Sich selbst zum Bilde schuf der Mensch die Gottheit, nach seiner Vorstellung entwarf er sie… Was Liebe, Zuwendung, Heilung, Bewahrung und Ermöglichung auf der einen und willentlichen Hass, willentliche Vernichtung und willentliches Böses auf der anderen Seite betrifft, lebt die Welt in Spaltung. Sie ist von einem unüberbrückbar scheinenden Riss, der jederzeit und überall aufbrechen kann, durchzogen. Daran ändert auch keine Beschwörung eines Eins- und Verbundenseins etwas. Einssein ist ein Hintergrundimpuls, der allem Werden und Vergehen als Ausgangspunkt diente und in dem alles auf Ewigkeit ruht. Aber es hebt manche gewordene Trennung nicht auf und heilt bzw. überwindet nicht alles, … weiterlesen
Prometheische Wandlung
Die freundschaftliche und fürsorgliche Zuwendung zum Menschen war mit einem hohen Preis verbunden. Nachdem er dem Sonnengott Helios Feuer gestohlen und es wider den Willen des Göttervaters den Menschen gebracht hatte, ließ der erzürnte Zeus Prometheus, Sohn der Titanen, an eine Felswand im Kaukasus ketten. Täglich kam ein Adler geflogen, der ihm die stets nachwachsende Leber aus dem Leibe biss. Erst ferne Zeiten später befreite ihn Herakles und tötete den Adler mit einem Pfeil. Der griechischen Mythologie zufolge verdanken die Menschen Prometheus, dem Vorausdenkenden, nicht nur den Zugriff auf das Feuer, sondern ihre gesamte Existenz. Mit Unterstützung der Weisheitsgöttin Athene … weiterlesen
Stille
Die Seele hält inneÖffnet den RaumWorte verstummenGedanken vertraunOdem kommt und Odem gehtDas Atmen wird Gebet Stille trügt nichtIhr Wesen ist tiefWunderbar klarVon Innen wahrUnd Odem kommt und Odem gehtDas Atmen ist Gebet Hinter der StilleEine eigene WeltEin UniversumEndlos und weitJenseits aller drängenden ZeitUnd Odem kommt und Odem gehtDas Atmen ist Gebet Vertrauen hält in stiller WeltMütterlich geborgenDas Ego verblasstDas Wesen befreitBegegnet sich selbstEntledigt von SorgenUnd Odem kommt und Odem gehtDas Atmen ist Gebet Der Hunger gestilltDas Herz berührtDie Sehnsucht ZuhauseZur Fülle geführtUnd Odem kommt und Odem gehtDas Atmen ist Gebet Frieden herrscht im InnenraumKein Hader oder ZwistSchweigen führt den MenschenZum … weiterlesen
Das Wechselspiel von Innen und Außen
„Nur jene können wahrhaft diese Welt genießen, die mit der unsichtbaren beginnen…Nur diejenigen Menschen können die Welt gebrauchen, die gelernt haben, sie nicht zu mißbrauchen.“ (John Henry Newman, 1801 – 1890) Der britische Theologe spricht die Polarität in unserer Existenz an. Sie zeigt sich in Sichtbar und Unsichtbar, Gut und Böse, Hell und Dunkel, Liebe und Hass, Haben und Lassen, vor allem aber Innen und Außen. Deren wechselseitige Bezogenheit zu verkennen, mindert das Leben. Es raubt den Reichtum, lässt die Schönheit verblassen, nimmt die Tiefe. Seine Farbe ist grau. Das universale Grundgesetz der Resonanz als Seinsprinzip lehrt uns nicht nur nüchtern … weiterlesen
Das Gewissen – nicht nur in Zeiten des Krieges
Ob denn Waffenlieferungen in einer Kriegssituation an die überfallene und angegriffene Partei zu billigen seien – der Frage ging ich in meinem vorletzten Blog-Beitrag nach und habe mich positioniert. Die Entscheidung folgte einer Rationalität, wie sie die Bergpredigt unmissverständlich zum Ausdruck bringt und wie sie etwa auch die Freiheits- und Friedenskämpfer Nelson Mandela und Mahatma Gandhi zu leben versuchten: Der Weg zum Frieden liegt allein im Frieden, in der Haltung der Friedfertigkeit selbst. „Ahimsa“ ist in den asiatischen Religionen der Begriff dafür – wir können ihn übersetzen als „Geist des Nichtverletzens“. Und doch, auch wenn man lange geprüft, abgewägt und … weiterlesen
„Der glaubt ja noch an Gott…“
