…dann tue, was du willst!

ClausAllgemein

 

Aurelio Augustinus (354 – 430), Kirchenvater, Philosoph, Heiliger und seinerzeit Bischof von Hippo führt uns auf diese Fährte.
„dilige et quod vis fac…“
„Liebe, und dann tu, was du willst…“

Wenn du in der Liebe stehst und handelst, dann kannst du keine Fehler machen. Und wenn du trotzdem welche machst, wird dich die Liebe lehren, sie zu erkennen und zu korrigieren. Augustinus wusste, wovon er sprach. Vor seiner Umkehr, die ihn zu einem tief spirituellen Menschen transformierte, war er ein Mann, mit all den dazugehörigen Facetten. In seinen „Confessiones“, den „Bekenntnissen“, gibt er darüber Auskunft. Es ist ein außerordentlich ehrliches Buch und zugleich wunderbare Literatur. Aus einem Gebet wird sein Leben in der Spannung zwischen so genannter „Heiligkeit“ und „Normalität“ deutlich: „Herr, gib mir Keuschheit, aber bitte nicht sofort…“

Doch zurück zur Liebe, die uns ja alles lehren soll. Was meint das, Liebe? Vermutlich ist zu keinem Wort auf dieser Erde mehr geschrieben worden. Gerade ist der große jährliche Heiligenfeld-Kongress in Bad Kissingen zu Ende gegangen. Das Thema für vier Tage: „Liebe“. Ich möchte dieses große Wort in Verbindung bringen mit dem Zustand unserer Erde. Dann allerdings fließt Wasser in den süßen Wein der Illusion von „Liebe“…

Menschen, auch die aufgeklärtesten, sprechen von der Liebe zu ihren Kinder und Enkeln, und sie entziehen ihnen zugleich durch ihre Art zu leben und zu konsumieren gnadenlos die zukünftigen Lebensgrundlagen. Sie sprechen von der Liebe zur Natur und konsumieren gleichzeitig die Produkte einer so genannten Landwirtschaft, die eher als chemische Kriegsführung gegen unsere Erde bezeichnet werden sollte. Sie sprechen von der Liebe zu den Tieren und begegnen ihnen ignorant und gefühlskalt täglich auf dem Teller. Vielleicht sollten wir lernen, Liebe und vordergründige sentimentale Regung zu unterscheiden. Vielleicht ist das aber auch zu hart im Urteil. Vielleicht ist ja das, was sich als Liebe ausgibt, in der jeweiligen Weise auch echt – und davon gehe ich aus! Dann müssen wir jedoch zugestehen, dass das, was wir als Liebe verstehen, einfach noch eingekerkert ist, evolutionär verengt und blockiert. Es stammt noch nicht aus der tiefen Empfindung der Liebe für das Leben an sich, ohne jene Grenzen, die der Kopf, die Kultur und das momentane Bedürfnis setzen. Das, allerdings, diese tiefe Empfindung, wäre dann keine reine Kopfsache und keine reine Bauchangelegenheit mehr. Wir sprechen hier von einer zutiefst existentiellen und evolutionären Herausforderung. Es ist die notwendige nächste Windung auf der Spirale unseres Werdens. An ihr wird alles hängen. Wenn wir die Tiefe dieser Liebe nicht lernen neu zu entdecken, sie im Herzen zu fühlen, im Körper zu spüren und in der Seele zu empfinden, dann werden wir das weiter töten, was uns leben lässt…und das wäre irgendwann unser Ende als Gattung, dann auch durchaus nicht unverdient.

Stell dir stattdessen vor, die Menschen lernten zu lieben…
Stell dir vor, wir wären allem, was uns begegnet, in Liebe verbunden und entsprechend achtsam zugewandt…
Der Planet würde neu erblühen, das Leben würde sich neu erkennen – und aus der Liebe heraus, würde der Mensch immer im rechten Maß leben. Dann könnte er wahrlich tun, was er will!