Personale und kollektive Dimensionen des Bösen

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Wenn wir das Böse als Kontrapunkt zum Guten sehen, als seine polare Ergänzung, so liegt darin zwar eine Wahrheit, doch zugleich greift dieses Bild zu kurz. Beide trennt nicht nur die innere Ausrichtung und handlungsbezogene Orientierung, sondern ein elementarer Wesenszug. Im Gegensatz zum Guten, Lebensdienlichen, das Sein und Werden Fördernde, vermag das Böse aus sich selbst heraus nichts von Bestand zu schaffen. Es lebt davon, sich gegen etwas Bestehendes zu wenden. Sein Antrieb ist die Destruktion, die Spaltung, die Schädigung, die Vernichtung. Aus der bloßen Verneinung kann deshalb nichts ins Werden treten. Sie bedarf des Gewordenen, des bereits Existierenden. Sie benötigt … weiterlesen

Das befugte Wort verstehen

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Die großen Schriften, epochale Werke der Philosophie aber auch die „heilig“ genannten, verlieren fortschreitend an Bedeutung – spiegelbildlich zum Auftrieb eines zersplitterten Informationsuniversums, das diffuse Aufmerksamkeit wie ein schwarzes Loch in sich hineinsaugt. Man spricht zwar noch vom christlichen Abendland und einer aufgeklärten, hoch geistigen Kultur. Der Transfer jedoch vom geistigen Fundament in die sogenannte gesellschaftliche Realexistenz ist gebrochen, wenn er denn jemals existierte. Geist, Erkennen, Verstehen und aus diesem heraus handeln, sehen sich auf eine Weise voneinander entfremdet, die etwas Unversöhnliches ausstrahlt. Wir hören dann, dass vom Elfenbeinturm herab genau so wenig Politik gemacht werden könne wie mit der … weiterlesen

Verstehen als Menschenrecht und Menschenpflicht

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Das Selbstverständlichste einer aufgeklärten Kultur verbindet sich mit dem Verstehen – von Menschen, von Strukturen, von Prozessen, von Geschichte. Verstehen kann nicht nur als kulturelles Menschenrecht, sondern auch eine demokratische Menschenpflicht gesehen werden. Öffentlich zugängliche Medien stehen in der bindenden Verantwortung, dieses Gut nicht nur zu schützen, sondern es zu fördern; so werden demokratische Diskurse ermöglicht und am Leben erhalten. Bei politisch kontroversen Themen sieht sich allerdings das Verstehen wollen zunehmend Angriffen ausgesetzt – und zwar gerade aus den Kreisen derer, die es schützen sollten. Will jemand den Motivationen und Handlungsweisen politisch unliebsamer, ja geächteter Personen oder Systeme in ihrer … weiterlesen

Vergiss die Freude nicht

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Manches Tun beschwerlich und ermüdendManche Begegnung desillusionierendManche Einsicht voller SchmerzManche Gedanken hoffnungslosMancher Abschied in Trauer und Tränen Doch die Seele ist ein PrismaJede Bewegung verändertDie Brechung des Lichts Blau, rot, gelb, türkisBunt, dunkel, strahlendAlles ist im SpielJederzeit DU hältst das Prisma in der HandDU steuerst die BewegungDU richtest die Wahrnehmung Freude dannÜber die Blume am WegesrandDen Klang der MusikDen Zauber der KunstDie Schönheit des VogelsDie Regung der LiebeDen SonnenstrahlDen blassen Schein des MondesDie Gärten von Mutter Erde Freude über das SeinDein LebenDas Leben der AndernDie Gewissheit der WandlungDen Trost der Treue Manchmal jedochScheint alles verschüttetMüssen wir kämpfenUm den Anlass zur … weiterlesen

Inseln inmitten

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Stetig und mittlerweile unübersehbar wächst ein Mahnmal innerhalb der zerstrittenen und zerrissenen Menschheitsfamilie. In metallener Klarheit weist es darauf hin, dass die Träume von einer lebensdienlichen, friedfertigen und bescheidenen globalen Kultur wirklich nur Träume sind; dass die aus Einsicht und zugleich Ohnmacht in die Welt gerufenen Appelle als Rufe in der Wüste verhallen; dass wahrhafter Wandel aus jener überlebensnotwendigen Symbiose von Vernunft und Liebe zwar noch denk-, aber mittlerweile nicht mehr begründet vorstellbar ist. Wie ein unauslöschlicher genetischer Code erweisen sich das Ego, das Haben, das Immer-Mehr, die Abgrenzung, unkontrollierte Emotionen und Aggressivität als zu übermächtig. Selbstverschuldete Unmündigkeit und deutlich … weiterlesen

