Einst stand der Mond für den stillen Begleiter des Menschen. Zuverlässig erschien er des Nachts, verführte zum Träumen, öffnete Sehnsuchtsräume. Sein Licht gab Orientierung, manchmal auch Trost in dunklen Stunden. In Liedern, Gedichten und Geschichten wurde ihm gehuldigt. Und immer schwang etwas Geheimnisvolles mit. Selbst Hunde und Wölfe zog er in seinen Bann. All das mag wohl immer noch so sein, trotz allen astronomischen Wissens, über das heute selbst Kinder verfügen. Und doch hat sich Gravierendes verändert.
Seit der ersten harten, unbemannten Mondlandung am 12. September 1959 und der ersten weichen Landung am 31. Januar 1966 durch die sowjetischen Sonden Luna II und Luna IX sind unzählige Kapseln, Sonden und Roboter auf dem Erdtrabanten gelandet bzw. aufgeschlagen. Manche wurden bewusst losgeschickt, um mit Gewalt auf die Oberfläche zu treffen, damit seismische Messungen vorgenommen werden konnten. Andere erkundeten das Gelände. Apollo 12 schließlich brachte am 20. Juli 1969 die ersten Menschen auf den Mond und wieder zurück. Mittlerweile ist das nicht mehr nur ein Wettlauf russischer und amerikanischer Invasoren, sondern es haben sich China, Indien, Südkorea, Japan und zahlreiche Privatunternehmen aus verschiedenen Ländern dazugesellt. Neue bemannte Raumflüge sind geplant, incl. der Errichtung von Stationen.
Nicht nur, dass wir begonnen haben, nach der Erde auch unseren Trabanten zuzumüllen. Nein, es sollen die Ausbeutung von Rohstoffen und deren Transport zur Erde folgen, und es scheint mir keineswegs unvorstellbar, dort eines Tages den Atommüll zu entsorgen, der hier nicht sicher aufbewahrt werden kann. Das wäre eine wahrhaft strahlende Zukunft.
Die Menschheit geht mit dem Mond um, wie die europäischen Eroberer, Plünderer und Verwüster Nord-, Latein- und Südamerikas zu Beginn der sogenannten Neuzeit. Nichts wurde aus dieser Geschichte des Grauens gelernt. Es gibt keine Besinnung vor dem ersten Schritt – verbunden mit der Frage, ob die Erkundung des außerirdischen Raumes nicht wirklich etwas sein sollte, das die Menschheit an sich in Kooperation, Sensibilität und Ehrfurcht angeht. Der rücksichtslose Eroberergeist, der die Erde beherrscht, breitet sich nun auch im Sonnensystem aus. Er respektiert keinerlei Grenzen, lässt jede Behutsamkeit vermissen. Wehe anderem Leben, wenn der Mensch ihm eines fernen Tages, wo auch immer, begegnet. Oder wehe uns, wenn der menschliche Geist auf wirklich intelligentes Leben trifft…
Alle und alles sind bei aller Differenzierung und Unterschiedlichkeit im Letzten eins – Sternenstaub, als Folge der ersten Millisekunden nach dem Urknall vor 13,82 Milliarden Jahren. Inmitten der auseinander strömenden Galaxien entwickelte sich Terra als Heimat unzähliger Arten, auch – spät hinzugekommen – des Menschen. Was könnte es jetzt, wo die Menschheit beginnt, in zunächst kleinen Schritten aufzubrechen in die Weiten des Raums, Verbindenderes geben, wenn wir uns dieses einfach nur ins Bewusstsein riefen? Wenn wir es zum Anlass nähmen, unsere pubertäre evolutionäre Phase hinter uns zu lassen? Wenn wir staunend und lernend, ohne Nützlichkeitsdenken, das All erkundeten? Wenn die erste Botschaft, die wir mit nach „Draußen“ nähmen, die All-Liebe wäre und nicht schon wieder die Gier? Das wäre eine gewaltige Mutation des Bewusstseins, die auch unserem Heimatplaneten einen neuen Glanz verleihen könnte.
Die Astronauten, die erstmals den blauen Planeten von Außen betrachteten, waren von dem Wunder des Lebens auf dem Lebewesen Erde zutiefst ergriffen. Leider bestimmen nicht sie den Gang der Dinge und die ihm zugrunde liegende Motivation. Stattdessen sind es Ehrgeiz, Ruhmsucht und räuberisches Denken.
So breitet sich mit dem Menschen das Verhängnis weiter aus.
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