Vier: Einfachheit

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Sinnfragen könnten sich in einer Kultur, die auf Wohlstand, relativ sicherer Versorgung und einem weitgehend stabilen politischen System beruht, anders stellen als dort, wo der tägliche Kampf ums Leben und Überleben den Alltag bestimmt. Wo also durch die weitgehende Befriedigung der Grundbedürfnisse geistiger Raum wäre für die wesentlichen Fragen des Seins, dominiert gleichwohl die Macht des Materialismus. Sie reicht bis tief in die Sehnsuchtsregungen des Menschen und sein Streben hinein. In dem, was du hast und was du in der Gesellschaft und in den Augen anderer bist, erkennst du dich wieder. Daran misst du dich zu wesentlichen Teilen und bestimmst, … weiterlesen

Drei: Geschwisterlichkeit

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Die Ehrfurcht vor dem Leben verändert die Haltung und die Weise, mit denen wir anderem Leben begegnen. Geschwisterlichkeit ist dafür der rechte Begriff. Ihn gilt es nun neu bzw. entsprechend weiterzudenken. In herkömmlichem religiösem Verständnis meint er die liebende Zuwendung auch zu den Menschen und Menschengruppen, mit denen wir nicht verwandtschaftlich verbunden sind. Für sie übernehmen wir Verantwortung, erweisen uns solidarisch, über alle Barrieren und Grenzen hinweg. Dahinter steht die Einsicht, dass alle Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit eine große Familie bilden, die von demselben Planeten genährt werden, dieselbe Luft atmen, Wärme unter derselben Sonne finden. Geschwisterlichkeit beendet Rassismus und Diskriminierung. … weiterlesen

Zwei: Ehrfurcht vor dem Leben

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Die Welt kann nur entzaubert, das Leben nur dann missbraucht, Mutter Erde nur dort geschändet und entwürdigt werden – wo es an Ehrfurcht mangelt; der Ehrfurcht vor dem Leben, vor dem Sein und Werden. Erst mit ihr als grundlegender Haltung allem Sein gegenüber, beginnt das wesenhafte, das eigentliche Menschsein. Man reservierte einst das ehrfürchtig Sein auf jenes hin, was den Bürger übersteigt – Gott, Vaterland, Kirche, außergewöhnliche Personen, Naturgewalten, herausragende Kunstwerke oder Bauten. Da erweist du deine Ehrerbietung, nimmst dich zurück, ergibst dich in Respekt. Und ein wenig mag in der ehrfürchtigen Haltung, vor allem anderen Menschen oder Institutionen gegenüber, … weiterlesen

Beginn einer Antwort

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Ein Freund regte als Reaktion auf meinen letzten Blog an, dass es schön wäre, wenn ich zu der Frage, wohin wir wollen, eine auch konkretere Antwort gäbe. Das möchte ich aufgreifen und in den kommenden Wochen deshalb die 7 mir als wesentlich und unabdingbar erscheinenden Aspekte auf- und ausführen. Welche Orientierungen und Haltungen dienen dem Netzwerk des Lebens? Was gründet uns als Mischwesen aus Geist und Materie, aus „Himmel“ und Erde? Die Quelle dazu liegt in dem überzeitlichen Geist- und Weisheitsraum, den jeder Mensch, zu jeder Zeit, ohne Vorbedingungen betreten kann, gleich auch, in welchen Bahnen sein Leben sich bislang … weiterlesen

Wohin wollen wir?

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Die verordneten Kontaktbeschränkungen und Einengungen der persönlichen Bewegungsfreiheit erscheinen vielen Menschen hart. Sie wecken oder verstärken Gefühle der Einsamkeit und auch der Ohnmacht. Man sieht sich einem unsichtbaren Feind ausgeliefert. Und kaum hat das Zurückfahren des öffentlichen Lebens begonnen, wird der Wunsch erdrückend, dass es doch wieder so sei oder zumindest bald werde, wie es einmal war. Das ist verständlich. Gewohnheitstiere brauchen eine in äußeren Bedingungen ruhende Vertrautheit, Sicherheit und Behaglichkeit. Wiederkehrende und unkalkulierbare Veränderungen berühren das Selbstverständnis. Denn sie fordern eine Flexibilität ein, in der die Umstände des Lebens nicht als sichere Burg, sondern als Nomadenzelt verstanden werden. Verlässliche … weiterlesen

