Im Geist der Utopie

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Thomas Morus (1478–1535) brachte das Wort „Utopie“ in die Welt. Der Humanist, katholische Heilige und Schutzpatron der Staatenlenker und Politiker entwarf den im humanistischen Sinne idealen Staat auf der Insel Utopia („nova insula Utopia“). Vom Begriffsverständnis her meint „Utopia“ das ideale Sein an einem Ort, den es nicht gibt, bzw. der nirgendwo ist. (Topos – das ist der Ort; das U steht für Verneinung.) Eigentlich, so der niederländische Gelehrte und Morus freundschaftlich verbundene Petrus Aegidius (1486–1533), müsse es statt Utopia „Eutopia“ heißen, der richtige, der glückliche Ort, wie er 1517 in einem Epigramm schreibt. Utopien formulieren Antworten auf ungute gesellschaftliche … weiterlesen

Was bleibt in diesen Tagen?

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Immer mehr ist mir nach immer weniger Worten. Alles wurde schon so oft gesagt; an unterschiedlichsten Orten, durch unterschiedlichste Personen und Medien, gerichtet an unterschiedliche Zielgruppen. Und jeder Mensch, der sehen will, trägt alles in sich. Wer nicht sehen will, den erreichen auch keine Worte. Selbst nicht in diesen Zeiten. Vielleicht ja auch gerade nicht in diesen an Trauermeldungen überbordenden Zeiten. Dennoch ein erneuter Blick auf den Gang der planetaren Dinge, aus einer übergeordneten, überpersönlichen, ja evolutionären Perspektive: Schrecklich zugerichtet kreist die blaue Perle des Sonnensystems, jenes Erde genannte Lebewesen durch den Raum. Es leidet an dem Bewohner, der sich … weiterlesen

Freiheit, die ich meine…

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Unausweichlich und unaufhörlich leben wir in Entscheidungen, die mal bedeutend, mal unbedeutender erscheinen. In ihnen scheinen wir frei. Was an sich großartig klingt, meint jedoch im selben Atemzug: Wir sind zur Entscheidung in Freiheit nicht nur befreit, sondern auch verurteilt. Und es stellt sich die Frage, wie weit die Freiheit wirklich reicht. Die (scholastische) Theologie lehrt bis in unsere Tage, dass die Freiheit als Willensfreiheit uns dahin führt, etwas zu tun oder zu lassen. Das sei der Sinn aller Gebote und Verbote. Ohne freien Willen gebe es keinen Verdienst und keine Sünde, keine gerechte Strafe und keinen gerechten Lohn. Solches … weiterlesen

Wer bist DU…?

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Seit je ist da des Menschen Ruf: Führe mich in Dein GeheimnisÖffne den VorhangUnd sei es nur einen Spalt Warum verbirgst Du Dich vor mirWer bist DuWo bist Du Und ewig klingt die Antwort: Ich bin daUnd war nie fort Ich zeige michIn jedem BaumJedem singenden VogelJedem rauschenden WindJedem bewegten Wasser Ich spreche zu DirDurch den offenen HimmelWärme Dich als SonneRufe Dich durch Deine SehnsuchtLass Dich ankommenDurch Deine Liebe In allem kannst Du mich erkennenIn Boten und Propheten bin ich Dir erschienenWas Du wissen musstEs ist gesagt Beende Deine SucheFinde was vor Deinen Augen liegtWas Du mit Deinem Herzenjederzeit erkennen … weiterlesen

Von guten Mächten

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Diese drei Worte sind untrennbar mit dem Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) verbunden. Er nahm sie als Titel für ein Gedicht, geschrieben im Advent 1944 aus der Gestapo-Haft für seine Verlobte, Maria von Wedemeyer. Es hat sieben Strophen, mit der letzten: Von guten Mächten wunderbar geborgen,erwarten wir getrost, was kommen mag.Gott ist bei uns am Abend und am Morgenund ganz gewiß an jedem neuen Tag. Der dem Gedicht beigefügte Brief spricht viel von der Einsamkeit in der Gefängniszelle und dem Alleinsein.„Es ist, als ob die Seele in der Einsamkeit Organe ausbildet, die wir im Alltag kaum kennen. So habe … weiterlesen

