Die nach Parteifarben und Wahlkreisen eingefärbte Deutschlandkarte vom 24. Februar 2025 zeigt ein zweigeteiltes Land. Die ehemalige BRD überwiegend schwarz, die ehemalige DDR weitestgehend blau. Diese Aufteilung erinnert mich an Zeiten, in denen ich jünger war. Hier die vollkommene Freiheit, vor allem zum Konsumieren – dort das kommunistische Mangelregime. Dazwischen eine Brandmauer, von den einen Zonengrenze, von den anderen Antifaschistischer Schutzwall genannt. Andere Erzählweisen mit anderen Selbst- und Fremdverständnissen inbegriffen.
Nun ist es nicht unbedingt nur regional gedacht, wenn gegenwärtig wieder von Mauern gesprochen wird. Abgrenzung, Fernhalten, keine Kommunikation, keine Kooperation – da geht es um Bewusstsein, Selbstverständnisse und Drohgebärden. Mit den Schmuddelkindern einer „als in Teilen als gesichert rechtsextrem eingestuften“ Partei will man nichts zu tun haben; hört man unter anderem von den Repräsentanten einer ‚als in Teilen gesichert unchristlich einzuschätzenden‘ „christlichen“ Partei. Wobei einer ihrer jüngeren Abgeordneten das gerade bei „Hart aber fair“ präzisiert hat: Es gehe nicht um die, welche blau wählen, sondern ja nur um die Funktionäre. Also eine bundesweite Brandmauer zum Schutz vor einigen Funktionsträgern. Spätestens hier seien die Fragen gestellt:
Was brennt denn da eigentlich?
Und warum, bitte, brennt es?
Kann es sein, dass das große Teile des Volkes sind?
Könnte man dann also sagen, dass es wieder einmal darum geht, das Volk vor sich selber zu schützen?
Bevor ich dem in mir sich regenden leisen Drang zur Polemik weiter nachgebe, erinnere ich mich. Da war mal einer. Es ist jetzt so etwa 1992 Jahre her als man ihm das Leben nahm, vielleicht auch, weil er zur Feindesliebe aufrief, zur Versöhnung mit allen Menschen – auch den Fremden, auch den Heiden, auch den Andersdenkenden, ja selbst denen, die Gesetze brachen. Ihn leitete wohl nicht nur Menschenliebe, sondern auch Vernunft. Denn noch nie haben Spaltung und Abgrenzung geheilt. Das Land wird dadurch nur verbitterter und wird sich Schritt für Schritt auf die Seite derer bewegen, vor denen man es angeblich schützen will.
In Wahlentscheidungen drückt sich immer etwas aus, was da ist, was lebt. Und was da ist und lebt, gehört dazu. Es will gesehen, Ernst genommen und integriert werden. Das bedeutet gewiss nicht Billigung von Allem, vor allem nicht dem Menschen- und Lebensfeindlichen. Aber es meint Wandel durch Auseinandersetzung miteinander, nicht angewiderte Abwendung. Es meint Diskurs, nicht Dualismus. Der Dualist scheut das Miteinander in Unterschiedlichkeit. Er riskiert sich nicht um des Gesamten willen.
Sich dieser Einsicht dauerhaft zu verweigern, führt in eine Katastrophe. Denn das in die Abgrenzung Abgeschobene sieht sich nicht gefordert, muss nicht mit Reflexion reagieren. So kann es sich ungestört weiter aufbauen.
„Wehret den Anfängen“ scheint, so betrachtet, nicht zu meinen, dem ungewollt sich Regenden Verachtung entgegenzuschleudern, sondern direkt und mit Anstand darauf zuzugehen und dabei die Illusion von Sicherheit, die nur aus Selbstgerechtigkeit besteht, hinter sich zu lassen. Dann wird man sehen.
Ansonsten…
liebe Leserin, lieber Leser
…sollten nach meiner Überzeugung gewisse Regelmäßigkeiten in gewissen Abständen durchbrochen werden, damit es nicht zu unreflektierten Routinen kommt. Jede zur Selbstverständlichkeit gewachsene Gewohnheit bedarf der Infragestellung, um sie aus anderer Perspektive zu betrachten und sich ihrer, auf vielleicht gewandelte Weise, neu gewiss zu werden. Oder sie zu beenden. Davon sind das Schreiben und das Lesen nicht ausgenommen.
Mein Blog und ich machen eine Pause…
Alles Gute!
Ihr
Claus Eurich
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Das Foto habe ich am 24. Februar in der Kirche St. Willehad auf Wangerooge aufgenommen