Täter wie uns

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Ein Gastbeitrag von Christoph Roderig, Münster   „Nie wieder ist jetzt!“, heißt es auf Plakaten, die bei Demonstrationen gegen das Erstarken von Faschismus, Rassismus, Hass und Hetze gegen Andersdenkende, Andersglaubende und Andersliebende in Deutschland hochgehalten werden. Gerade wurde auch wieder der Opfer gedacht. Am 27. Januar an die Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. An die Täter und Täterinnen, ohne die dies nicht möglich gewesen wäre, denkt kaum noch jemand. Dabei muss es eine unglaubliche Menge an Tätern gewesen sein. Von Amokläufen wissen wir, dass eine einzelne Person bei entsprechender Bewaffnung 30 oder 40 andere töten kann. Eine Tätergruppe von vier oder … weiterlesen

Die Stunde der Schönheit

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Der Januar ist dunkel hier im Nordwesten, oft grau und kalt, nasskalt. In manche Tage muss man sich hineinfinden, ja hineinkämpfen; sie rufen nicht von sich aus danach, das Licht im Dunkel zu suchen und sich den wärmeren, hellen Tagen entgegen zu freuen.Das Land ist kälter geworden, was nicht am Januar liegt. Auch da muss man sich hineinfinden und dem Drang widerstehen, das Geschehen einfach geschehen zu lassen, ohne ihm die Schönheit gegenüberzustellen. Die Schönheit in so vielen Dingen, das Erhabene, die Kultur, die kindliche Lebensfreude, der Zauber in manchen Begegnungen. Wenn das Land ergraut und zu erstarren beginnt; wenn … weiterlesen

Schwarzer Kairos

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Die Vorstellung, das Bewusstsein, ja die Gewissheit einer qualitativen Zeit, die potentiell in jedem Moment alles enthält, ist faszinierend und existentiell fordernd zugleich. Kairos, diese mythische und heilsgeschichtliche Gestalt, ruft den Menschen zu:Verliere dich nicht in der Vergangenheit, träume dich nicht weg in eine Illusion, die Zukunft heißt. JETZT ist deine Zeit. Wandle die Blickweise um zu erkennen, was alles bereitet vor dir liegt. Greif zu und gestalte. Kairos kann in diesem Sinne gelesen werden als Hoffnungszeit, Diaphanie, durchscheinendes Licht und Heil. Leicht wird dabei die radikale Herausforderung übersehen, die in der Notwendigkeit liegt, Kairos-Momente unmittelbar zu ergreifen und sie … weiterlesen

Worauf noch vertrauen?

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Je mehr im Sturm der Wandlung nicht nur Gewissheiten zerbrechen, sondern auch der materielle Boden angegriffen wird, auf dem Existenzen ruhen, desto stärker der Ruf nach Sicherheit vor den Bedrohungen. In Wasser stehende Dörfer, Städte und Landschaften wie zum Jahreswechsel, ganze Länder, in denen verzehrende Flammen sich ausbreiten, wie im vergangenen Sommer, Kriege, die unkalkulierbar ausbrechen und verlaufen, sind Boten bereits verloren gegangener Stabilitäten. Das Leben war noch nie zu versichern, allenfalls die Vorsorge für das Alter abzusichern. Und das Versichern der materiellen Existenzen und Besitztümer wird in absehbarer Zeit nicht mehr bezahlbar sein. Es zeigt sich jetzt, dass jeder … weiterlesen

Der Weg des WIR (3) – Ankommen im Heimatland

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Jenseits von richtig und falsch liegt ein Ort. Dort begegnen wir uns.(Dschalal Ad-Din Rumi) Vielleicht ist es ja eine große Anmaßung zu glauben, irgendetwas ginge zu Ende. Es verwandelt sich doch bloß in eine andere Substanz, und alte Namen taugen einfach nicht mehr, und die bekannten Schubladen lassen sich nicht mehr öffnen. Das desillusionierende Grau eines zerrissenen „Ehemals“ löst sich auf in ein Kommendes, das wie in Farbe getaucht scheint. Die Form enthüllt sich im Kommen. Dem geht keine fixierte Utopie mehr voran, allenfalls Träume von Zugewandtheit, Schönheit und Liebe. Das Kommende mag im Herannahen zunächst nicht spektakulär sein, eher … weiterlesen

