Wir verbinden Treue normalerweise mit Beziehungen und einer darauf gerichteten Verlässlichkeit und Exklusivität. Paare erhoffen sich davon eine gewisse Stabilität, das Eindämmen von Eifersucht und eine Basis für Vertrauen.Treue fordern aber auch die alten religiösen Verständnisse ein, wie in den abrahamitischen Religionen das oberste Gebot: “Ich bin der Herr Dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“Durch den Fahneneid verpflichtet sich ein Soldat der Treue dem eigenen Land gegenüber. „Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“ Einer Treuepflicht unterliegt auch … weiterlesen
Anders
Dem Fremden und Unbegreiflichen in unserer Vorstellung und Empfindung haben wir den Namen „das Andere“ gegeben. Sei es die geistige, transzendente „Anderswelt“, sei es eine sich von der eigenen grundlegend unterscheidende Auffassung, sei es das manchmal irritierende So-Sein eines Menschen, sei es all das, was mir einfach als verschiedenartig und als Nicht-Ich begegnet. Schon etwas Anderes überhaupt zu bemerken und es entsprechend zu benennen, ohne zu klassifizieren oder gar zu diskriminieren, sollte uns in der heutigen Zeit Respekt abringen; ist doch viel zu oft, viel zu vielen Menschen, das, was sich ereignet und nicht ereignet, was ihnen begegnet oder außerhalb … weiterlesen
Genug
Verlässlich dreht sie sich um die SonneKleinod im grenzenlosen UniversumKugelgestalt mit natürlichen GrenzenFür das Leben hält sie alles bereit Gier bedroht sieGier, die tötetDie zu sich hin raubtWas für alle bestimmt und versprochen ist Der Raubzug selbst zieht eine Blutspur ohne Ende Reicht es nicht, was wir habenIm Großen wie im Kleinen Warum keine ZufriedenheitMit dem was istMit dem Land, auf dem wir lebenMit den Gütern, die zur Verfügung stehenMit unserem Leben in seinen MöglichkeitenMit dem Leben der AnderenMit unserem Stand Nicht vergleichenNicht auf Andere schauenNicht ins Hier begehren, was zum Dort gehört Neid zerfrisstBegehren holt aus der MitteFehlendes Maß … weiterlesen
Ostern ist ein universaler Prozess
Passion und Ostern fließen in einem gemeinsamen Energiestrom. In historischer Analogie zum Geschehen vor 2000 Jahren werden sie zwar sukzessive und punktuell als Zeitelemente des Kirchenjahres gefeiert; doch im Wesen stellen sie einen zusammenhängenden, ganzheitlichen Ausdruck von Sein dar. Sie bewegen sich im ewigen Prozess – nicht Kreislauf – von Werden und Vergehen, Niedergang und Neuschöpfung, Leiden und Durchbruch des Heils, Verdunkelung und Aufscheinen des Lichts, Verwundung und Heilung. Und dies betrifft, weiß Gott, nicht nur den Menschen. Den kosmischen „Karfreitag“ und das universale „Ostern“ gilt es mit zu bedenken bzw. überhaupt erst einmal wahrzunehmen. Sie wohnen dem grundsätzlichen Lauf … weiterlesen
Es ist ein Kreuz – Säkulare Passionsgedanken
Als das Volk Israel Gefahr lief, sich von seinem heilsbringenden Gott und dessen Gesetz, der Tora, abzuwenden, in dem es sich alten Stierkulten hingab, rief Mose es zur Ordnung. Verschenkt euer Herz nicht an falsche Götter, betet keine goldenen Kälber an, nur weil eure Sinne nach einer sichtbaren Gestalt dürsten. Denn wohin die Sinne die Sehnsucht lenken, da ist auch das Herz.Es geht also nur vordergründig darum, keinen „falschen“ Gott anzubeten, um nicht der Eifersucht des „wahren“ Gottes zu verfallen. Wichtig ist vielmehr, dass das Falsche im Menschen herrscht, wenn es erst einmal das Herz kolonisiert hat. Gleichzeitig währt diese … weiterlesen
Narben der Seele
