Das Gewissen – nicht nur in Zeiten des Krieges

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Ob denn Waffenlieferungen in einer Kriegssituation an die überfallene und angegriffene Partei zu billigen seien – der Frage ging ich in meinem vorletzten Blog-Beitrag nach und habe mich positioniert. Die Entscheidung folgte einer Rationalität, wie sie die Bergpredigt unmissverständlich zum Ausdruck bringt und wie sie etwa auch die Freiheits- und Friedenskämpfer Nelson Mandela und Mahatma Gandhi zu leben versuchten: Der Weg zum Frieden liegt allein im Frieden, in der Haltung der Friedfertigkeit selbst. „Ahimsa“ ist in den asiatischen Religionen der Begriff dafür – wir können ihn übersetzen als „Geist des Nichtverletzens“. Und doch, auch wenn man lange geprüft, abgewägt und … weiterlesen

„Der glaubt ja noch an Gott…“

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Es ist Jahre her, dass ich mit einem Menschen beisammen saß, der zu den Mystikern unserer Zeit zählte. In dem Gespräch sagte er über einen befreundeten Mönch: „Der glaubt ja noch an Gott…“Lange habe ich in der Folge über diesen Satz nachgedacht, in ihn hineingefühlt und in die Resonanz, die er in mir auslöst. An Gott glauben… Viele mystisch orientierte Menschen sprechen von der Leere, dem Nichts, der Verlassenheit in einem unendlichen Universum, dem gähnend leeren Schlund, den uns ja auch eine rational kastrierte Wissenschaft zumuten möchte – wenn auch mit ganz anderen Begründungen als jenen, die aus einer tiefen … weiterlesen

Vernunft und Liebe in Zeiten des Krieges

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Es geht in diesem Beitrag nicht um Rechthaben. Ich möchte den Blick auf einen Grundwiderspruch richten, in dem ich mich allerdings positioniere. Die Möglichkeit des Irrtums mitbedacht. *** Größer ist kein ethisches Dilemma vorstellbar.Mahnender könnte sich kein Fragezeichen aufbauen, wenn es darum geht, was denn Vernunft in diesen Zeiten sei.Rätselhaft und wie aus einer anderen Welt ruht erschüttert und verstummend der Appell an die Feindesliebe. Deutschland befindet sich in einer Rüstungsspirale, wie sie noch vor Kurzem undenkbar schien. Der viertgrößte Waffenexporteur der Welt liefert Tötungsmaschinen aller Heeresgattungen in ein auf barbarische Weise überfallenes Land, das sich gegen den Aggressor verteidigt. … weiterlesen

Die zweite Mutation

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Womit wir Menschen Mutter Erde und uns selber konfrontieren, bewirkt nicht nur Entsetzen und Ratlosigkeit. Niemand, der sich einen offenen und selbstehrlichen Blick bewahrt hat, niemand, der über eine Empathie verfügt, die über ihn hinausweist und niemand, der einfach nur nüchtern eins und eins zusammenzählt, kommt an der Einsicht vorbei: Die Zeit des Menschen und der Menschheit läuft ab. Streiten wir uns dabei bitte nicht über ein paar Jahre.Des Öfteren habe ich solches in meinen Blogs anklingen lassen – als analytischem Schluss; manchmal aus Erschrecken und Wut; meistens aus Trauer über das, was mit dem Leben geschieht, aus Trauer aber … weiterlesen

Angst und Wandel

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„Es gibt keine toten Punkte, die nicht zu Wendepunkten werden können – ohne Sterben keine Auferstehung, ohne Tod kein neues Leben. Das gilt manchmal auch für unser persönliches Leben, dass manches eben vorübergeht, um Neues entstehen zu lassen.“ (Alfred Delp) Das Gegenwärtige konfrontiert mit diffuser Gleichzeitigkeit verschiedenster existentieller Bedrohungslagen. Krieg, gleich nebenan, mit außerordentlichem Eskalationspotential; gewandelte klimatische Bedingungen, die das vertraute, ausgewogene jahreszeitliche Spiel der Wetterwechsel außer Kraft setzen; das Verschwinden von Lebensformen, die dem Planeten seine Anmut und seinen Zauber gaben. Dieses Gegenwärtige erlaubt keinerlei Kalkül mehr, was das Hineinwachsen ins Zukünftige betrifft. Neben Erschütterung und Unsicherheit bringt es … weiterlesen

