Dass der Mensch ein Sehnsuchtswesen sei, wer wollte das bestreiten.Dass er überhaupt erst Mensch wird durch seine Sehnsucht – auch das einsehbar. Die Sehnsucht ist Taktgeber und Kompass der Existenz. Sie drängt in die Ziele. Es war die Sehnsucht, die uns in das erste Erwachen führte. Damals, vor vielen tausend Jahren am Übergang vom magischen zum mythischen Zeitalter. Die große Seinsfrage, eine ihr folgende Idee und zugleich ein Spüren und Ziehen suchten sich Raum. „Wer bin ich, wo komme ich her, wohin führt mich mein Weg? Was ist das, was von mir Besitz ergreift und mich nach oben schauen lässt?“ … weiterlesen
Liebe ist analog
Auf dem Weg zu Tochter und Enkeln fuhr ich die letzte Strecke auf einer Anwohnerstraße, die allerdings mit breitem Bürgersteig ausgestattet ist. Mitten auf der Straße lief eine sehr junge Mutter, den Säuglings-Kinderwagen mit der rechten Hand schiebend, mit der linken ein Smartphone haltend, in das sie hochkonzentriert blickte. In den Ohren Kopfhörerbuchsen. Sie hörte mich nicht kommen. Dem nach unten abgewinkelten Kopf wäre vermutlich auch ein von vorne anbrausender münsterländer Trecker entgangen. ‚Der sollte man das Kind abnehmen‘, dachte ich in erstem Unverständnis, verbunden mit einem leisen Anklang von Wut. Um dann an der inneren Nachfrage zu scheitern: Wohin … weiterlesen
Das Menschheitsgewissen – 150 Jahre Albert Schweitzer
Am 14. Januar 1875 wurde Albert Schweitzer in Kaysersberg im Oberelsaß geboren. Es begann ein Leben, das mit „außergewöhnlich“ nur unangemessen zu charakterisieren ist:Begründer einer alles umfassenden Seinsethik, in deren Zentrum die „Ehrfurcht vor dem Leben“ steht; herausragender Bach-Kenner und Bach-Interpret; Mediziner und weltberühmter „Urwaldarzt“ in Lambarene; Kämpfer gegen Atomwaffen und Friedensnobelpreisträger; Pfarrer, Theologe und Leben-Jesu-Forscher; ein guter, dem Leben dienender Mensch. Von seine Zeit weit überschreitender Bedeutung sind daneben die kulturkritischen und kulturphilosophischen Schriften, Reden und Predigten. Tief ragen sie, teilweise mehr als hundert Jahre alt, in die Gegenwart hinein. Ja, sie beleuchten die geistige Verwahrlosung und ethische Entwurzelung … weiterlesen
Die Tür
Die Schwelle lädt einZum InnehaltenEinen Augenblickdie Seelesich ausdehnen lassen Das Herz schlägt dannhin zu sich selbstzum Rhythmusder ihm eigen Atemfluss umfasstDahinter und Davorals Einheit Viele Türen durchlaufen wir unbemerktVor anderen stoppt der SchrittNichtwissend was wartetSchicksalhaftes erahnend Manchen nähern wir unsauf vorgezeichnetem WegEn passantEine Etappe beendendschon inmitten der neuen Schwer werden Übergängein herrschender Finsternis Licht hinter der Türaber verleiht Flügelhin zum Ende des Tunnels Ahnenwelt und LebensreichGeistwelt und Diesseitigkeitsind durch die Tür verbundenBegegnunghält Orientierungin Balance Aus einem alten Raumzieht Sehnsuchtin unverbrauchte Zeit Zerteilen die Händeden Widerstandvor dem Sehnsuchtslandbleibt beim Schritt durch die Türdas Böse zurück Hoffnung scheint der SuchbewegungDunkel bleibt GefährtinSchatten … weiterlesen