Der Weg des WIR (2) – Im Sturm der Wandlung

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Was auch komme, den anstehenden Prozessen gilt es sich in Würde zu stellen. Dazu gehören der nüchterne und klare Blick auf die sich ausbreitenden Zerstörungen und die damit einhergehenden Bewusstseinsmanipulationen. Vergessen werden sollte jedoch nicht das wertschätzende Gewahrwerden dessen, was noch in unserer Verfügung und Gestaltung liegt. Demokratische Freiheiten, der unendliche Kosmos von Kunst und Literatur, das Fabelreich der Musik, die Universen der Wissenschaft und die lichtvollen transzendenten Räume wären explizit zu nennen; genau wie die in unseren Ländern immer noch vorhandenen stillen und verschlungenen Wege abseits des Irrsinns und die strahlende Schönheit der Erde, die uns durch jede Blume … weiterlesen

Der Weg des WIR – Ausgangspunkt

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Auf meine Fragen hin an Sie, liebe Leserin, lieber Leser…was denn in diesen Zeiten ein Hindurch bedeute, und welche Vorstellungen oder Träume leben bezogen auf das postapokalyptische Land dahinter, oder ob die Zeit der Träume vorbei sei, weil die Bewältigung des Gegenwärtigen uns vollkommen in Anspruch nimmt, ja wir vielleicht sogar an einem evolutionären Endpunkt angelangt sind…erhielt ich bislang mehr als 50 Reaktionen. Sie sind teils sehr ausführlich, manche verdichtet essentiell, andere in eine biografische Erzählung eingeflochten – alle aber berührt und berührend, in großer inhaltlicher Vielfalt. Das nun Folgende integriert das Subjektive und Persönliche zu einer gemeinschaftlichen Energie des … weiterlesen

Das große Verstummen

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Es ist der Abend des 6. Dezember 1273, vor genau 750 Jahren. Thomas von Aquin (1225 – 1274) kehrt von der Heiligen Messe zurück. Verändert. Schreibt nicht weiter an seinem großen Werk, diktiert nichts mehr, er schweigt. Von seinem Sekretär und Freund, Reginald von Piperno, gefragt, warum es nicht weitergehe mit der Arbeit, sagt er laut den Akten des Heilgsprechungsprozesses:„Alles, was ich geschrieben habe, kommt mir vor wie Spreu im Vergleich zu dem, was ich geschaut habe und was mir offenbart worden ist.“Tatsächlich ist ab diesem Tag bis zu seinem Tod nur noch ein Brief an den Abt von Montecassino … weiterlesen

Metaperspektive

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Liebe Leserin, lieber Leser,herzlichen Dank für die kostbaren Zuschriften, die ich für meine Einladung zum Denken aus der Postapokalypse bislang erhalten habe. Bitte fühlen Sie sich weiter ermutigt. Das WIR werde ich versuchen, bis zur Weihnachtszeit zu erstellen. Vorher ist mir die „Metaperspektive“ wichtig, danach am 6. Dezember ein eigentlich unsagbares, außergewöhnliches Ereignis. Es liegt dann exakt 750 Jahre zurück und beschäftigt mich, seit ich ihm vor vielen Jahren begegnet bin. Metaperspektive Im Inneren der Weltwahrnehmung verfangen bleibend, ist all das Geschehen nur noch schwer zu ertragen. Hass, Gewalt, Abgrenzung, sinnlose Zerstörung und der keine Grenzen respektierende Verbrauch von Erde, … weiterlesen

Und danach? Eine Einladung…

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An Apokalypseszenarien mangelt es den gegenwärtigen Zeitgeistgesprächen nicht. Was keinesfalls verwunderlich ist, haben wir es doch global mit außerordentlichen Bedrohungslagen und Herausforderungen für die Menschheit zu tun. Klimawandel, Artensterben, Überbevölkerung, fortwährend kriegerische Auseinandersetzungen, weit verbreitete unerträgliche Lebensbedingungen, Hass und Hetze – das sind einige der düsteren Stichworte. Vor allem aber können sie nicht mehr einzeln und nacheinander betrachtet und bearbeitet werden. Ihre Gleichzeitigkeit und die gegenseitige Verstärkung sind das eigentlich Erschreckende. Das alles wissen wir. Nicht nur die politische Agenda, sondern auch unsere Wahrnehmung, unsere Gedanken und Gefühle werden dadurch fokussiert. Wir kleben gleichsam in der Macht des Gegenwärtigen fest. … weiterlesen