Du wachst auf in jene Tage hineindie verstummen lassen Kein inneres Wortmöchte nach Außen tretenKein Gedankezum Klang deiner Stimme werden Stille ist dann die Sprachedas Denken gedämpftwie in Watte gepacktzu Boden sinkende Blätterdie sich sanft auf andere legen Bedächtig die Schritteam Rande der StadtBegegnungen meidendAllenfallsein leises Hallo Die früh sich abwendende Sonnegibt der Dunkelheit Raumsich auszubreitendich aufzunehmenin das Land ohne Konturenwo alles gleich scheintweil kein Lichtstrahl unterscheidetund manchmal kränkt So wird es auch seinwenn wir als Blattvom Baum des Lebens fallen Abendsim Übergang zur NachtAlleinund doch getragenin der Luftdie uns noch hältbis der Bodensich mit uns vereint Stille umfängtund berührtwie … weiterlesen
Steh auf und komm
„Komm, komm, wo immer du gerade bist!Wanderer, Andächtiger, Liebhaber des Abschieds.Es spielt keine Rolle.Unsere Karawane ist kein Ort der Verzweiflung.Komm, komm, selbst wenn du deine Gelübdeschon tausendmal gebrochen hast.Komm, komm trotzdem wieder, komm!“(Inschrift auf dem Grab von Mevlana Dschelaleddin Rumi in Konya) Manchmal erscheint Leben als Leidenwird Überfluss zur Lastverzehrt Mangel die Zuversicht Mangel an Lebensfreudean liebender Zugewandtheitan Geborgenheitan Vertrauen Besinnung führt dich in RebellionSie lässt aufstehenvom Krankenlager des BewusstseinsSchickt mit guten Vorsätzenauf die nächste Etappeder Lebensreise Um erneut in Scheitern zu endensich wiederholender Ohnmachtund einer sich beugenden Gesteder Resignation Du ziehst dich zurückneigst zum Selbstausschluss von Gemeinschaftals verlorenes Kindder … weiterlesen
14 Stationen zum neuen WIR
Eine Ehe sieht sich als zerstört. Zu sehr klaffen die jeweiligen Sehnsüchte, Träume und Erwartungen nach Jahren des gemeinsamen Weges nun auseinander. Zu tief eingegraben sind die Enttäuschungen, Verletzungen und die Erfahrung des alltäglichen Scheiterns inmitten der vertrauten Gewohnheiten und Routinen. Mit abgrundtiefem Unverständnis stehen sich bei aller Liebe Eltern und ihr heranwachendes Kind gegenüber. Hier der Blick auf Sicherheit und Kontrolle über das Leben; da der ungestüme Drang, der in das Andere zieht, die Wildheit, die sich nicht einnisten will in ebenes Land ohne Erhebungen und Schluchten und endloser Langeweile. Zwei Völker und Kulturen, auf engstem Raum aneinander gebunden, … weiterlesen
Abenddämmerung, oder: „Zur Heimat erkor ich mir die Liebe“
Dieses Geständnis der Poetin Mascha Kaléko kann heute, inmitten des Zusammenbruchs ethischer Selbstverständlichkeiten, als Basissatz der Menschwerdung gesehen werden. Mit dem Wort Heimat drückt sich eine gewachsene Haltung dem Leben gegenüber aus, genau wie Liebe erst ihre Fruchtbarkeit erreicht, wenn sie zur Haltung gereift ist. Dann vermag sie sich weit über sentimentale Engführungen hinaus zu dehnen – was nicht als diskriminierende Aussage über Sentimentalität missverstanden werden sollte. Zeigt sie doch so viel von der uns möglichen Tiefe und von der Intensität, die als Gefühlsraum in uns lebt. Zugleich allerdings versteht sie es, unsere Wahrnehmung und geistigen Regungen auf schmaler Bahn … weiterlesen
Zweifel und Stille
Ich gesteheIch kenne die ZweifelOb da ein Gott seiOb da ein Absolutes walteAuf der ErdeIm UniversumIn den unbekannten unzähligen Dimensionen Ich kenne das GefühlWenn die Fragen nagenUnd aus dem Raum der SehnsuchtKeine Antwort kommt Keine, die ich zu hören vermagWeil die übersinnlichen OhrenVerstopft sindVom Getöse einer zerrissenen Welt Ich kenne dann das GefühlMetaphysischer VerlassenheitWie torkelnd in einer sich auflösenden WeltGerade noch die Haltung haltendEine Holzplanke fassendDes vom Sturm zerschlagenen Bootes Endlich auf die Knie gesunkenResignation zulassendBreitet Stille sich aus Es legen sich die Gedanken an dasWas mit GedankenNicht umgriffen werden kann Geborgenheit umfängtAngenommensein erfülltNicht wissend von woher Da ist ein … weiterlesen