Unsterblich?

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Am Dienstag, den 28. Oktober, ist Dr. Tilman Evers, ein guter Freund seit Jahrzehnten, großer Geist, Philosoph und Friedenswissenschaftler in Kassel verstorben. 2019 schrieb er in diesem Blog einen Gastbeitrag: „Unsterblich?“ Zu seinem Gedenken, aber auch um der Tiefe des Beitrags willen, veröffentliche ich ihn hier noch einmal. Gastbeitrag (incl. Foto) von Tilman Evers„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ Wir kennen diesen Satz von Albert Schweitzer, in dem er seine Gedanken zur Ehrfurcht vor dem Leben verdichtete. Wie aber steht dazu der andere Satz, der sich daran anfügt: Wir sind sterbliche Wesen, die den … weiterlesen

Die neue Acedia

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Als die siebte der sogenannten Todsünden wird die Acedia bezeichnet – was übersetzt Trägheit meint. Es geht dabei weniger um körperliche Aspekte als vielmehr einen geistigen Zustand, eine Haltung dem Leben gegenüber. Befallene Menschen lassen sich eher treiben, als in einer Sinn stiftenden Orientierung beheimatet zu sein. Fremdbestimmt erkennen sie ihre eigene Größe und Potentialität nicht, wollen nicht sie selber sein.Nun sollte man diese Haltung, in die man eher hineinrutscht als sie bewusst anzustreben, nicht unbedingt mit Schlendrian oder Müßiggang verwechseln. Oft maskiert sich die Acedia gar als umtriebige Geschäftigkeit, die manchmal an besinnungsloses Tun grenzt. Die gegenwärtige Ausprägung medialer … weiterlesen

VW Bulli, oder: Kairos duldet kein Zögern

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Eigentlich glaubte ich gar nicht mehr daran, wirklich mitgenommen zu werden: Als Anhalter stand ich an der Straße, auf dem Weg von Nîmes nach Saintes Maries de la Mer. Jährlich fand dort zu Pfingsten das mehrtägige Treffen der Zigeunerclans statt, um in einer Prozession die Heilige Maria ins Meer zu tragen. Ich kannte die Zeremonie. Und begegnete dort auch den Reinhards. Gitarrenvirtuosen, nicht nur der berühmte Django Reinhard. Eine andere Welt. Faszinierend. Souverän. Jenseits jeglicher Mittelmäßigkeit. Kein bürgerlicher Begriff passte, wie mir schien. Es war das Jahr 1970. Als der blaue VW-Bulli, von dem heute alle Surfer träumen, näher kam, … weiterlesen

Geistige Räume errichten und halten

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Es mag gewiss unterstützen, doch das räumliche Arrangement allein ist nicht unbedingt entscheidend für die Qualität des Beieinanderseins. Diese hängt an der geistigen Präsenz und der inneren Ausrichtung der beteiligten Personen. Betritt ein Mensch den physischen Raum, kommt es gelegentlich zu einer Veränderung. Eine neue Energie wird spürbar, die grundsätzlich in jegliche Richtung zu weisen vermag. Lassen wir einmal außer Acht, was sich „vergiftete Atmosphäre“ nennt, so kann ein geistiges Feld entstehen, das Gemeinschaftsprozesse unterstützt und Einzelne trägt, ihnen Halt und Orientierung gibt.Dieses Feld besteht aus Gedankenmaterie, schafft in einer eigenen Zeitwahrnehmung die Verbindung physischer mit geistiger Realität.Der erweckte und … weiterlesen

Auf ewig treu

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In unbehauster WeltZerstobenem äußerem Friedenzwischen Menschen und VölkernDie Eintracht mit Mutter Erdeso lange schon verloren… Inmitten gebrochener Gewissheitendie erblindetvon den Schlachtfeldern des Eigennutzes kommendnach neuer Heimat tasten… In Trauer ob der vergebenen Chancennie freigesetzteroft nicht einmal erkannter Potentialean Verbundenheit, Liebe und kristallinem Geist… So unterwegsmit Schwermut an der Seiteals verlässlichem Partner… Der Freudean den kleinen Dingen folgenddie als beste Freundintrotz allem nicht zu vertreiben ist… Von Hoffnung gezogendie kaum nachvollziehbarsich doch am Leben hält… Bewegt eine Fragedie Seele mit Macht Was gibt mir Haltwas Orientierung? Es ist die Treue! Zum Lebendas sich so verraten siehtund trotzdem um seine Würde kämpft … weiterlesen

