Aufstand für das Leben

Clausinterbeing

Wir leben in einer sehr besonderen Epoche der Menschheitsgeschichte und vermutlich entscheidet sich jetzt gerade die Zukunft unserer Gattung. Einerseits ist es nötig, sich ungeschönt all die negativen Entwicklungen vor Augen zu führen, zugleich aber auch Mut und Hoffnung zu bewahren. Denn die Zerbrechlichkeit unserer Lage ist die notwendige Voraussetzung für eine schöpferische Weiterentwicklung. Das mögliche Neue zeigt seine Konturen erst im Erfahren und Aushalten des Gegenwärtigen und damit in dem Mut, das Sein – so wie es ist- anzunehmen.

Eine bessere Zukunft ist möglich – für die Erde, für den Menschen, für jeden von uns. Doch um die Kraft dafür aufzubringen, müssen wir wissen, wohin wir gehen und wie wir leben wollen, wie wir Eintracht und Verbundenheit mit dem Leben an sich gestalten wollen. Was ist wünschbar und wertvoll, und was ist ungut und lebensfeindlich? Wir brauchen neben der Liebe zum Leben in all seinen Facetten Klarheit und Entschiedenheit, um die notwendigen Schritte zu setzen. Und wir brauchen das Wissen darum, dass wir nicht allein sind auf diesem Weg, dass wir uns finden und begleiten, uns ermutigen und tragen. So können wir auch eine Einladung an immer mehr Menschen sein, ihre Ohnmachtsgefühle, ihre Wut über die Respektlosigkeit gegenüber aller Zerstörung des Lebens und das Leiden daran zu überwinden und sie zu verwandeln in mitfühlendes Tun.

In diesem Sinne haben wir uns auf den Weg gemacht. Wir sprechen von einem »Aufstand«. Damit ist gemeint: Wir stehen auf für die gelebte Solidarität mit allem Leben und allen Lebensformen. Wir zeigen Haltung, sehen nicht weg, verschweigen nicht, handeln klar, solidarisch und gewaltfrei, wo immer uns das möglich ist. Wir setzen dem lebensfeindlichen Denken und Handeln in unserer Kultur etwas entgegen: die liebevolle Verbundenheit mit allem Sein.

Dieser Aufstand ist still und kommt von Herzen. Er benötigt keine Medienpräsenz und keine konventionellen politischen Kampfformen. In ihm verbinden sich Menschen, die Entschiedenheit vereint, was die Analyse des Zustands unserer Erde betrifft und die Einsicht in notwendiges Handeln. Es sind Menschen, die von dem Anliegen geführt sind, die in unserer Zeit ein Licht sein wollen, im Bewusstsein der eigenen Schatten. Es sind Menschen, die sich als Diener des Lebens verstehen – in Verletzlichkeit und Konsequenz. Und sie leben im Bewusstsein spiritueller Beheimatung, eines tiefen Getragen- und Verbundenseins, ohne dies definieren zu müssen.

Jeder Mensch, der sich diesem Aufstand anschließt, lebt das Lebensdienliche an seinem Ort in der jeweils möglichen Konsequenz, wissend, nicht allein zu sein und eine wachsende Zahl an Weggefährten an vielen anderen Orten zu haben. Wie ein Mycel breitet sich die praktizierte Lebensliebe aus – unauffällig zunächst, still, wie die unterirdischen Wurzeln einer Pilzfamilie, deren Vertreter jedoch bald auch oberhalb kraftvoll sichtbar werden. In der Stille weben wir an einem Netz, an einem Energiefeld der Fürsorge und Zuwendung zu allem Lebendigen. Wir Menschen, die sich diesem stillen Aufstand verpflichtet fühlen, begleiten uns, tauschen uns aus in den Erfahrungen einer spürbaren Lebensnähe und auch in denen des unvermeidlichen Scheiterns. Wir finden – Tag für Tag neu – zu einer Lebensform, die uns, die nach uns Kommenden und diesen gesamten Planeten trägt.

Einfachheit: Das vorherrschende Wirtschaftssystem auf unserer Erde ist von Ausbeutung und Verdinglichung geprägt. Wir leben in einer Haben- und Konsumkultur, zu Lasten der Ressourcen und einer gerechten Verteilung. Ein einfacher Lebensstil ist die Antwort des einzelnen Menschen. In ihm verzichten wir auf das, was es zu einer Existenz in Würde nicht braucht. Den Maßstab dafür setzen die eigenen Lebensumstände im jeweiligen sozialen Umfeld. Dazu gehört auch, auf die Anhäufung von Kapital um des Kapitals willen zu verzichten und eigenes Geld dem Todeskreislauf des Großbankensystems zu entziehen.

Nichtverletzen: Anderem Leben, auch dem der Pflanzen und dem der Tiere, treten wir in der Absicht des Nichtverletzens gegenüber. Wir begegnen dem Leben in Demut und im Geist der Bewahrung. In einer Zeit, in der das nichtmenschliche Leben oft nur noch als Ding, als Ware und als Objekt des Genusses angesehen wird, ergreifen wir Partei. Das heißt unter anderem, dass wir keine Tiere essen und uns lebens- und naturverträglich verhalten.

Gewissensorientierung: Das menschliche Gewissen ist der letzte Prüfstein für unsere Ethik und unser Handeln. Da das Gewissen der fortwährenden Prüfung und Schärfung bedarf, um nicht Bequemlichkeiten und Täuschungen zu erliegen, pflegen wir die tägliche Haltung und Übung der Achtsamkeit und kontemplativen Ausrichtung. Durch sie erreicht das Leben seine größte Tiefe und Empfindungsfähigkeit. Die Spiritualität im Alltag führt den Menschen zu seiner eigentlichen Größe und bindet ihn an das nicht Sichtbare und uns Übersteigende.

———————————————————————————————————————————————–

Kontakt:
clauseurich@web.de
Hamburg und Umgebung: info@sabinepoetsch.de
Begegnung und Austausch 1x monatlich
Oldenburg: bvkoenen@web.de

München: mail@annette-mann.net
München: info@innenwege.de
                    diane.zilliges@arcor.de
                    (Begegnung und Austausch alle zwei Monate)
Ruhrgebiet: prem.ansula@web.de

Vertiefende Information:

Claus Eurich: Aufstand für das Leben. Vision für eine lebenswerte Erde.
Petersberg 2016 (Verlag Via Nova), 120 Seiten

————————————————————————————————————————————————