Trump lieben – ein kurzer Zwischenruf

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Nun ist die Wahl also entschieden, und alle Augen richten sich auf den 46. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Ich schaue trotzdem noch einmal auf den scheidenden, mit seiner Wiederwahl gescheiterten Mann, der es wie kein zweiter in diesem Amt verstand, zu polarisieren und Zwietracht zu säen.Die Bilder von Donald Trump, die mir in diesen Tagen nun begegnen, verkörpern einen Ausdruck ungläubiger Niederlage. Sie zeigen das Gesicht zerbrochener Erwartungen und einer in sich selbst zusammenfallenden Hybris. Es sind Bilder der Einsamkeit eines alleine im Oval Office leer vor sich hin schauenden Präsidenten. Auch in seinen Pressekonferenzen wirkt er auf einmal fast … weiterlesen

Todesenergie und das Wunder des Lebens

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Der diesjährige Nobelpreis für Physik wurde an drei Wissenschaftler verliehen, die sich der Entdeckung, der Erforschung und dem Beweis schwarzer Löcher verschrieben haben. Es geht dabei um eine jenseits jeglicher menschlicher Vorstellungskraft, ja jenseits jeglichen physikalischen Verständnisses liegende Kraft und Energie. So umfasst das inmitten der Milchstraße, unserer Heimatgalaxie, wesende und als unersättlich beschriebene schwarze Loch eine Masse von rund vier Milliarden Sonnen. Von den Empfindungen und Bedürfnissen des Menschen und des Lebens auf der Erde her gedacht, leben wir nicht nur im „Raum“ einer unermesslichen Weite und Kälte, sondern auch in einem gewaltigen und gewalttätigen Universum. In seiner astronomischen … weiterlesen

Der Geheimnisraum

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Das Verborgene und Geheimnishafte übt seit je eine große Faszination aus. Es wird zum Anziehenden und bleibt es nur, wenn ihm nicht mit der Absicht der Entblößung und der Entschleierung begegnet wird, sondern mit respektvoller Distanz. Lediglich zu vermuten oder zu erahnen, was sich nicht in Gänze zeigt und den Sinnen nicht auf eine Nähe heranrückt, in der alles offenbar wird, ist gleichwohl für viele Menschen ein Stachel im Fleisch ihrer Neugier, die letztlich jedoch wohl sowieso nie zu stillen wäre. Jeder Mensch hat seinen Geheimnisraum, den er mit einem Schleier verdeckt, um ihn vor zudringlichen Blicken und inquisitorischen Fragen … weiterlesen

Da ist kein Gott. Der Himmel ist leer…

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Wer kennt nicht den großen Zweifel, der die Suchbewegung hin zu einem Transzendenzbewusstsein begleitet; der Zweifel, der an einer Vorstellung haftet, die wir mit den Namen „Gott“ oder „Vater“ verbinden und der wir im Christentum einen „Sohn“ zuwiesen. Eine berühmte literarische Auseinandersetzung findet sich bei Jean Paul (1763-1825) in der „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei.“»Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten wirft, und schauete in den Abgrund und … weiterlesen

Was schön… Eine Anmerkung zur Spracheffizienz

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Es ist erst wenige Wochen her, als meine Frau und ich meine Familie in Hessen besuchten. „Ihr könnt euch Mirabellen mitnehmen, der Baum ist voll“, sagte meine Schwester.Ich legte das gepflückte Obst in einen Kunststoffeimer und füllte dann in Tüten das für uns ab, was man für einige Portionen morgendliches Müsli und ein paar Gläser Marmelade gebrauchen kann. Es war noch reichlich übrig, und so überlegte ich, meinem Neffen und seiner Familie etwas vorbeizubringen. Ich packte die dunkelgelben Früchte in ein kleines Weidekörbchen, das zweckfrei im Vorratsraum herumlag.„Ich fahre kurz zu den Kindern, bringe ihnen auch etwas. Habe mich im … weiterlesen