Schuld und Scham

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Es war wohl der Sommer 1957, als ich mit Eltern und Schwester den Campingurlaub in Blockhus verbrachte. Der damals noch kleine Ort liegt ganz im Norden Dänemarks, wo Richtung Skagen, der Spitze Jütlands, die Strände endlos sind und die raue Nordseeluft eigentlich nur von Freiheit singt. Seit sieben Jahren auf der Welt, lebte ich als Nachkriegskind eine völlig unbeschwerte Kindheit. Sonntags gab es bei meiner Großmutter gelegentlich „Hitlerkuchen“, weil die schokoladene Masse auf dem Hefeteig so schön dunkelbraun war. Mein Großvater war überzeugter Nationalsozialist bis zu seinem Lebensende. Zugleich bewunderte er die israelische Armee, wie sie im Sechstagekrieg vom Juni … weiterlesen

Denknotwendigkeit

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Wer sich den Blick in das großartige Wunder der Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde nicht versagt, kann nur zu dem Schluss kommen, dass alles Leben heilig ist. Es erscheint dabei nicht relevant, ob diese Empfindung naturwissenschaftlicher Beobachtung oder ehrfurchtsvollem Staunen entspringt. Idealerweise gehört Beides ja auch zusammen, wie vor allem Albert Einstein nicht müde wurde, zu betonen. Ethik, also das rechte und angemessene Tun, folgt der Einsicht in die Außerordentlichkeit und zugleich Schutzbedürftigkeit der Lebensprozesse auf den unterschiedlichsten Ebenen und Linien des Seins. Doch wie gelangt der Mensch zu dieser Einsicht? Wie erschließt sie sich ihm, wenn … weiterlesen

Weg und Werden

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Nach der Fassungslosigkeit über die menschgemachten äußeren und inneren Verwüstungen, die den Erdkreis umspannen, gilt es endlich zu akzeptieren, dass der ersehnte Sinn des Weltgeschehens nicht vom Himmel fällt. Er ist von der Menschheit immer neu zu erschaffen – und zwar möglichst durch jeden einzelnen Menschen selbst. Das fatalistische Einverständnis mit einer aus den Fugen geratenen Welt und das abgestumpfte, verkümmerte Beharren auf dem, was nun mal ist, wie es ist, trotz allen Leidens daran und allen Klagens – dies unwürdige Gebaren will endlich beendet sein. Keine Frage, in dieser Epoche der Menschheitsgeschichte als Person den Weg zu entdecken, der … weiterlesen

diaphan

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Die Reflektion über das Unsagbare gehört zur Geistesgeschichte des Menschen wie die Frage nach dem Sinn des Seins. Das in Worten nicht zu Umfassende und in keinen sprachlichen Ausdruck zu Bringende, bezieht sich dabei auf unterschiedlichste Wirklichkeitsdimensionen. Sie reichen von dem unfassbaren Grauen, das wir etwa fast schon metaphorisch in dem Namen Auschwitz finden über die Empfindungstiefe, die mit dem verbunden ist, was den Namen Liebe trägt, bis hin zu jenem Geheimnisraum, dem sich das verschrieb, was wir Mystik nennen. Auf das begrifflich weitestgehend Unvorstellbare, zumindest aber nie hinreichend Umschreibbare, zugleich aber doch einer gewissen Erfahrung zugängliche und deshalb Erlebbare, … weiterlesen

Stiller Aufstand

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Was tun, angesichts der Übermacht an struktureller Unterdrückung und herrenlos gewordener Gewalten, die den Planeten und das Bewusstsein der Menschen im Griff haben? Was tun, angesichts der beispiellosen Zerstörungen in der Welt und in den Weltinnenräumen der Menschen?Bereits bei der Suche nach einer Antwort ist es wesentlich, welche Perspektiven wir einnehmen, denn sie zeigen uns den Ausschnitt des für uns Möglichen. Es ist sodann entscheidend, welche Wege wir in unseren inneren Horizont nehmen und auf welchen wir dann wandeln, auf der langen Reise, die auch eine Reise zu uns selbst ist. Du kannst anrennen gegen das Destruktive, in die äußere … weiterlesen