Abseits des Lichts – Über das Wesen des Bösen II

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Das physische Böse, auch Übel genannt, das moralische Böse, das aus der Wahlfreiheit des Menschen resultiert und das kulturell verdichtete, in Strukturen eingebrannte Böse repräsentieren die in der Welt sichtbaren Wesenheiten. Wir können sie uns als allgegenwärtige Erscheinungen bis zu einem gewissen Grade erklären. Anders stellt sich das beim metaphysischen Bösen dar. Die Auffassung, dass das Böse keine eigene Wesenheit, ja nichts außerhalb der menschlichen Natur sei und seine Ursachen deshalb nur im Menschen selber gefunden werden können, ist weit verbreitet. Sie reicht bis in die Theologie, und beherrscht den wissenschaftlichen, philosophischen und psychologischen Diskurs, so er denn überhaupt stattfindet. … weiterlesen

Abseits des Lichts – Über das Wesen des Bösen I

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Es durchdringt die Geschichte der Menschheit, unübersehbar und allgegenwärtig. Wir verbinden Zerstörung, Unglück, Not und Leid damit. Es hinterlässt sprach- und fassungsloses Entsetzen, doch selten können wir es greifen. Es existiert und wirkt als grundlegende Potenz in jedem Menschen und bewahrt sich in der Vielfalt seiner Erscheinungsformen und Maskierungen zugleich den Schleier des Verkennens. Das systematische und kategoriale Denken tut sich schwer damit, es wirklich zu verstehen und zu beschreiben. Von Menschen in die Welt getragen, treten in jeder Erscheinungsform andere Rudimente zu Tage, die aus einem in tiefer Dunkelheit liegenden Abgrund zu kommen scheinen. Wohl alle Völker haben durch … weiterlesen

Schöpferische Freiheit

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Ein Gastbeitrag von Markus StockhausenWir können fragen: Was ist Unfreiheit, was macht uns unfrei, was schränkt uns ein, was bestimmt uns, was bindet uns, wo wiederholen wir uns? Im weitesten Sinne sind wir konditioniert durch Form. Was ist Form? Alles Erscheinende und Vergehende, alles Phänomenale, vom Gedanken bis zu einer Galaxie.Die Suche nach Freiheit ist ein Abenteuer. Das Gewohnte verlassen. Dazu gehören Neugier, Entdeckerlust, ein eingeborener Trieb, das Bekannte zu übersteigen, infrage zu stellen, Neuland zu betreten. Das ist Evolution.So begeben wir uns auf die Reise, auf die Suche, wir lassen uns ein auf dieses Abenteuer. Auf unserer Reise begegnen wir … weiterlesen

Der unweigerliche Gang der Dinge

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Mögen wir noch so erfolgreich sein, Reichtümer anhäufen und machtvoll über anderes Leben herrschen. Breite sich der Mensch auch unersättlich weit aus, raube anderem Leben weiterhin den Raum und misshandle den Planeten. Jede einzelne Person, jede Kultur und jede Gattung, die Menschheit als solches inbegriffen, folgt dem Grundgesetz, das kein Leben verschont – dem Vergehen und unwiederbringlichen Verschwinden. Einem Baum, Fisch oder Grashüpfer ist dies egal, zumindest machen sie das zu keiner Affäre mit pathetischem Gejammere. Der Mensch jedoch sähe sich am Liebsten ewig, und kann doch froh sein, dass dieser Kelch ihm nicht zum Trunk gereicht wird. Denn wäre … weiterlesen

Toxisches Oxymoron

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Dass der Widerspruch die geistige Evolution bewegt und Widerspruchstoleranz dabei einen wesentlichen Treiber ausmacht, bedarf ob seiner Selbstverständlichkeit kaum noch der Erwähnung. Kommt es in dem ein oder anderen Fall auch recht unversöhnlich daher, so schwingen doch im Widersprechen und in dem, worauf es sich richtet, immer Optionen mit, die auf eine Lösung, eine Synthese oder ein Darüberhinaus verweisen. Das sieht anders aus, wenn etwas zusammengefügt auftritt, das eigentlich nicht zusammenpasst, ja an sich unvereinbar erscheint. „Hassliebe“, „bittersüß“, „teuflisch gut“, „stummer Schrei“, „geordnetes Chaos“, „exakte Schätzung“, „vorläufiges Endergebnis“, „Feuerwasser“, „Heiliger Krieg“ oder „Wonneschmerz‘“ mögen als Beispiele dafür dienen. Es handelt … weiterlesen