In den edelsten Empfindungshaltungen liegt ein Lebensauftrag. Auch bei widrigen äußeren Umständen, starken inneren Zweifeln, ja dem missbilligt und Ausgegrenzt-Werden ist es wichtig, sie zu halten. Verbindlich und mit der notwendigen Tapferkeit. Die Ehrfurcht vor dem Leben gehört an vorderster Stelle dazu, so wie die Treue zu einem Glauben an die Mysterien des Unsagbaren. Allein dafür lohnt es zu leben.
Es werden nie viele sein, die das so wahrnehmen und in Seinsqualität transformieren. Aber auf sie kommt es wesentlich an, damit die Spuren in das „Reich Gottes“, das immer schon inmitten ist, nicht verwehen. Damit jemand wartet vor dem Tor der Stadt, die inmitten der Wüste liegt; jemand, der einfach da ist, und der von ihrer Schönheit einladend erzählt. Der aber auch verdeutlicht, dass du das Tor nur durch dein eigenes Herz öffnen kannst.
Wir sprechen hier von Sinn, von d e m Sinn. Durch Weltrationalität ist er genau so wenig zu erfassen, wie von dogmatisch erstarrter Religiosität. Er lässt sich nicht durch Bedingtes zwingen. Der Mensch wird von ihm ergriffen, wenn sich innere Leere wie Kältewellen in ihm ausbreiten bzw. er unter den Müllhalden des Sinnlosem zu ersticken droht. Er wird ihn aber auch als etwas freudig Entgegeneilendes wahrnehmen, wenn er reinen Herzens seiner Sehnsucht folgt.
Der Sinn ist keine abstrakte Idee. Er folgt der Weltbejahung und damit der Anerkennung jener höheren Ordnungen, die Welt manifestieren und deren oberste den Namen Liebe trägt. Ihr ist alles untergeordnet, innerhalb des naturgegebenen Laufs der Dinge und dem naturhaft Gesunden in der kosmischen bzw. der Schöpfungsordnung. In den Sinn zu streben und in ihm sich zu Höherem zu bewegen, zum Besten, was einem Menschen möglich ist, nennen wir Hingabe. Ihre Ausdrucksform ist das Gebet – als Verdichtung der inneren schönen Kräfte. Es beschwört keine dem Ego folgende Magie, sondern führt die mir möglichen Seins-Gestaltungen zu ihrem Wesenskern.
Hier nun wird die zentrale Facette der Weltbejahung, die immer auch eine Lebensbejahung ist, deutlich. Sie spricht vom Ja zu sich selbst und keiner kasteienden Abkehr und Minderung. Denn das Höchste lebt und spricht durch das Bedingte. Sich als Eins zu empfinden mit aller Wesenheit, geht nicht ohne das erkannte Einssein mit sich selbst. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst…“ wurde einst dazu gesagt.
Verbindlichkeit auf der Lebensstrecke von Sinnhaftigkeit, ist der Kontrapunkt von Beliebigkeit. Sie stellt sich gegen jenes mittlerweile höchst virale „anything goes“, das an die Stelle eines klaren „Ja“ das „Vielleicht“ gesetzt hat. Vielleicht als zauderndes „erst mal auf Probe“, denn möglicherweise gibt es ja noch etwas Besseres, „last minute“…
Die Kraft von Verbindlichkeit richtet sich immer nach drei Seiten:
Zum Mitmenschen, der sie als Verlässlichkeit wahrnimmt, die ihm Sicherheit schenkt und Vertrauen, gerade wenn die Luft von Zweifel erfüllt ist.
In die Kultur hinein als Ankerpunkt für letzte Werte und Schutzraum für das Unhinterfragbare.
Hin zu mir selbst – Ruhe, Kraft und Selbstvertrauen schenkend. Nichts von Format und in Nachhaltigkeit entsteht, wenn ich mir nicht selber bedingungslos vertrauen kann, gerade in Zeiten der Anfechtung und des Wandels.
Verbindlichkeit erzählt in unser Leben hinein die Geschichte des Woher, des Wohin und des Warum. In schwerer See ist sie dem kleinen Boot Leuchtturm und in dunkler Nacht dem Wanderer Nordstern. Sie verbirgt sich nicht. Überall will sie gefunden werden. Den Zögernden nimmt sie an die Hand. Die Enttäuschte richtet sie auf. Wer sich verloren sah, wird in Orientierung neu geboren.
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