Das Gebet

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Da ist keine Gottheit, die wunschgemäß unseren Gebeten folgt. Kein göttlicher Wille bremst menschliches Versagen aus. Sonst hätte sich die Shoah, die unfassbare Katastrophe, nie ereignet. Wie viele Stoßgebete wird es in Auschwitz gegeben haben. Wir wissen nicht, wie sich die Opfer damit fühlten im Moment ihrer Vernichtung. Wie viele Fürbitten und Gebete aus Sorgen und Verzweiflung richten sich in jeder Minute in einen unbekannten Raum. Und dann stirbt der geliebte Mensch an deiner Seite doch, und die Gewalt um dich herum nimmt kein Ende.Wir Menschen sind eigenverantwortlich in dieser Welt. Es ist unseres, sie zu gestalten im Rahmen und … weiterlesen

Die heilende Kraft der Resignation

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Der in diesen Zeiten kaum noch für möglich gehaltene Krieg in einer uns regional, historisch, politisch und kulturell nahen Weltregion; die verstörende Uneinsichtigkeit eines Großteils der Menschheit, was ökologisches Alltagsverhalten betrifft; die permanente Barbarei tierischem und pflanzlichem Leben gegenüber … sie bilden ein Panoptikum des Schreckens, in dem diejenigen Menschen sich zur Handlungsunfähigkeit verdammt sehen, die erkennen, was hier passiert. Ohnmächtig richtet sich der Blick auf ein Geschehen, das fremd und unbegreiflich scheint und dessen man gleichzeitig teilhaftig ist. Resignation breitet sich aus. Sie stellt vor die Wahl: Entweder man lässt zu, dass die Lebensfreude entscheidend getrübt, das Selbstwertgefühl dauerhaft … weiterlesen

Leben im Interim

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Der Traum von einer friedlichen und mit dem Leben versöhnten Welt kann selbst nur so lange in Frieden leben, wie er es schafft, von dem brutalen Widerspruch, der sich Realität nennt, nicht vergiftet zu werden.Ein Land überfällt rücksichtslos den Bruderstaat. Der wehrt sich, nimmt sein Elementarrecht auf Verteidigung in Anspruch. Er fordert Unterstützung, vor allem Waffen. „Nie wieder Krieg“ hörst du dich denken. „Frieden schaffen mit immer weniger Waffen“ ruft dein historisches Gewissen. „Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen, mit Sanftmut und der Hoffnung auf Einsicht keinen Aggressor abwehren und kein Leben schützen“ notiert sachlich der advocatus diaboli … weiterlesen

Äußere und innere Heimat

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So wie für das deutsche Wort Sehnsucht ist es auch für Heimat schwer, in anderen Sprachen eine rechte Entsprechung zu finden. Doch haben wir es hier sicherlich mit keiner dem deutschen Sprach- und Kulturraum vorbehaltenen Empfindungstiefe, die sich in diesen beiden Worten auszudrückt, zu tun. Vielmehr scheint es um eine allgemeine menschliche Seelenregung zu gehen, die sich in diesen innerlich tief zusammenhängenden Worten auf Ankommen, Angenommensein und Heil(ung) richtet; auf die Suche nach Geborgenheit und Sicherheit; auf einen „Raum“, dem ein Mensch sich zugehörig fühlt, ohne das und vor allem ohne sich begründen zu müssen. Heimat kann eine Landschaft sein, … weiterlesen

Passion, Vernichtung und Transformation – eine Parabel

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Der Erzählgehalt einer Parabel weist in seiner Bedeutung über die Ursprungsgeschichte hinaus. In ihm verbergen sich, ähnlich wie bei einem Gleichnis, grundlegende Einsichten in den Schicksalsweg des Menschen. Herausragend steht dafür die Passionsgeschichte. Zunächst lesen wir hier von einem Geschehen, das sich vor knapp zweitausend Jahren in Palästina ereignet hat und das als Fundament für den Glaubensweg der Christenheit betrachtet werden kann. Zugleich wird ein mythisches Bild, ein Sinnbild des Menschentums schlechthin gezeichnet. Daraus wiederum können wir eine Prophezeiung ableiten für unser Hindurch und das Wohin. Die Passionsgeschichte spitzt den Lebensweg des göttlichen Propheten in einer außergewöhnlichen Dramatik zu. Bis … weiterlesen

