Soll er sich auch noch um das Unheil kümmern,
das der Mensch angerichtet hat?
Die kleinen und die großen Wünsche?
Die ständigen Sorgen um dies und das?
Soll er die Erde retten,
die seine „Kinder“ verwüsten?
Die körperlichen Gebrechen lindern
und den unendlichen Schmerz nach Deinem Tod?
Ist das der Sinn des Gebets?

Wie viele mögen aufgestiegen sein aus Auschwitz…
Wie viele aus den Schlachtfeldern und den Trümmerwüsten gestern und heute…
Wie viele an den Betten schwerkranker Kinder…
Wie viele im Moment der Verzweiflung am Sein…

Haben sie etwas bewirkt?
Und geht es überhaupt darum,
etwas durch eine „äußere“ Instanz zu bewirken?

Im Gebet kehre ich mein Innerstes nach Außen.
Bewege in Worten, Sprache und körperlicher Haltung
etwas hin zu einem „leeren“ Raum.
Kein anderer Adressat wäre hier zu finden.
In Bezug zur eigenen Verwundbarkeit
findet das Beschwernis seinen Ausdruck.

Heilende Energie fließt in das sich findende und formulierende Wort,
in die sich regende Geste.
Hier darf ich schutzlos sein,
doch Schutz suchend.
Verzweifelt und ohne Masken mich winden,
aber Anlehnung findend.

Das Gebet entsteht aus dem Vertrauen „Gott in mir“.
Lässt mich aus dem eigenen Brunnen Wasser trinken.
Der Leib als Tempel der Begegnung
des Himmlischen mit der Seele.
Nicht Auge in Auge,
aber Sehnsucht mit Sehnsucht,
Energie mit Energie,
als Resonanz in unendlichem Feld.

Ein Engel hält die erhobenen Arme.
Faltet die sich suchenden Hände.
Durch sie fließt Zuversicht.

Beziehung hält den Menschen am Leben,
wenn die eigenen Kräfte zu schwach sind.
Beziehung, wie ein unsichtbares Netz, das trägt,
geflochten aus Liebe.

Das Gebet ist Beziehung.
Zu den Menschen,
die wir begleiten in der Stille.
Zu den Seelen der Gegangenen.
Zu dem Namenlosen und Geheimnisvollen.

Sie will auch an leichten Tagen gepflegt sein.
Nicht nur als Bitte.
Nicht nur als Hoffnung.
Nicht nur als Suche.
Auch als Dank.

Eine brennende Kerze erinnert.

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