Die fünf Trinitäten: Drei…

ClausAllgemein

Glaube, Liebe, Hoffnung

Dieser Dreiklang geht auf Briefe des Paulus zurück (1. Thess. 1,3). Fast schon ein geflügeltes Wort ist die Aussage im Hohelied der Liebe (1. Korinther 13), dass eben diese drei dem Menschen bleiben, mit der Liebe als größter unter ihnen.

Glaube
Nicht blind sei er, auch wenn er sich zumeist auf etwas beruft, das den sinnlichen Weltzugängen weitgehend entzogen ist. Glaube entsteht aus der Gewissheit einer tieferen Verbundenheit, jenseits von Manifestationen in der Materie. Ihm liegt ein existentielles Vertrauen zugrunde, ein vertrauendes Fürwahrhalten ohne systematische Begründungsnotwendigkeit. Religiös können wir auch von Offenbarungsgewissheit sprechen sowie der Offenheit gegenüber Transzendenzerfahrung und einer metaphysischen Wirklichkeit. Der Großmeister der Scholastik, Thomas von Aquin, hat dabei auf etwas Wesentliches hingewiesen. Glaube beginnt für ihn immer erst dort, wo das gesicherte Wissen endet. Demnach kann er nicht starr sein, sondern lebt wie Wissen als offener Prozess im Menschen, als Frage und Verheißung zugleich.
Der Glaube schafft eine innere Heimat, die in ihrem Wesenskern unverwundbar ist. Nichts geht dabei verloren, auch wenn er sich im Strom der Zeit und der durchwanderten Erfahrungswege wandelt und manchmal vielleicht hinter dem inneren Horizont verborgen ruht.

Glaube ereignet sich als Begegnung mit dem Unsichtbaren. Er sieht mit anderen Augen als jenen einer kalten Rationalität und stellt sich in die Gewissheit des Unsagbaren. Solcher Glaube bettet die Seele und gibt Halt in einer zerfließenden, fragilen und oft bodenlosen äußeren Welt.
Glaube gleichwohl richtet sich nicht nur auf eine unfassbare Transzendenz, die in jedem Menschen andere Grundsätze und Erscheinungsbilder hat. Er trägt im Letzten das gesamte Fundament von einer Kultur, die diesen Namen auch verdient: Als Glaube an das Gute, an das Wahre, das Schöne und an die Macht der Liebe.

Liebe
Wenn es einen tieferen Sinn der menschlichen Existenz gibt, so ist es der von liebender Präsenz und einer entsprechenden Entwicklung. Aus Liebe, und einer in ihrer Energie stehenden Evolution, gehen geistige Felder hervor und werden gestärkt. Existentielle Liebe und ein entsprechendes liebendes Gefühl errichten zudem einen geistigen Raum in uns, und sie richten fortwährend neu aus. Taucht die Frage auf, „wohin“ sie uns ausrichten, darf die Antwort ruhig geschuldet bleiben. Es ist zunächst die Ausrichtungsenergie selber, um die es geht und die sich in Resonanz begibt mit einem geistigen, liebenden Universum, das sie zugleich immer wieder neu mit erschafft.

Doch um welche Liebe geht es hier eigentlich? Gewiss ist sie mehr als die seelisch-körperliche Hingezogenheit zu einem Du; mehr auch als der auf unsere Nachkommen gerichtete Brutpflegeinstinkt, den wir mit den Tieren gemeinsam haben. Die Liebe als Urregung von Sein und Werden strahlt durch ihre Bedingungslosigkeit, ist begründet nur in sich selbst und ohne weiteren Zweck. Wir hören hier von einer Liebe, die nicht haben will, nichts fordert und nur auf eine Wirkung gerichtet ist: wiederum Liebe. Inmitten der gewaltigen kosmischen und auch irdischen Energiefelder ist sie so unscheinbar, zart, sanft und verletzlich wie das Lebewesen Erde selber. So können Charisma und Rolle des Menschen durchaus dahingehend verstanden werden, Liebe in den Kosmos zu bringen. Kein anderer Mitspieler in dem universalen Drama von Werden und Vergehen füllt ansonsten diese Rolle aus.

