Die heilende Kraft der Kommunikation

ClausAllgemein

Nur zu oft unterschätzt, liegt in der Kommunikation der Heilungsweg für nahezu alles. Das kann nicht verwundern, ist der Mensch doch Kommunikation, gleich auch, was er tut und nicht tut. Diese Weise unseres Seins, dem Leben zu begegnen und es zu gestalten, prägt letztendlich auch das Antlitz der Erde: Was wir denken, als innere Kommunikation mit uns selbst und unserem Bewusstsein; wie es uns gelingt, auf das Leben der Natur und der Elemente zu hören und uns dann angemessen zu verhalten; wie wir auf den Mitmenschen zugehen und welche Gedanken dem Aussprechen, der Mimik und der Gestik und unserer gesamten Haltung vorausgehen; in welchem inneren Dialog wir mit der geistigen und göttlichen Welt stehen; wie wir es vermögen, der Stille in uns Raum zu geben und damit auch dem, was uns aus der „Anderswelt“ berühren will…

Zwischenmenschliche Kommunikation, die aus Gedanken des Hasses, des Vorurteils und der Abgrenzung hervorgeht, vertieft Gräben zwischen den Menschen und reißt neue auf. Es ist die Vorstufe von Krieg auf seinen unterschiedlichsten Ebenen, manchmal bereits der Krieg selber.
Fehlende Einfühlsamkeit in das Wohl und Wehe anderer Menschen und mangelnde Bereitschaft immer wieder den ersten Schritt zueinander hin zu tun, lässt mich in Gleichgültigkeit und Einsamkeit erstarren.
Verweigerung von Kommunikation gegenüber den Stimmen und Regungen der Natur führt in seelische Kälte und befördert die alltäglichen Vernichtungsfeldzüge.
Ein fehlender dialogischer Zugang zu mir selbst mündet im schlimmsten Fall in Selbstentfremdung, ja einer dissoziativen Störung.
Ignoranz gegenüber der geistigen Welt versagt mir den Zugang zu meiner eigenen Tiefe.

Die wesenhafte Bedeutung von Kommunikation besteht darin, Gemeinschaft herzustellen, zu bewahren und zu pflegen. Sie lebt von der entsprechenden Intention, um die ein Mensch sich müht und der er Ausdruck geben möchte. So auch erst finden dann in der Weise des Kommunizierens jede innere Haltung, jede Tugend und jedes Ethos ihre reinste Gestalt.

Leben in diesem Sinne kann als eine Schule der Kommunikation verstanden werden. Achtsamkeit und feinsinnige Bewusstheit nach Innen und nach Außen bilden ihre Schlüsselkoordinaten, ist das, was wir als Wirklichkeit bezeichnen, doch immer mehrdimensional, mehrdeutig und hochkomplex. Einfache Weltbilder, die daraus resultieren, es sich zu einfach zu machen, verbieten sich. Allein im Umgang mit anderen Menschen begegnen wir in nahezu jeder Situation vielfältigsten Wertvorstellungen und Beurteilungsmaßstäben. Sollen dann Missverständnisse und Krisen vermieden werden, kommen wir an einer in Tiefe verstehenden Zuwendung nicht vorbei. Sie fordert zugleich, unsere Beobachtungen innerhalb der Koordinaten von Raum und Zeit einzuordnen, von Bewertungen zu trennen und den „Dingen“ ihr Eigensein zuzugestehen. Zeugenschaft statt Deutungshoheit lautet die Maxime.

Um wieviel anspruchsvoller stellt sich diese Herausforderung hinsichtlich unserer natürlichen Mitwelt dar, fehlt hier doch die unmittelbar verbindende Gemeinsamkeit eines entwickelten Austauschs. Und was wissen wir denn wirklich von der Welt, von der Sprache und dem Bewusstsein des nichtmenschlichen Lebens; von den erdumspannenden morphogenetischen Feldern der unterschiedlichsten Lebensformen und Gattungen, auf die der britische Biologe Rupert Sheldrake seit Jahrzehnten in seinen Studien hinweist?
Deshalb sind hier um so mehr das Hören gefordert und das Spüren. Hinein spüren in die Ausdrucksweisen und Bedürfnisse der Bäume, der Vögel, der sogenannten Nutztiere; den Klang der Elemente; den Hauch der Stille und des Schweigens von Gott. Solche Kommunikation hat unermesslich viel von Hingabe an die Äußerungen und Entäußerungen des Lebens in seiner noch immer großartigen Vielfalt. Ihre höchste Konsequenz und Reife erlangt sie im Lassen, im Sein-Lassen; in dem Bewahren und Schützen statt zu fordern; im Lobpreis statt der empfindunglosen Nutzung und eines oft barbarischen Verbrauchs.

Kommunikation, communicare, communis, Kommunion – das meint Mit-teilung als miteinander teilen. In Demut und Respekt teilen wir das Ich, das Du, das Leben…

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Ein Freund, Werner Binder, Psychotherapeut und Seelenbegleiter, ist am 26.1. verstorben. Er war ein wunderbarer, einfühlsamer, spiritueller Mensch und Mann. Wir haben einige Veranstaltungen in Zürich, im „Sebil“, durchgeführt. Sebil, das ist ein arabisches Wort, und es meint:
Brunnenstube, die als öffentliche kostenlose Wasserstelle für die Pilger, Reisenden, für jedermann und auch für Tiere dient.

Werner Binder hatte einen Blog, in dem außerordentlich schöne und tiefe Gedanken stehen. Vor Kurzem schrieb er einen Gastbeitrag an dieser Stelle. Stöbern Sie in seinen Texten, so lange sie noch online sind, als kostenlose „Wasserstelle“, die dann irgendwann versiegt…
https://wernerbinder.ch
Solche Gedanken, solches Empfinden, solche Tiefe, „einfach so“ gegeben – und dann beenden irgendwelche Krebszellen „einfach so“ das dahinter stehende liebende Leben…

Alles Gute Ihnen…
Ihr
Claus Eurich