Vom Einsamsein – Eine Ehrenrettung

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Da lebt eine als Strafe und Verhängnis tief empfundene Einsamkeit in manchen Menschen, oft hervorgerufen durch schicksalhaft oder auch altersbedingtes Allein- oder Verlassensein.Manchmal aber mögen Einsamkeit und Alleinsein frei gewählt oder zugeflogen sein, wahrgenommen als ein gemäßer Zustand, selbstverständlich in den äußeren und inneren Alltag integriert.Ein so sich zu seiner Einsamkeit bekennender Mensch muss damit leben beäugt, beurteilt und manchmal bedauert zu werden. Lebt er auch noch allein oder sucht zumindest immer wieder das Alleinsein, ist im Außen das Urteil schnell gefällt. Selten werden in einer Ablenkungskultur diese Einsamen verstanden. Man wünscht sich Erklärung von ihnen oder drängt gar „Hilfe“ … weiterlesen

Die Wandlungskraft des Gebets

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Mit dem Erwachen der Sehnsucht, die sich auf das Größere richtet, auf den Ursprung, das Absolute hin; mit dem Entstehen der Hoffnung, die alles Unperfekte, Leidende und Beschädigte durch jenes Unbegreifliche als heilbar erkennen möchte; mit dem aufsteigenden Bedürfnis nach tieferer Heimat und bedingungslosem Angenommensein kam das Gebet in die Welt. Als sich in Worten, Gesten, Gebärden, Ritualen oder sich ausrichtender Stille zeigend, lebt es als kulturübergreifende Wesenheit des Menschen.Aus der Ohnmacht heraus beschwört es die Allmacht, in der Angst das Rettende, in der Verzweiflung das Tragende, in der Leere die göttliche Fülle. Das Gebet kommt zwar aus dem Menschen, … weiterlesen

Die Antwort der Mystik

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Das mystische Auge schaut nicht analysierend, vergleichend und bewertend auf etwas; es schaut vielmehr aus der Quelle des Seins auf die Geschehnisse und das ihnen Zugrundeliegende. Die Essenz der Mystik liegt in der Folge nicht in Verklärung geheimnisumwitterten Nichtwissens. Es ist vielmehr das Erkennen, das bedingungslose Akzeptieren und das Sich-Hineinempfinden und Hineinnehmen in die überzeitlichen Gesetzmäßigkeiten von Werden und Vergehen. Dieses entzieht sich manchmal einer Zugänglichkeit durch Sprache und hat selten Kompatibilität mit den Regeln unserer äußeren Welt. Um so wichtiger ist als verbindendes und bindendes Ferment die Botschaft der Liebe. Jener Liebe, manchmal Gott genannt, die aus dem Zustandekommen … weiterlesen

Das zweite Leben

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„Wir haben zwei Leben, und das zweite beginnt, wenn Du erkennst, dass Du nur eines hast.“ (Mario de Andrade) Manchmal sind es tiefe, in einem mystischen Weltzugang aufgestiegene Einsichten über das in Unmittelbarkeit sich öffnende und erschöpfende Leben. Einmaligkeit und Unwiderrufbarkeit erstrahlen aus jeglichem Moment. Schönheit und Würde des Erscheinens und seines Verwehens fließen ineinander – bruchlos und nur vom analysierenden Geist unterschieden. Das Leben ist Windhauch, wie der Prophet Kohelet im gleichnamigen biblischen Buch konstatiert. Alles ist nur ein Windhauch… Nichts bleibt davon ausgenommen; kein „gut“ und „böse“, kein „schön“ und „hässlich“; kein Frieden und kein Krieg; kein Baum, … weiterlesen

Geduld

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Mit wachsender Unbehaustheit auf unserer Erde werden Menschen rastloser. Emotionaler Druck ob beharrlich schwindender Gewissheiten und der Erosion des Gewohnten und Vertrauten baut sich auf. Unsicherheit, ja Angst fließen aus der Einsicht in die Unabänderlichkeit der planetarischen, zivilisatorischen und kulturellen Krisen sowie der damit verbundenen drastischen Folgen. Trauer erfüllt den Seelenraum, wenn der Blick auf das Leiden und Vergehen von Landschaften, Natur und Kreatur fällt. Und manchmal erstickt diese Trauer jeglichen Sehnsuchtsruf, wenn sie erkennen muss, dass das Verwehen selbst vor der Menschheit wohl nicht halt machen wird.Aus dieser Ohnmachtsempfindung drängen sich als Antwort Ungeduld und Hektik auf. Sie verbinden … weiterlesen