Freiheit und Zwang – das pandemethische Dilemma

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Was den Menschen beherrscht, ob Gemeinwohlorientierung oder Individualismus, ob angemessene Ich-Fürsorge oder pure Egozentrik, zeigt sich in Krisen – und zwar vor allem solchen, in denen es um die Beziehung zum Mitmenschen und zum Kollektiv geht. Wo die Gewichte in diesem Beziehungsspiel liegen, zu welcher Seite das Pendel ausschlägt, markiert den Grad von Kultur einer Gesellschaft, einer Gemeinschaft, ja manchmal der Menschheit insgesamt. Corona führt dies unmissverständlich vor Augen, legt schonungslos offen, welche Gefühle und Energien im Lande leben.Komplexer könnte ein Problem allerdings auch nicht sein. Einfache Antworten verbieten sich. Drei Sichtweisen mögen dies exemplarisch verdeutlichen. Vordergründig scheinen sie unvereinbar, … weiterlesen

Äußerer Raum und innere Stille

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Inmitten des Alltags. Wir treten heraus. Ein Schritt über die Schwelle. Etwas umhüllt nun, was anders ist als „draußen“. Der Atem wird tiefer, nimmt eine Atmosphäre heilender Ruhe in sich auf. Sie durchströmt Leib und Seele, besänftigt den unsteten Geist. Solches geschieht an Orten, die den Menschen erwarten: wenn die Seele betrübt ist, Schmerz, Trauer, Verzweiflung, Einsamkeit oder auch nur eine flüchtige Entwurzelung Wohnstatt in ihm genommen haben; wenn er das hektische, oberflächliche und gedankenverlorene Getriebe um sich herum für eine Weile verlassen will. Um sich wieder zu finden, zu sammeln, auszurichten. Um seine Sehnsucht fließen zu lassen im Gefühl … weiterlesen

Innen

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Ein Gastbeitrag von Werner Binder Einhergehend mit der Missachtung oder gar Verachtung der menschlichen Innenwelt ist leicht zu erkennen, dass nicht-produktive Menschen, Eigenbrötler, Träumer und eigenwillige Individualisten selten Aufmerksamkeit finden. Sie werden marginalisiert. Ihre Existenz wird erschwert durch schwierig einzuhaltende Vorgaben und Bestimmungen. Wer nicht nützlich und leicht zu führen ist, hat das Nachsehen. Wer durch solche Einsamkeit, die ihm auferlegt wird, erkrankt oder stirbt, dem wird kaum nachgetrauert. Kritiker des auf Nützlichkeit und Produktivität getrimmten Systems, so wie es sich nun eingependelt hat, werden ausgegrenzt. Kritische Journalisten und Künstler spüren das mit aller Heftigkeit. Viele Klein -und Kleinst-Unternehmen fallen … weiterlesen

Zeit des Phönix

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Es darf keine Nachlässigkeit dabei geben, den Möglichkeitsraum immer wieder zu thematisieren, in den hineinzubewegen unser menschlicher Adel fordert – um nicht nur überlebensfähig, sondern entwicklungsfähig zu bleiben. Gewiss, dies zielt auch auf Gesellschaft und Kultur, doch zuerst weist es zu mir selbst. Wenn ich mich nicht auf diesen Weg begebe, wie kann ich es dann von irgendwo anders her erwarten? Jede(r) von uns trägt in einem großartigen Sinne Mitverantwortung für das universelle Ganze. Diese erfüllt sich aber nur, wenn wir wahrhaftig so leben, als wären wir für das Ganze auch verantwortlich. Hier erhebt sich nun die Herausforderung, inmitten einer … weiterlesen

Klassik und Scham – Novembertage in Weimar

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Heimat der deutschen Klassik. Zwischen Goethe, Schiller, Bauhaus, Liszt und Nietzsche. Namensgeberin des ersten deutschen demokratischen Staates. Aus der dritten Etage des neuen wunderbaren Bauhaus-Museums inmitten von Weimar sieht man deutlich den Glockenturm, ein in der DDR-Zeit 1958 errichtetes Mahnmal am Rande des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Buchenwald. Dort wütete von 1937 bis 1945 die dunkle Seite der deutschen Seele. Ganz nahe, das Barackenlager für jeden sichtbar in der schmucken Stadt der Dichter und Denker, herrschte das unvorstellbare Grauen. Aber so, wie meine Generation (Jg. 1950) damit gestillt wurde: „Wir wussten ja nichts, ich habe niemanden erschossen“ schauten Bürger und Bürgerin weg, … weiterlesen

