„Du bist so jung wie deine Zuversicht, so alt wie deine Zweifel.“ (Albert Schweitzer) Das Gegenwärtige konfrontiert uns wahrlich mit reichlich Einsichten, was unser Sein als Mensch und Menschheit betrifft. Das nüchterne Auge erkennt in dem, was ist und auf uns zukommt, ein Kaleidoskop des Schreckens. Das pandemische Außer-Kraft-Setzen der sogenannten Normalität und der für selbstverständlich gehaltenen Rechte und Freiheiten; der radikale Wandel der klimatischen Verhältnisse; das Sterben von Natur und unzähliger Arten; das unvorstellbar auseinander klaffende Verhältnis von Reichtum und Armut, Überfluss und Elend; die suizidale Uneinsichtigkeit und Bequemlichkeit einer Gattung, die in ihrer (auch kollektiven) Egomanie an Unersättlichkeit … weiterlesen
Vor sich selbst bestehen
Es kann die Ehre dieser Welt dir keine Ehre geben,was dich in Wahrheit hebt und hält, muß in dir selber leben…Das flücht’ge Lob, des Tages Ruhm, magst du dem Eitlen gönnen;das aber sei dein Heiligtum: vor dir besteh‘n zu können.(Theodor Fontane) Vor sich selber zu bestehen, das setzt ein Bewusstsein meiner Selbst voraus, was durchaus etwas anderes meinen kann als das volkstümliche „Selbstbewusstsein“. Dieses kommt ja manchmal bodenlos daher, wenn es die Folge einer Selbstüberschätzung ist, die nie ernsthaft mit Grenzen und den eigenen Ursachen daran konfrontiert wurde. Vor mir selber kann ich in einem tieferen Sinne nur bestehen, wenn … weiterlesen
Mindestens die Hälfte!
Als die Wasser der Sintflut sich am 17. Tage des siebten Monats begannen zurückzuziehen, strandete die Arche im Gebirge Ararat (heutiges Ostanatolien), wie die Bibel berichtet (Genesis 8,4). Es dauerte noch, bis wirklich Land in Sicht war und man das Schiff, das wohl eher ein gewaltiger Holzkasten war, verlassen konnte. Während Noah, seine Frau, die drei Söhne und deren Ehefrauen begannen, die Arche zu reinigen und als vorübergehende Wohnstatt herzurichten, versammelten sich die Tiere in der Nähe. „Die Menschen haben uns das Leben gerettet“, sprach der Elefant. Alle nickten. „Ja, bemerkte der Löwe. Das ist so. Aber sie können auch … weiterlesen
Der Eros des Erkennens
Philosophie spricht von Liebe – philia, und zwar der Liebe zur Weisheit – sophia. Es ist eine geistige Liebe, wie sie auch zwischen Menschen als tiefe innere, manchmal spirituelle Verbundenheit bestehen kann, ohne dass sie ein körperliches Begehren miteinschließt. Eros, in der griechischen Mythologie der Gott der Liebe, fokussiert in übertragener Bedeutung demgegenüber auch auf das Sinnliche. Anziehungskraft tritt ins Spiel und ein leidenschaftliches sich Zubewegen auf das, was zieht. Erkennen als Prozess nun vermag genau mit jener Kraft und einer entsprechenden Leidenschaft verbunden sein. Denn wenn es einen tieferen Sinn des Menschseins gibt, zielt dieser neben Liebe und Verbundenheit … weiterlesen