Glückseligkeit und Zustimmung zur Welt

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Auch die kleinen Glücksmomente, die sich etwa aus dem Stillen leiblicher Bedürfnisse, einer Begegnung oder auch einem Denkerfolg ergeben mögen, weisen in ihrem Ursprungsimpuls auf ein im Tiefsten Ersehntes hin. Es ist das, was wir nicht zu wollen, nicht in der Lage sind. Denn die Sehnsucht nach Glückseligkeit ruht durch das Herz hindurch im Wesensgrund des Menschen, mag sie gelegentlich auch verschüttet sein im Drang nach Dingen und flüchtiger Befriedigung. Was nun aber meint Wesensgrund? Und was verbindet darauf bezogen alle Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit? Vielleicht läuft es hinaus auf jenes stimmig sein mit sich selbst, jenes tiefe Ruhen in … weiterlesen

Das Fest

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Das „Fest“ hat schon vor langer Zeit einen dramatischen Bedeutungswandel vollzogen. Dieser ereignet sich zumeist da, wo Individualismus, Hedonismus und Trägheit des Geistes eine unheilige Allianz eingehen. Das Fest wird dann zum bloßen Feiern verstümmelt, der Anlass, gleich welcher Art, transportiert lediglich noch den Grund, sich gehen zu lassen. Doch das als Fest deklarierte Feiern, genau wie der in Überfluss erstickende Müßiggang, haben mit dem Ursprungsgedanken des Festes nichts gemein. Es ist allenfalls der verzweifelte Versuch, sich das Erhabene zu erkaufen und verzehrend zu vereinnahmen.Nehmen wir etwa die großen liturgischen Feste der Christenheit: Weihnacht, Ostern, Pfingsten. An sich stehen sie … weiterlesen

Jenseits, Leere und Bewusstsein

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Natürlich gibt es eine jenseitige Welt. Die Frage ist nur: wie weit ist sie von der Innenstadt entfernt, und wie lange hat sie offen. In der für ihn nicht untypischen Weise zwischen Ironie und Zynismus fertigt Woody Allen eine Frage ab, die uns Menschen seit Urzeiten beschäftigt. Das sogenannte „Jenseits“ liegt im Herzbereich der großen religiösen Traditionen. Manche sagen, es schreibe den Dualismus in der Weltsicht fest und entstamme einem antiquierten Denken, welches in das Irdische und Niedere sowie das Himmlische und Höhere unterteile. In den mystischen Traditionen der spirituellen Wege wird diese Frage in den Innenraum des menschlichen Bewusstseins … weiterlesen

Das Gefühl und die Erkenntnis

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Es durchzieht das Tiefenverständnis unserer Kultur, dass Wissen und Erkenntnis auf rationaler Analyse beruhen. Gefühle und Emotionen haben da keinen Platz. Sie bringen Unschärfen ins Spiel, sind sie doch mehr oder weniger beliebig und zudem äußerst schwankend. Sagt man.Das scheint mir jedoch eine folgenschwere Verkennung zu sein. Denn der Mensch ist Gefühl! Es gibt keinen Moment, in dem wir nicht in einem Gefühl und einer Empfindung leben. Sie steuern unsere sinnliche Erfahrung, die wiederum den Geist erdet und ihn ans Leben bindet. Es ist somit höchste Achtsamkeit hinsichtlich unserer Gefühle und Empfindungen notwendig, wenn wir verstehen wollen, warum wir etwas … weiterlesen

Durchbruchsenergie – die Intuition

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Wo Denken und Grübeln an ihre Grenzen stoßen, wartet die Intuition, um einem verstockten und sich selbst im Wege stehenden Geist unter die Arme zu greifen. Sie ist die wohl unmittelbarste und stärkste Erkenntniskraft. Jeder Mensch kennt Intuition und die intuitive Regung als gefühltes Wissen, als den Geistesblitz, das Aha-Erlebnis, den aufsteigenden musikalischen Klang, das diffuse und doch unmissverständliche Bauchgefühl. Was dadurch geboren oder angestoßen wird, bedarf keiner Begründung durch die sogenannte Ratio. Es basiert auf Vertrauen. Zugleich scheitern wir daran, hinreichend zu erklären, was das denn sei, diese Regung, und woher sie komme. Neben unbewussten Spuren integriert die Intuition … weiterlesen