Jene leise Hoffnung

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Viele tausende Jahre ist es her, dass aus dem zweibeinigen, jagenden und sammelnden Herdenwesen jene Gestalt wurde, die sich Mensch nannte. In ihm war erwacht, was alles veränderte – Sehnsucht. Jene streckende Bewegung über sich selbst hinaus. Zum Übersteigenden hin, zum Größeren, zum Grund der Gründe, dem Ursprung und der Zukünftigkeit. Das aus dem Halbschlaf des Bewusstseins geführte Geschöpf sah sich mit der Frage konfrontiert, worum es sich bei ihm denn handle, ob es und wie es „gemeint“ sei. Zumindest spürte es, bis zur Gewissheit, dass seine Maßstäblichkeit nicht mehr alleine in sich selber ruhte. Das Größere, Gottheit genannt, war … weiterlesen

An sich gut?

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Recht ungleich verteilt, existieren in jedem Menschen Anteile von Gut und Böse, von Wolf und Giraffe, von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Zumindest können wir das ab dem Beginn der sogenannten Zivilisation konstatieren. In jeder Generation leben Menschen, die durch und durch gut sind bzw. es wurden; wir nennen sie manchmal Heilige oder Wesen reiner Unschuld. Und genauso gewiss gibt es Menschen, die durch und durch böse sind bzw. es wurden – unheilbar dem Schädigungs- und Vernichtungsdrang zugewandt und ausgeliefert. Gemeinhin ist es ein lebenslanges Ringen, mal mehr zur einen, mal mehr zur anderen Seite neigend. Daran und den manchmal … weiterlesen

Es bedarf nicht mehr…

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Das Leben ist ein Wundereinfach und Zauber zugleich Aus sich selbst geborenist es, weil es istDas ist sein einziger Sinn Nur der Menschgibt Deutung hinzuSeiner Sehnsucht folgendund einem Rufden allein die Seele zu hören vermag Lob des LebensLob der SchönheitLob des ZauberhaftenLob des Unbegreiflichen In solchem Lobdrückt sich des Menschen Berufung aus Was wäre größerals der tägliche Dank Du fragst wofür? Für das Sein an sichDass du bistLeben inmitten von Leben Du kannst liebenvon Trauer erfüllt seindich überschäumend freuenin Träumen versinkenmanchmal auch leiden Immer wirst du das Leben spürenAuf dem majestätischen Bergvon der Sonne erwärmtIm dunklen feuchten Taleinsam und verlassenOder … weiterlesen

Einhörner retten

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Mein Smart-TV hatte ich gerade als Narkotikum in ein Altenheim gegeben; das Smartphone einem Obdachlosen geschenkt; das Abo der regionalen Zeitung der nächsten JVA überlassen. Endlich frei! Ein Nachbar kam an unserem Garten vorbei. Er äußerte sich entsetzt über die Kriege und all das Unrecht auf der Welt.Was für eine betörenden Pracht die Rosen hatten, die ich gerade beschnitt. In meinem Lieblingscafé setzte sich ein Bekannter zu mir. Die Waldbrände kämen jetzt auch nach Deutschland, merkte er mit mahnendem Unterton an. Die Regierung versage wieder einmal auf ganzer Linie.Angenehm fiel mir auf, dass mein Milchkaffee bei den hohen Temperaturen deutlich … weiterlesen

Schmerzmeer

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„Nicht alle Schmerzen sind heilbar,denn manche schleichen sichtiefer und tiefer ins Herz hinein,Und während Tage und Jahre verstreichen,Werden sie Stein.“(Ricarda Huch) Als Empfindungswesenist der Schmerz uns beigegeben Der Schmerz des Leibesund jener der SeeleDer Schmerz des Herzensder von Verlusten sprichtderen Wundenblutnicht versiegen will In den dahin fliegenden Zeiten-Weltenverdunsten die Tränenvon Personen und Generationen Sie nähren dunkle Wolkendie sich ausregnenüber dem Schmerzmeer der Geschichte Darin ist aufgehobenalles Martyriumdas jemals warAuch diesesdas zeitlebensunheilbar blieb Wohl jeder musste schon einmalin dessen Fluten untertauchenoder zumindestan seinen Gestaden wandeln Manche sind gar verurteiltlange in ihm zu leben Kurz tauchen siemanchmal nur aufund sehendass eine Kerze … weiterlesen