Es ist Jahre her, dass ich mit einem Menschen beisammen saß, der zu den Mystikern unserer Zeit zählte. In dem Gespräch sagte er über einen befreundeten Mönch: „Der glaubt ja noch an Gott…“Lange habe ich in der Folge über diesen Satz nachgedacht, in ihn hineingefühlt und in die Resonanz, die er in mir auslöst. An Gott glauben… Viele mystisch orientierte Menschen sprechen von der Leere, dem Nichts, der Verlassenheit in einem unendlichen Universum, dem gähnend leeren Schlund, den uns ja auch eine rational kastrierte Wissenschaft zumuten möchte – wenn auch mit ganz anderen Begründungen als jenen, die aus einer tiefen … weiterlesen
Vernunft und Liebe in Zeiten des Krieges
Es geht in diesem Beitrag nicht um Rechthaben. Ich möchte den Blick auf einen Grundwiderspruch richten, in dem ich mich allerdings positioniere. Die Möglichkeit des Irrtums mitbedacht. *** Größer ist kein ethisches Dilemma vorstellbar.Mahnender könnte sich kein Fragezeichen aufbauen, wenn es darum geht, was denn Vernunft in diesen Zeiten sei.Rätselhaft und wie aus einer anderen Welt ruht erschüttert und verstummend der Appell an die Feindesliebe. Deutschland befindet sich in einer Rüstungsspirale, wie sie noch vor Kurzem undenkbar schien. Der viertgrößte Waffenexporteur der Welt liefert Tötungsmaschinen aller Heeresgattungen in ein auf barbarische Weise überfallenes Land, das sich gegen den Aggressor verteidigt. … weiterlesen
Die zweite Mutation
Womit wir Menschen Mutter Erde und uns selber konfrontieren, bewirkt nicht nur Entsetzen und Ratlosigkeit. Niemand, der sich einen offenen und selbstehrlichen Blick bewahrt hat, niemand, der über eine Empathie verfügt, die über ihn hinausweist und niemand, der einfach nur nüchtern eins und eins zusammenzählt, kommt an der Einsicht vorbei: Die Zeit des Menschen und der Menschheit läuft ab. Streiten wir uns dabei bitte nicht über ein paar Jahre.Des Öfteren habe ich solches in meinen Blogs anklingen lassen – als analytischem Schluss; manchmal aus Erschrecken und Wut; meistens aus Trauer über das, was mit dem Leben geschieht, aus Trauer aber … weiterlesen
Angst und Wandel
„Es gibt keine toten Punkte, die nicht zu Wendepunkten werden können – ohne Sterben keine Auferstehung, ohne Tod kein neues Leben. Das gilt manchmal auch für unser persönliches Leben, dass manches eben vorübergeht, um Neues entstehen zu lassen.“ (Alfred Delp) Das Gegenwärtige konfrontiert mit diffuser Gleichzeitigkeit verschiedenster existentieller Bedrohungslagen. Krieg, gleich nebenan, mit außerordentlichem Eskalationspotential; gewandelte klimatische Bedingungen, die das vertraute, ausgewogene jahreszeitliche Spiel der Wetterwechsel außer Kraft setzen; das Verschwinden von Lebensformen, die dem Planeten seine Anmut und seinen Zauber gaben. Dieses Gegenwärtige erlaubt keinerlei Kalkül mehr, was das Hineinwachsen ins Zukünftige betrifft. Neben Erschütterung und Unsicherheit bringt es … weiterlesen
Enttäuschte Liebe
Erinnert ihr euch?Damals,es war das Ende des sechsten Tages,sprach ich: *** „Es ist angerichtet.Der Planet bereitet.Dem Leben zur freien Verfügung.In grenzenloser Vielfalt. Euch zu entwickeln,euch zu entfalten,euch zu erfreuen,ist er da. Der Himmel den Vögeln,das Wasser den Fischen,das Land den Pflanzen,den Tieren und den Menschen.Dazwischen Falter in der Luftals Farbenspiel.Leuchtende Sterne,eure Sehnsucht zu stillen. Jedem das Seine,in gewogenem Maß.Und all das: Einfach so. Seht doch, wie schön es ist.Seid achtsam und wachsam.Haltet das Gleichgewicht.“ *** Lange war ich danach fort,habe mich in unzähligen Welten des Alls verströmt.Jetzt, am Abend des achten Tages,möchte ich innehalten.Ein wenig ruhen nurund schauen,wie es meiner … weiterlesen