Die Würde der Pflanzen

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Mensch, Tier, Pflanze – unausgesprochen tragen wir diese Stufenfolge der Bedeutung von Leben in uns. Pflanzen stehen ganz unten, sind auf den Dienst an höheren Lebensformen hin gedacht. Zwischen der achtlos zertretenen kleinen Blume und dem Respekt und Geborgenheitsgefühle einflößenden mächtigen Baum, klaffen auf unserer inneren Skala zweifellos Welten. Doch auch die erhabenste Eiche und die schönste Linde müssen fallen, wenn sie die Planungen der Menschen stören oder ihr Holz Gewinn verspricht. An ihrem Nutzwert wird die Pflanze gemessen – dem der Verarbeitung zu Produkten, dem der Nahrung für Mensch und Tier, dem der Zierde für Park, Garten und Haus, … weiterlesen

Weit darüber hinaus

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Wenn es um die Lösung von Konflikten auf unterschiedlichsten Eskalationsstufen geht, haben wir normalerweise nur das im Blick, was sich aus den Interessen und Bedürfnissen der jeweiligen Konfliktparteien offen sichtlich ergibt. „Lösung‘“ kann dann bedeuten:Man tut erst einmal gar nichtsPartei A oder Partei B setzt sich durchMan sucht nach einem Teils-Teils bzw. Sowohl-als-AuchEin Dritter Weg kommt ins Spiel In allen Fällen bleiben die beteiligten und die vermittelnden Parteien im Rahmen des Bekannten, der vertrauten Wege und einer Zukunftsarchitektur, die sich aus dem Bisherigen ergibt. Für die heutigen weltweiten Probleme reicht das nicht. Es ist vor allem deshalb untragbar, weil die … weiterlesen

Koyaanisqatsi…

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…ist ein Begriff der indigenen nordamerikanischen Hopi. Er bedeutet in einer Welt zu leben, die aus dem Gleichgewicht geraten ist. Die Welt der Gegenwart. In der Hopi-Mythologie wird die Entwicklung der Menschheit als eine absteigende gesehen, die mit der Vernichtung endet, um irgendwann wieder neu zu beginnen. Wir leben am Ende des untersten der vier Zeitalter. Unfrieden, Habsucht, Krieg und die Zerstörung der Natur werden es beenden. Nur diejenigen können überleben, die verstehen, im Einklang mit der Erde zu leben. Lange schon versuchen die Hopi, die Weltgemeinschaft darauf aufmerksam zu machen. Welt im Ungleichgewicht. Besser könnte man das, was uns … weiterlesen

Friedfertigkeit und Widerstand

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Friedfertigkeit, wie sie die Bergpredigt anmahnt, zählt zu den überzeitlichen und über den Kulturen stehenden oberen Geboten – genau wie Mitgefühl und Versöhnung. Doch was, wenn das Zusammenleben von Menschen und von Völkern durch bewusste und gewollte gewalthafte Aktionen durchbrochen wird? Kann eine Feindesliebe auch nur gedacht werden, wenn brutale, vorzivilisatorische Gewalt das Leben schändet? Gibt es dann eine gerechtfertigte Gegengewalt, ein Recht auf Notwehr und Widerstand auch mit gewalthaften und der Dimension des Angriffs gleichgestellten militärischen Mitteln? Müsste ein solches Recht nicht sogar als Pflicht proklamiert werden, wenn unschuldiges und wehrloses Leben attackiert wird?Jede pauschale Antwort wäre ein Irrtum. … weiterlesen

Archetypus „Putin“ und der neue Erdpakt

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Mit der vertraglich vollzogenen Auflösung der Sowjetunion im Dezember 1991 ging so etwas wie ein politisches Wunder einher. Ein Weltreich zerfällt und entlässt die gewaltsam einverleibten Nationen in die Freiheit. Und das, ohne sich noch einmal aufzubäumen bzw. die separatistischen nationalstaatlichen Tendenzen mittels Waffeneinsatz zu unterdrücken.Ist der Überfall Russlands auf die Ukraine – nach Georgien und der Krim – bloß ein weiterer verspäteter Versuch, die Geschichte zurückzudrehen oder zumindest signifikant zu korrigieren? Sicherlich spielt das eine nicht unerhebliche Rolle, vor allem eingedenk der begründeten Vermutung, dass der ehemalige KGB-Offizier Wladimir Putin und zahlreiche seiner Gefolgsleute das Trauma des Zerfalls nie … weiterlesen