auch von den sieben Haltungen sprechen und nicht von irgendwelchen Bedürfnisse oder Wünschen. Was wie ins Leben treten will, zeigt sich in der Bewegung. Der Blick öffnet sich im Zugehen auf den Horizont einer … weiterlesen

Sieben: Getragen vom Strom der Weisheit

ClausAllgemein

Liebe Interessierte an meinem Blog. Sie können von nun an den Text auch von mir eingesprochen hören. Ein Link befindet sich am Ende. ******* Aus welchem Reservoir schöpfen wir, wenn wir nach Antworten auf die Frage suchen, wohin wir wollen? Es ist das Meer, der unendliche Ozean der Weisheit. Alles ruht ausgesprochen und unausgesprochen in ihr.Im biblischen Buch Sprüche ( 8, 22–31) steht geschrieben: Bevor die Welt geschaffen wurde, war ich da. Ich, die heilige Weisheit. Ich war da von Anfang an, von Ewigkeit zu Ewigkeit… Ich, die Mutter alles Lebendigen. Ich bin die Mutter des Gottes… Wohl denen, die … weiterlesen

Sechs: Tätige Hoffnung

ClausAllgemein

Hoffnung ist ein Lebenselixier. Wo der Mut zum Sein im Angesicht von unerträglich scheinenden Existenzbedingungen auszubluten droht, sendet sie einen Lichtstrahl aus dem Möglichkeitsraum des Zukünftigen. So gibt sie dem verzagenden Menschen eine letzte Zuversicht an die Hand, die es vermag, ihn aus dem Dunkel der Seele zu führen. Doch so manche Hoffnung verschlimmert das Befinden sogar, wenn die Hürden der Unwahrscheinlichkeit, die ihr gegenüber stehen, schlichtweg unüberwindbar sind. Ungesund wird Hoffnung schließlich auch da, wo sie der Gegenwart ihr Recht, ihre Würde und ihre Möglichkeiten raubt. Das ist der Fall, wenn in der Konzentration und Ausrichtung auf das ersehnte … weiterlesen

Fünf: Tapferkeit

ClausAllgemein

In den antiken, aristotelischen Tugenden und ihrer Wiederbelebung in der Tugendlehre des Thomas von Aquin (1225-1274), spielt die Tapferkeit eine ganz wesentliche Rolle. Zwischen blinder Tollkühnheit und Feigheit liegend, gibt sie dem Leben Ernsthaftigkeit, Konsequenz und Verlässlichkeit. In ihr werde ich meiner Menschenwürde gerecht. Tapferkeit kann als die Bereitschaft verstanden werden, im Ringen um die Verwirklichung des Guten auch Verletzungen, im Zweifelsfalle bis zum Tode, hinzunehmen, wie Josef Pieper dies in seiner Abhandlung „Vom Sinn der Tapferkeit“ (1934) in Bezug auf Thomas konstatierte. Die Bereitschaft zur Verwundbarkeit entsteht um den Erhalt bzw. das Erlangen einer tieferen Unversehrtheit willen. Was die … weiterlesen