Abstieg und Planetentauglichkeit

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Die Zeit der planetarischen Blüte ist vorbei. Neuem fehlt der Raum zu evolutionärer Entwicklung und Entfaltung. So weit ist es gekommen, dass der Mensch sich freut und es als Sensation feiert, wenn er alle paar Jahre eine Lebensform entdeckt, ein kleines Insekt vielleicht, das den wissenschaftlichen Augen bislang entgangen war. Aber noch während er dies erkundet und klassifiziert, hat er bereits wieder tausende Arten aus dem planetarischen Universum unwiederbringlich vernichtet. Der Abstieg, auch wenn dieser im Letzten dem Gesetz allen Werdens folgt, ist in seiner Dynamik weitestgehend selbstverschuldet. Wir wissen das und verstehen doch nicht, die angemessenen Schlüsse in der … weiterlesen

Nicht zu nahe…

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Es liegt im tiefsten Wesen eines Jeglichen, auf sein eigenes Ende zuzugehen. Oftmals führt dieser Weg durch die Tiefen von Verletzung, Leid und Entbehrung. Und nicht selten erschüttert das die betroffenen Menschen im Kern ihres Selbstverständnisses. Dass uns als Beobachter, möglicherweise Mitbetroffene, Angehörige oder einfach nur Mitmenschen dies gleichfalls nahegeht, resultiert aus einer unserer schönsten Gaben, der Empathie. Manchmal weitet sich diese, je nach der Nähe, in der wir zu einem Menschen stehen, in wahrhaftiges Mitleiden hinein. Ohne diese Gefühls- und Seelenregungen würde der Menschheitsraum erkalten und irgendwann sogar seine Fähigkeit verlieren, neues Leben hervorzubringen. Doch scheint die Frage nicht … weiterlesen

Dual und Nondual – Einheit und kein Gegensatz

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Dass das Leben in seinen milliardenfachen Manifestationen dem Einen, dem Urgrund entstammt und in ihm ruht, liegt als Einsicht und Erfahrung allen bedeutenden spirituellen Wegen zugrunde. Wir sprechen von diesen Erfahrungen, die sich auf die eine göttliche Realität und die Nicht-Existenz einer wesenhaften Trennung von Gott und der Welt oder von Gott und der Seele beziehen, auch als Mystik. Jedem Menschen ist es grundsätzlich gegeben, in diese Erfahrung bewusst einzutauchen, ihr schlicht nur zu begegnen bzw. von ihr einfach so erfasst und ergriffen zu werden.Das Eine und Ursprüngliche, das Ungeteilte und Ungetrennte, das Zuhause aller Wesenheiten ist der Ausgangspunkt und … weiterlesen

Wenn da doch ein wenig Unschuld wäre

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Wenn da doch ein wenig Unschuld wäreWie im ersten Blick am Morgenbevor die Erinnerungund der urteilende Geist sich regen Wie in den Augen eines Kindesbevor es gelernt hatzu unterscheiden Wie bei Parzivalauf dem Weg zum Gral Bliebe doch nur etwas UnschuldWenn wir zuordnenvergleichenund in Wertungen gehen Wenn wir zaudernstatt der Stimme des Herzens zu folgen Wenn wir drohen uns anzupassenstatt auf das Gewissen zu hören Wenn da doch etwas Unschuld sich regteIm Aufeinander ZugehenIm Sich BegegnenIn der Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung Und wenn wir doch der Unschuld Klagen hörtenBevor wir Grenzen überschreitendas Staunen unterdrückendas Geheimnis entblößendie Anmut entwürdigenund den … weiterlesen

Was meint eigentlich „christlich“?

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Es liegt im Selbstverständnis der großen Religionen, sich Einzigkeit zuzuschreiben. Gewiss kann man von den Ursprüngen des Religiösen her den unterschiedlichen Wegen ihr jeweils Besonderes, ja vielleicht sogar Außergewöhnliches attestieren. Daraus jedoch einen Absolutheitsanspruch abzuleiten, wendet die Schönheit der besonderen Erscheinung ins Anmaßende und Weltfremde. Denn alle „Völker“ empfingen auf ihrer Suche nach dem göttlichen Urgrund die Heilsbotschaft durch jeweils ihre Propheten, in jeweils ihrer „Sprache“ und eingebettet in eine für sie verständliche Erzählweise. Will man die verschiedenen Wege der Rückbindung (religio) des Menschen in ihrem Wesen verstehen, so heißt das, sich dem Kern und Ausgangsimpuls zuzuwenden und weniger den … weiterlesen