Es hat wohl lange gedauert, bis in dem von uns überschaubaren Universum diese Liebe auftauchte. Vielleicht ist sie nur deshalb entstanden, weil sie fehlte. Weil es an dem mangelte, was Leben und planetarisches Geschehen sich nicht einfach ereignen lässt, sondern es beobachtet, reflektiert und wertschätzt um seiner selbst willen; sich ihm zuwendet, sich sorgt, pflegt und alles dafür tut, dass es erblühen kann. So verstanden, wäre diese Liebe die Antwort, die Resonanz auf das Wesen des Absoluten selbst, auf den Schöpfungsimpuls und evolutionäres Erblühen. Am Ende der Menschwerdung – personal und kosmisch – sollte dann die Verfeinerung unseres Wesens zu jenem Destillat hin stehen, das wir die reine Liebe nennen. Es wäre das einzig relevante Licht auf den Wegen von Mensch und Menschheit. Welch wunderbares Antlitz würde dann unser kleiner und so verletzbarer Planet erhalten…

Hoffnung
Man nehme sie täglich zu sich als Lebenselixier. Wo der Mut zum Sein im Angesicht von unerträglich scheinenden Existenzbedingungen auszubluten droht, sendet sie einen Lichtstrahl aus dem Möglichkeitsraum des Zukünftigen. So gibt sie dem verzagenden Menschen eine letzte Zuversicht an die Hand, die es vermag, ihn aus dem Dunkel der Seele zu führen.
Doch so manche Hoffnung verschlimmert das Befinden sogar, wenn die Hürden der Unwahrscheinlichkeit, die ihr gegenüber stehen, schlichtweg unüberwindbar sind. Ungesund wird Hoffnung schließlich auch da, wo sie der Gegenwart ihr Recht, ihre Würde und ihre Möglichkeiten raubt. Das ist der Fall, wenn in der Konzentration und Ausrichtung auf das ersehnte Zukünftige jenes nicht wahrgenommen wird oder entgleitet, was gerade dieser Augenblick an Richtungsweisendem beschert.
 
Falsche Hoffnungen wollen verabschiedet werden. Es scheint zweifellos gesünder, sich zu einer Hoffnungslosigkeit zu bekennen und sie zu durchleben, als die Lebensenergie durch Träume zu blockieren, die letztendlich betrügen. Dazu gehören jene Illusionen, in denen wir doch nur wollen, dass die Dinge sich so entwickeln, wie uns das vorschwebt und genehm ist.
Zugestandene Hoffnungslosigkeit sollte gleichwohl nicht mit Resignation verwechselt werden. Eher kann man sie als eine Ohnmacht mit offenen Augen verstehen. Sie hält in der Präsenz, in der Berührung mit dem, was gerade ist. So bietet sie eine Form von Halt in dem, was wir als Haltlosigkeit empfinden. Vor allem sagt sie ja zu dem, was gerade lebt, mag es auch schmerzen.

Hier nun wird eine Unterscheidung wichtig, nämlich die in billige und in tätige Hoffnung. Billig meint, dass sie sich auf die Verkündigung des Erhofften beschränkt und einen damit verbundenen unbegründeten Optimismus, dass die Dinge irgendwie gut ausgehen werden. „Das wird schon…“
Dann, so könnte man sagen, ist Hoffnung nichts weiter als Ignoranz, als fehlende Erkenntnis, die durch Denken und Beobachtung hätte erlangt werden können.
Tätige Hoffnung geschieht demgegenüber in einem Urvertrauen, dass das, was der Mensch tut, immer auch sinnhaft und heilend sein kann. Die Basis dieses Urvertrauens liegt also darin, Sinn auch dort zu sehen, wo der rationale Geist vielleicht verständnislos mit dem Kopf schüttelt. Nicht aus berechenbaren Wahrscheinlichkeiten speist sich dieser Sinn, sondern aus der Gewissheit einer Wirklichkeit, die höher ist als die menschliche Vernunft. Dieser Wirklichkeit, der wir letztlich alles Sein verdanken, gibt sich die Hoffnung vertrauend hin. Sie wird tätig für ein überzeitliches Ideal, das zugleich in der konkreten Zeit wahren Wandel auf den Weg zu bringen vermag.
Tätige Hoffnung sieht sich unabhängig vom Ergebnis. Sie nimmt ernst, dass eine Möglichkeit und eine Zukunft zwar ersehnt und erkannt werden können, dass dies aber auch eine Anforderung darstellt, ja mit einer Bringschuld des Menschen verbunden ist – ohne die Garantie einer „Gegenleistung“. Alle großen Visionen setzen dies voraus. Sie sind Ankündigung, also Indikativ und Aufforderung, also Imperativ zugleich.
Trotz hoffendem Voranschreiten verbleibt die Unverfügbarkeit des Zukünftigen. Und das ist gut so. Sie hält Kreativität am Leben und verhindert, Zukunft bloß als eine Verlängerung der Gegenwart zu sehen und daran das Handeln zu orientieren. Es ist dann gerade der Veränderungsdruck, der vorübergehend zum Fels in der Brandung wird.

Hoffnung, Unverfügbarkeit, Erkenntnis, Vertrauen und Wandlung also wollen zusammengedacht, zusammengefühlt und in tätiges Sein überführt werden. Eine so eingebettete Hoffnung führt nicht in Verzweiflung. Sie führt in das, was wir Leben nennen, und sie hält darin.

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