Du bist so schön…

ClausAllgemein

…Gaia, geliebte Erde.

Die zurückliegenden sommerwarmen Herbsttage haben sonderbar berührt. Die für unsere Breitengrade außer- und ungewöhnliche Temperatur und Sonnenintensität gab eine Ahnung von den klimatischen Wandlungen, die uns bevorstehen und die bereits begonnen haben. Und gleichzeitig ist es wie ein mahnendes Aufleuchten der Natur: ‚Seht doch meine Schönheit’!

Im Durchwandern der Wälder, im Blick auf das goldene Licht, das durch die noch zart gefärbten Blätter fällt, wird so vieles deutlich. Der Zauber, der dich erfasst und zugleich seine Vergänglichkeit.
Die Berufung des Blattes ist es zu fallen, wenn der rechte Zeitpunkt da ist. Rainer Maria Rilke schreibt, dass sie dann mit verneinender Gebärde fallen, so wie alles Leben fällt, auch wir, eines Tages. Aber gerade dies, das Verneinende, will mir in diesen Zaubertagen nicht das Wesentliche sein. Vielmehr ist es der Ausdruck einer nicht gemachten, sondern uns gegebenen und geschenkten unüberbietbaren Ästhetik. Es ist jene Ästhetik, die dem evolutionären Prozess selbst eigen ist, die immer aufs Neue im Wechsel der Jahre zu neuer Vollendung strebt und die sich nach eigenen Gesetzmäßigkeiten entfaltet – wenn wir sie denn lassen. Wenn wir sie einfach lassen, ihr Raum geben, Schutz vor dem Zugriff des Menschen gewähren; wenn wir also ihre Würde respektieren und verstehen lernen, dass auch sie, nicht nur die des Menschen, unantastbar sein sollte.

Schönheit bedarf des Schutzes, was oft auch klares und entschiedenes Handeln bedeutet; und sie bedarf der sorgsamen Pflege, ja vielmehr noch, der liebenden Zuwendung. So viel anders wie bei einem geliebten Menschen ist das bei Mutter Erde nicht; was wir wirklich lieben und wofür wir entsprechend sorgen, wird auf seine Weise immer wieder neu erblühen. Nur manchmal besteht die beste Fürsorge halt im Sein-Lassen, im Nicht-Tun, im Nicht-Berühren. Wir können auch sagen: es geht um Einswerden durch pure liebende Präsenz und Wahrung der Schutzräume des Anderen.

Wir kämen auf diesem Weg ein großartiges Stück weiter, wenn wir dafür kämpfen, die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte zu transformieren in eine Lebensrechtserklärung und die Präambel des deutschen Grundgesetzes mit dem Satz beginnen zu lassen: Die Würde allen Lebens ist unantastbar!

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