Enttäuschte Liebe

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Erinnert ihr euch?Damals,es war das Ende des sechsten Tages,sprach ich: *** „Es ist angerichtet.Der Planet bereitet.Dem Leben zur freien Verfügung.In grenzenloser Vielfalt. Euch zu entwickeln,euch zu entfalten,euch zu erfreuen,ist er da. Der Himmel den Vögeln,das Wasser den Fischen,das Land den Pflanzen,den Tieren und den Menschen.Dazwischen Falter in der Luftals Farbenspiel.Leuchtende Sterne,eure Sehnsucht zu stillen. Jedem das Seine,in gewogenem Maß.Und all das: Einfach so. Seht doch, wie schön es ist.Seid achtsam und wachsam.Haltet das Gleichgewicht.“ *** Lange war ich danach fort,habe mich in unzähligen Welten des Alls verströmt.Jetzt, am Abend des achten Tages,möchte ich innehalten.Ein wenig ruhen nurund schauen,wie es meiner … weiterlesen

Die Unschuld der Stille

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Für so manchen Zeitgenossen wirkt sie unheimlich. Da ist kein Futter für die ausgetretenen Wege der Gedankenlabyrinthe, kein Anstößiges, um sich aufzuregen und ins sofortige Urteilen zu gehen. Kein äußerer Reiz lockt, kein unruhiges, gieriges, manchmal frevelhaftes Spiel der Augen; keine ablenkenden Töne. Die Fülle der Stille hat keine Ecken und Kanten, keinen Überfluss an Phänomenen, die Aufmerksamkeit beanspruchen. Man kann von der Zeit, in der wir leben, auch als von derjenigen sprechen, die der Stille zum Feind wurde. Sie erträgt sie nicht. Die dünne zivilisatorische Haut trägt Brandzeichen aus dem Krieg gegen die Stille. Sie darf nicht sein – … weiterlesen

Grenzräume

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Naturgesetzlich sind sie uns beigegeben. Unablässig werden wir mit ihnen konfrontiert, stoßen wir an sie. Grenzen begegnen uns in der Zeit und im Raum, doch der Begriff, das Verständnis und die entsprechende Beschreibung sind auch in die soziale und psychologische Sphäre eingewandert. Nichts entkommt der Grenze. Was sie mit uns macht, trägt durchaus als ambivalent empfundene Züge. Mal tritt sie als Zurückweisung, ja Kränkung in unsere Wahrnehmung – als das, was sich Sehnsucht, Wunsch und Regung entgegenstellt. Einengend wirkt sie, sich unerbittlich vor dem Freiheits-, Ausbreitungs- und Überschreitungsdrang aufbauend. Dann wiederum stiftet sie Schutz und das Empfinden von Geborgenheit, schenkt … weiterlesen

Was für ein Zauber…

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Die Welt, in der wir leben, ist kalt und nüchtern geworden durch die Weisen, in denen wir auf sie schauen, über sie reden, sie missbrauchen und verbrauchen. Von ihrer Entzauberung sprach der deutsche Soziologe Max Weber bereits vor gut 100 Jahren und dass man im Wahn der Intellektualisierung und Rationalisierung glaube, alles durch Berechnung beherrschen zu können. Gewiss, Mannigfaches, was in früheren Epochen als geheimnisvoll galt, haben der wissenschaftliche Geist und unermüdliches Forschen auf sachlich begründete Nachvollziehbarkeit reduziert. Mancher Zauber und manches sogenannte Mysterium wurden so entkleidet, dabei jedoch zugleich das Kinde hin und wieder mit dem Bade ausgeschüttet. Denn … weiterlesen

Der Zwischenraum

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Wenn wir atmen, spüren wir diesen kleinen Moment, weniger als ein Augenblick, die Ahnung nur von einer Leere zwischen dem Ein- und dem Ausatem. Es ist weder das Eine, noch das Andere. Eine kurz aufscheinende Stille. Doch als Inmitten unentbehrlich. Jene Zwischenraum genannte Zeit-, oder Raum-, oder Zeitraumspanne hat etwas Unbestimmtes, Unerkanntes, Geheimnisvolles. Und sie begegnet uns auf zahlreichen anderen Ebenen im Leben – als Seinsweise zwischen Nicht-Mehr, Schon-Jetzt und Noch-Nicht. Hier bereitet sich etwas vor, als Gelingen oder als Verwehen; als Geburtsregung von etwas völlig Neuem, bislang nicht Erlebten; oder auch als Fortführung einer Schleife in der Zeit. In … weiterlesen