Es mag gewiss unterstützen, doch das räumliche Arrangement allein ist nicht unbedingt entscheidend für die Qualität des Beieinanderseins. Diese hängt an der geistigen Präsenz und der inneren Ausrichtung der beteiligten Personen.
Betritt ein Mensch den physischen Raum, kommt es gelegentlich zu einer Veränderung. Eine neue Energie wird spürbar, die grundsätzlich in jegliche Richtung zu weisen vermag.
Lassen wir einmal außer Acht, was sich „vergiftete Atmosphäre“ nennt, so kann ein geistiges Feld entstehen, das Gemeinschaftsprozesse unterstützt und Einzelne trägt, ihnen Halt und Orientierung gibt.
Dieses Feld besteht aus Gedankenmaterie, schafft in einer eigenen Zeitwahrnehmung die Verbindung physischer mit geistiger Realität.
Der erweckte und gehaltene Raum ist existentiell etwa für Menschen, die, in eine entsprechende Zeremonie eingebunden, trauern; die einen Gottesdienst feiern, der mehr ist als ein bloßes Ritual; die sich auf der Suche nach gemeinschaftlichem Zusammenhalt zusammenfinden; die sich in der Stille hingeben und anvertrauen an eine geheimnisvolle, unsichtbare, göttliche Welt.
Wenn wir diesen Raum hervorrufen wollen, braucht es ausstrahlende innere Stärke und Klarheit; spürbare Zuwendung und orientierende Kraft. Nur wer sich selber getragen fühlt, kann an einem Empfindungsraum mitwirken, der trägt. Nur wer in sich selber ruhend ausgerichtet ist, stärkt Fokussierung auf das Wesentliche und minimiert Dezentrierung.
Solche Räume zu schaffen und zu halten, braucht Haltung. Aus einer übergeordneten Perspektive auch feinste Schwingungen wahrnehmend, wächst Verbundenheit. Menschen sehen sich in ihrer biographischen Eigenorientierung und Eigensprache, ihrem sogenannten Idiolekt, erkannt und abgeholt. Das entstehende und spürbare Vertrauen stammt dabei aus einer transzendenten Dimension, die weit über das Alltägliche hinausreicht. So können wir mit unserer tiefen Sehnsucht anlanden.
Wer an der Schaffung solcher Räume mitwirkt, ist sich all dessen bewusst, ohne es als Besonderheit zu empfinden. Beharrlich baut er, wo immer er sich bewegt – im Zwiegespräch, in Gruppen, in Zufallskonstellationen, inmitten von Konfliktszenarios.
So entstehen neue Wirklichkeiten und werden zur Heilung in einer gespaltenen und zerfleddernden Welt. Solches zu leisten, sind wir berufen – jederzeit.
Unsere Zukunft hängt wesentlich an der Kreation von Räumen, die Möglichkeiten öffnen. Räume, die uns selbst und anderen Halt geben. Räume des Vertrauens, des Trostes, der Vergewisserung, der Visionen und der tätigen Hoffnung.
Manchmal entstehen diese Räume bereits durch ein Lächeln, manchmal durch Akte der Hingabe, die sich selber als solche nicht wahrnimmt, manchmal schon durch einen bloßen aufrechten Gang inmitten einer wankenden Beliebigkeitskultur.
Die Meisterschaft geistiger Raumgestaltung zeigt sich nicht im Wollen, nicht in einer Absicht. Es geht wahrlich nicht um ein „um zu“. Sie kommt aus sich selbst und verbindet Menschen: in umarmender Präsenz, in Liebe und Ehrfurcht vor dem Leben.
Zum Anhören klicken Sie bitte hier
Wenn Sie meinen Blog abonnieren möchten, klicken Sie bitte hier