Vermutlich seit der Mensch den Blick sehnsuchtsvoll zu den Sternen erhebt, lebt in ihm die stille Frage, ob da „draußen“ denn noch jemand sei. Lange Zeiten wurde solche Gedanken als unserer Einzigkeit zuwiderlaufend zurückgewiesen oder negiert. Auch die Wissenschaft gab sich lange skeptisch; seien doch die bio-chemisch-atmosphärisch-physikalischen Bedingungen für das Entstehen intelligenten Lebens so speziell, dass schon bloß eine Dopplung im Bereich des höchst Unwahrscheinlichen liege.
Nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung wird die Zahl der Galaxien im sichtbaren Teil des Universums auf etwa zwei Billionen geschätzt. Darin könnten etwa fünf Billionen bewohnbare Planeten existieren; einige Millionen davon in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, die es auf etwa 100 bis 200 Milliarden Sonnensysteme bringt.
Es kam darauf bezogen kürzlich dann etwas belanglos und vom Nachrichtenwert recht versteckt in manchen Medien die Meldung daher, dass eine mit den Bedingungen auf der Erde vergleichbare Evolution auf anderen Planeten alles andere als unwahrscheinlich sei. Ja man gehe davon aus, dass in der Milchstraße mindestens 10.000 Planeten mit erdähnlichen Bedingungen existieren, die auch mit höchster Wahrscheinlichkeit intelligentes Leben und eine technische Zivilisation hervorgebracht haben.
Wie immer jeweils genannte Größenordnungen in ihrer Plausibilität einzuschätzen sind; man wird eines festhalten können: Die Evolution von Geist und Leben auf Mutter Erde ist in ihrer konkreten Ausdrucksform vermutlich einmalig, an sich aber alles andere als einzig.
Das bringt Fragen mit sich, nicht zuletzt religiös / spirituell – auch wenn unsere kosmischen Geschwister außerhalb aller momentan vorstellbaren Reichweite wohnen. Letztlich jedoch entstammen auch sie demselben Urimpuls, sind Resultat des Sternenstaubs der frühesten Millisekunden.
Was heißt das für unser Gottesbild und die damit einhergehenden Absolutheitsansprüche?
Unter galaktischen und intergalaktischen Vorzeichen scheinen sie eher einer Schrebergartenhybris entsprungen als einer Spiegelung universaler, nicht fassbarer Weiten mit gleichfalls wohl unfassbaren Komplexitäten von Leben. Das Albert Schweitzersche „Leben inmitten von Leben“ erhält so noch einmal eine ins Unendliche und vollkommen Unbekannte hinein erweiterte Bedeutung.
Es existiert ein Grundimpuls des Werdens, aus dem alles entstand und fortwährend wird: Die „Gott“ genannte Urkraft und zugleich der Geist an sich, der sich in der Weise des Werdens ausdrückt, ihm evolutionäre Gestalt verleiht. Jeder Seinsform im Universum ist das im Rahmen der jeweils geltenden planetaren Naturgesetze gegeben, mit Gestaltungsspielräumen, die sich aus der jeweiligen Evolution des Naturhaften und des Geistigen ergeben.
Unsere exclusiv gedachte planetar/terrane Gottheit scheint in solchem Kontext eine anthropozentrische Verkennung zu sein, Resultat eines noch zutiefst provinziell eingehegten Geistes.
An dieser Stelle wird noch einmal das in den Heiligen Schriften formulierte Verbot, sich irgendwelche Bilder oder Vorstellungen von Gott zu machen in eine ins Unendliche hinein erweiterte Bedeutung gestellt. Das schließt alle Vorstellungen von „Himmel“, „Hölle“ etc. mit ein. Wir haben schlichtweg keine Ahnung, was man durchaus als Ärgernis bzw. Kränkung empfinden kann.
Zugleich hebt es die Bedeutung des Einzelnen mit jeweils seiner Wahrnehmung. Denn sie ist das, was uns als Maßstab verbleibt. Was Du spürst, was in Dir lebt, was Dich berührt, lebt sonst so nirgends. Deshalb auch können wir dem uns Berührenden als DU gegenübertreten. Es geht nicht um ein personales „göttliches‘“ Außerhalb, sondern um einen von mir wahrgenommenen geistigen/göttlichen Impuls. Es geht damit um Beziehung, persönliche Beziehung, wie auch immer sie entstehen mag und was auch immer dahintersteckt. Allen Zauber, alles Wunderbare und alles Geheimnishafte einbezogen, was keine Astrophysik jemals erkennen und erklären kann.
So kann man beten zu der Gottheit des Ursprungs, aus der alles wurde; erlöst wurde im Moment höchster Verdichtung, sich ausdehnte und den Kosmos bereitete für das Werden von Leben; entsprungen einem Impuls der „Liebe“, der großen Urexplosion beigemengt. Kann ohne das, was wir Menschen Liebe nennen, doch nichts werden, was Leben hervorbringt.
So bleibt, sich in Ehrfurcht zu neigen und zu staunen, bezogen auf all das Unfassbare in seiner Schönheit, seinen Gewalten, seinen Unermesslichkeiten.
Und man kann beten bzw. sich ausrichten auf die geistigen Welten und Kräfte, die sich in ihrer Weise nur auf unserem Planeten gebildet haben, die uns nähren und führen und die wir nähren im Guten wie im Bösen.
Der Kosmos folgt Gesetzen, die wir nur sehr langsam beginnen zu verstehen. Er folgt keiner Ethik, keiner Moral und keinen Vorstellungen. Er lebt sich im Rahmen seiner Grundgesetze „spielerisch“ aus, als Tanz der Universen. Alles Weitere ist den planetaren Räumen inmitten zur freien Gestaltung gegeben. Und hier beginnt unsere erdbezogene und zugleich interstellare „Berufung“. Es geht um die Entscheidung, welchen Part wir in diesem kosmischen Reigen spielen wollen. Ein Habitat der Zerstörung, Vernichtung, Ausbeutung des Gegebenen zu sein oder eben der liebenden Lebensdienlichkeit. Asche oder leuchtende Blume. Grauer oder blauer Planet.
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