Menschen sind voller Narben. Manche kann man sehen, sie fühlen und begreifen. Andere liegen tiefer. Sie stammen von Wunden im Herz, in der Seele. Vertrauensbruch, Untreue, Kränkungen und schwere Schicksalsschläge hinterlassen solche von Außen unsichtbaren Narben. Narben verschließen Wunden. Sie schützen Verletztes davor, unangemessen berührt zu werden, halten Blut und Lebensenergie im Körper. Und sie bleiben, als Zeichen für Geschehenes und Ausgangspunkt für wiederkehrende Erinnerungen. Sowohl äußere, als auch die seelischen Narben, bilden eine Art Ersatzgewebe, das Lücken schließt, aber immer auch mit Einschränkungen verbunden ist. Von manchen Narben wissen wir gar nicht, dass sie da sind. Sie liegen hinter … weiterlesen
Gewissenskultur als angewandte Liebe
Wenn kein Rat mehr weiterbringt, die Erinnerung an die großen Tugenden nicht in das unmittelbare Erfordernis des Moments hineinreicht; wenn sich Ratlosigkeit im Denken, Fühlen und Abwägen ausbreitet – dann bleibt als Orientierung und letztendliche Handlungsanweisung das Gewissen. Es findet seinen Platz jedoch nicht nur im Vorfeld des Tuns. Von sich aus bemerkbar macht es sich gleichermaßen im Nachgang eines Geschehens – etwa als nagender Selbstzweifel, verbunden mit wiederkehrender Unsicherheit oder als Wohlfühlempfindung, alles richtig gemacht zu haben. Dabei regt es sich nicht nur als ein geistiger, manchmal auch unbewusster Abgleich zwischen Recht und Unrecht bzw. Sein und Sollen. Es … weiterlesen
Einfachheit in Perfektion
Gelegentlich kann man selbst in der Wahrnehmungsblase des Fußballs grundlegende Lebensweisheiten entdecken. So analysierte der deutsche Nationaltorwart Marc-André ter Steegen hinsichtlich des Spiels gegen Frankreich, im September des vergangenen Jahres: „Wir wollten eine Struktur haben, die relativ einfach ist. Manchmal ist es mehr, die Einfachheit in Perfektion zu bekommen.“Sich auf das Einfache, Entschlackte, Klare und Überschaubare fokussieren und dieses zur Perfektion führen… Antoine de Saint-Exupéry formuliert es in großer Schlichtheit und Klarheit: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen kann, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.“Solches gibt Sicherheit, ist abrufbar ohne eine vorausgehende große Analyse, verbunden … weiterlesen
Was ist los in diesem Land?
„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“ schrieb Heinrich Heine 1844. Es ist wohl eine der durch die Zeiten hindurch am meisten zitierten, auf Deutschland bezogenen Gedichtzeilen. Nun wird es vermutlich für die verschiedensten Menschen jeweils Verschiedenes sein, was sie mit Unruhe, Sorge oder auch Wut verbinden; und dieses lässt sich jeweils noch recht unterschiedlich bewerten. Die Klimakrise, die kriegerischen Auseinandersetzungen, die Migrationsfrage und soziale Ungleichgewichte mögen dafür als Beispiele dienen. Sie zeigen aber auch, wie viel Widerspruchstoleranz wir gegenwärtig als Bürgerschaft aufbringen und aushalten müssen, um uns noch als Gemeinwesen zu spüren.Ich … weiterlesen
„Gott“ lieben?
Es steht geschrieben:„Darum sollst du den Herrn deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Verstand.“ (Deuteronomium 6:5; Matthäus 22:35-38) Was soll der Mensch da eigentlich lieben?Und welche Art von Liebe wäre angemessen, bezogen auf das Unvorstellbare? Vorstellbares kann ich lieben und/oder mir Begegnendes. Und durch das Vorstellbare oder mir Begegnende hindurch das Dahinterliegende, den Ursprung. Das Gegenständliche berührt dann sowohl als Erscheinungsform des Geheimnisvollen; es trägt seinen Wert aber auch in sich, in seinem schlichen So-Sein. Siddharta spricht in dem gleichnamigen Buch von Hermann Hesse zu seinem Freund Govinda:„Dieser Stein ist Stein, er ist … weiterlesen