Der langfristige Erfolg eines jeden menschlichen Entwicklungsschrittes hängt an dem Grad der Freiheit, aus der er kommt. Befreiung schafft die Voraussetzungen dafür, über die eigenen Ausgangsbedingungen hinauszuwachsen. In der Verwirklichung des Freiheitsdranges ersteht ein Lebenssinn, der mehr ist als das bloße Hinnehmen und sich Arrangieren mit den sogenannten Verhältnissen.
Mit der Freiheit halten wir neben der Liebe das wohl kostbarste Gut der Menschheit und eines jeden einzelnen Menschen in Händen. Sie gibt ihm eine Würde, die jene dem Sein an sich immer schon verliehene noch einmal übersteigt. Denn sie führt den bewussten Geist in die Selbstbestimmung. Doch diese aus der Selbstbestimmung hin zum Größeren erwachsende Würde will stets neu errungen sein. Mit jenem billigem Behagen, das dem Anspruch entflieht, über sich hinaus zu wachsen, kann sie den Raum nicht teilen. Wir sprechen hier also von jener Freiheit und von jener Würde, die für eine Orientierung stehen, die bereits einer grundlegenden Richtungsentscheidung folgt. Es ist die Entscheidung für die Liebe zum Leben und eine entsprechend dienende Existenz. Und so fallen an dieser Stelle des Lebensweges Freiheit und Pflicht, Selbstbestimmung und Hingabe zusammen.
Wahre Freiheit befreit nicht von Verlust, Entbehrung und Leid. Sie fordert dem Kräftehaushalt alles ab. Sie kann nur existieren und sich selber bewahren, indem sie sich selber beschränkt! Sie lebt von der Spannung zwischen Möglichkeit und (Selbst) Beschränkung. Es kann und wird keine Freiheit, vor allem für die kommenden Menschheitsgenerationen mehr geben, wenn wir weiterhin das zerstören, was das Fundament überhaupt erst von Freiheit ist – das Leben auf der Erde in Vielfalt und Unversehrtheit.
Wird das rechte Maß in dem Verständnis von Freiheit und ihrer Wahrnehmung nicht gefunden und gehalten, kommt es in der Folge, wie in diesen Zeiten bereits geschehen, zu einer Umwertung der Werte und des Verlustes der schönsten Ideale.
Die Sonne, über viele Jahrtausende die wärmende Mutter, sie wird zu unserer Todfeindin, weil wir das Gleichgewicht zerstört haben, das vor ihrer brennenden Liebe schützte.
Durch die Maßlosigkeit in der Vermehrung ist aus Kindersegen ein Kinderfluch für die Erde und ihre Ressourcen geworden.
So viele Generationen haben wir um Freiheit in der Mobilität gerungen. Als sie da war, begann ihr Missbrauch. Und nun führt sie zu Stillstand, nicht nur auf Autobahnen; so lässt sich mit Hans Magnus Enzensberger die Touristin als die identifizieren, die das, was sie ersehnt und sucht, zerstört, in dem sie es findet. Was also an sich so wunderbar war und ist, haben wir in das Gegenteil seiner Verheißung geführt. Die alten Gewissheiten und das darauf bezogene Vertrauen schwinden.
Man mag das beklagen – und aus einer empathischen Haltung heraus, ist es beklagenswert. Das evolutionäre Bewusstsein jedoch, das in der Metaperspektive nüchtern wahrnimmt, was geschieht, zeigt, dass es geschehen muss. Denn wir haben uns zu großen Teilen als lebensuntauglich für das Lebewesen Erde erwiesen.
Bleibt da noch etwas?
Leben, so leben, wie es notwendig und zugleich schön wäre. Leben für das Leben, ohne billige Kompromisse. Um der Selbstachtung und des Wunders willen, ohne das nichts mehr geht, aber dessen Wahrscheinlichkeiten täglich schwinden. Da sein, lieben, helfen, heilen – aber auch, wo notwendig, dem gegenüber, das weiterhin wissentlich und willentlich Leben schädigt, unerbittlich sein. Das meint heute Freiheit…
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