Was ist los in diesem Land?

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„Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht“ schrieb Heinrich Heine 1844. Es ist wohl eine der durch die Zeiten hindurch am meisten zitierten, auf Deutschland bezogenen Gedichtzeilen. Nun wird es vermutlich für die verschiedensten Menschen jeweils Verschiedenes sein, was sie mit Unruhe, Sorge oder auch Wut verbinden; und dieses lässt sich jeweils noch recht unterschiedlich bewerten. Die Klimakrise, die kriegerischen Auseinandersetzungen, die Migrationsfrage und soziale Ungleichgewichte mögen dafür als Beispiele dienen. Sie zeigen aber auch, wie viel Widerspruchstoleranz wir gegenwärtig als Bürgerschaft aufbringen und aushalten müssen, um uns noch als Gemeinwesen zu spüren.Ich … weiterlesen

„Gott“ lieben?

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Es steht geschrieben:„Darum sollst du den Herrn deinen Gott lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Verstand.“ (Deuteronomium 6:5; Matthäus 22:35-38) Was soll der Mensch da eigentlich lieben?Und welche Art von Liebe wäre angemessen, bezogen auf das Unvorstellbare? Vorstellbares kann ich lieben und/oder mir Begegnendes. Und durch das Vorstellbare oder mir Begegnende hindurch das Dahinterliegende, den Ursprung. Das Gegenständliche berührt dann sowohl als Erscheinungsform des Geheimnisvollen; es trägt seinen Wert aber auch in sich, in seinem schlichen So-Sein. Siddharta spricht in dem gleichnamigen Buch von Hermann Hesse zu seinem Freund Govinda:„Dieser Stein ist Stein, er ist … weiterlesen

Täter wie uns

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Ein Gastbeitrag von Christoph Roderig, Münster   „Nie wieder ist jetzt!“, heißt es auf Plakaten, die bei Demonstrationen gegen das Erstarken von Faschismus, Rassismus, Hass und Hetze gegen Andersdenkende, Andersglaubende und Andersliebende in Deutschland hochgehalten werden. Gerade wurde auch wieder der Opfer gedacht. Am 27. Januar an die Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz. An die Täter und Täterinnen, ohne die dies nicht möglich gewesen wäre, denkt kaum noch jemand. Dabei muss es eine unglaubliche Menge an Tätern gewesen sein. Von Amokläufen wissen wir, dass eine einzelne Person bei entsprechender Bewaffnung 30 oder 40 andere töten kann. Eine Tätergruppe von vier oder … weiterlesen

Die Stunde der Schönheit

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Der Januar ist dunkel hier im Nordwesten, oft grau und kalt, nasskalt. In manche Tage muss man sich hineinfinden, ja hineinkämpfen; sie rufen nicht von sich aus danach, das Licht im Dunkel zu suchen und sich den wärmeren, hellen Tagen entgegen zu freuen.Das Land ist kälter geworden, was nicht am Januar liegt. Auch da muss man sich hineinfinden und dem Drang widerstehen, das Geschehen einfach geschehen zu lassen, ohne ihm die Schönheit gegenüberzustellen. Die Schönheit in so vielen Dingen, das Erhabene, die Kultur, die kindliche Lebensfreude, der Zauber in manchen Begegnungen. Wenn das Land ergraut und zu erstarren beginnt; wenn … weiterlesen

Schwarzer Kairos

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Die Vorstellung, das Bewusstsein, ja die Gewissheit einer qualitativen Zeit, die potentiell in jedem Moment alles enthält, ist faszinierend und existentiell fordernd zugleich. Kairos, diese mythische und heilsgeschichtliche Gestalt, ruft den Menschen zu:Verliere dich nicht in der Vergangenheit, träume dich nicht weg in eine Illusion, die Zukunft heißt. JETZT ist deine Zeit. Wandle die Blickweise um zu erkennen, was alles bereitet vor dir liegt. Greif zu und gestalte. Kairos kann in diesem Sinne gelesen werden als Hoffnungszeit, Diaphanie, durchscheinendes Licht und Heil. Leicht wird dabei die radikale Herausforderung übersehen, die in der Notwendigkeit liegt, Kairos-Momente unmittelbar zu ergreifen und sie … weiterlesen

Worauf noch vertrauen?

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Je mehr im Sturm der Wandlung nicht nur Gewissheiten zerbrechen, sondern auch der materielle Boden angegriffen wird, auf dem Existenzen ruhen, desto stärker der Ruf nach Sicherheit vor den Bedrohungen. In Wasser stehende Dörfer, Städte und Landschaften wie zum Jahreswechsel, ganze Länder, in denen verzehrende Flammen sich ausbreiten, wie im vergangenen Sommer, Kriege, die unkalkulierbar ausbrechen und verlaufen, sind Boten bereits verloren gegangener Stabilitäten. Das Leben war noch nie zu versichern, allenfalls die Vorsorge für das Alter abzusichern. Und das Versichern der materiellen Existenzen und Besitztümer wird in absehbarer Zeit nicht mehr bezahlbar sein. Es zeigt sich jetzt, dass jeder … weiterlesen