Einfach so

ClausAllgemein

„Der Gedanke des Existirens überhaupt, das Dasein irgendeines Dinges, oder einer uns möglichen Vorstellung, ist so groß, so überragend kolossal, daß ich in der Grübelei und Anschauung untergehe in Ruhe.“
(Rahel Varnhagen, 1771 – 1831)

Es möge einmal nicht um die Frage eines Sinns gehen, nicht darum, ob das Sein einen Grund hat oder grundlos daherkommt, nicht um richtig oder falsch des Existierens, sondern um das Sein an sich, das pure Vorhandensein von etwas.
Ist das doch unglaublich genug.

Diese allerletzte Reduktion, wenn wir Jegliches, was uns selbstverständlich geworden ist, einfach weil es da ist, in diesem nackten Da-Sein anschauen, so wir den Mut dazu aufbringen, offenbart ein erschütterndes Wunder.

Ein Baum, ein Schmetterling, eine sich öffnende Blüte, der Sprung eines Leoparden, die Harmonie des Planetensystems, die unfassbare Größe und Gewalt des Alls, der Wind, die Quelle, der Mensch, eine Sinfonie…

Ausnahmsweise soll nicht das Urteilen und Bemessen den Ton bestimmen, nicht das Grübeln über Fragen, die sich per se einer Beantwortbarkeit entziehen.
Ehrfürchtig und gewiss auch staunend, gilt es das Existieren als solches, erschienen ohne unser Zutun, wahrzunehmen und zu erkennen.
Mit reinem Dank, einfach so da sein zu dürfen.

Der Gedankenfluss, der Welten malt, die liebende und zugewandte Regung, der verzehrende und vernichtende Hass.
Sich wundern, dass all das einfach so ist und sein kann – geboren aus was und von woher?

Im Nachsinnen über die Antwort, wenn der Drang zum Erkennen des Unerkennbaren sich endlich aufgerieben hat, fällt der Geist in die Ruhe.
Weich gebettet, in schlichter Akzeptanz dessen was ist, einfach weil es ist.

Vielleicht klingt „schlichte Akzeptanz“ aber auch zu nüchtern; eher sollten wir von Ruhe sprechen, die aus Dankbarkeit und Demut, dem uns unfassbar Übersteigenden gegenüber, geboren wurde, und einem Staunen, das sich dem Sein an sich hinzugeben vermag.

Nur da sein, im Atem mit allem verbunden.
Die unfassbare Größe puren Existierens zulassen, nicht nur als Gedanke, sondern als unmittelbare Empfindung.
Das liegt vor, und es liegt geläutert nach jeglicher Philosophie und Theologie.
Es scheint mir die Urform des Gebets zu sein.

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