Der Geheimnisraum

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Das Verborgene und Geheimnishafte übt seit je eine große Faszination aus. Es wird zum Anziehenden und bleibt es nur, wenn ihm nicht mit der Absicht der Entblößung und der Entschleierung begegnet wird, sondern mit respektvoller Distanz. Lediglich zu vermuten oder zu erahnen, was sich nicht in Gänze zeigt und den Sinnen nicht auf eine Nähe heranrückt, in der alles offenbar wird, ist gleichwohl für viele Menschen ein Stachel im Fleisch ihrer Neugier, die letztlich jedoch wohl sowieso nie zu stillen wäre. Jeder Mensch hat seinen Geheimnisraum, den er mit einem Schleier verdeckt, um ihn vor zudringlichen Blicken und inquisitorischen Fragen … weiterlesen

Da ist kein Gott. Der Himmel ist leer…

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Wer kennt nicht den großen Zweifel, der die Suchbewegung hin zu einem Transzendenzbewusstsein begleitet; der Zweifel, der an einer Vorstellung haftet, die wir mit den Namen „Gott“ oder „Vater“ verbinden und der wir im Christentum einen „Sohn“ zuwiesen. Eine berühmte literarische Auseinandersetzung findet sich bei Jean Paul (1763-1825) in der „Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab, daß kein Gott sei.“»Ich ging durch die Welten, ich stieg in die Sonnen und flog mit den Milchstraßen durch die Wüsten des Himmels; aber es ist kein Gott. Ich stieg herab, soweit das Sein seine Schatten wirft, und schauete in den Abgrund und … weiterlesen

Was schön… Eine Anmerkung zur Spracheffizienz

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Es ist erst wenige Wochen her, als meine Frau und ich meine Familie in Hessen besuchten. „Ihr könnt euch Mirabellen mitnehmen, der Baum ist voll“, sagte meine Schwester.Ich legte das gepflückte Obst in einen Kunststoffeimer und füllte dann in Tüten das für uns ab, was man für einige Portionen morgendliches Müsli und ein paar Gläser Marmelade gebrauchen kann. Es war noch reichlich übrig, und so überlegte ich, meinem Neffen und seiner Familie etwas vorbeizubringen. Ich packte die dunkelgelben Früchte in ein kleines Weidekörbchen, das zweckfrei im Vorratsraum herumlag.„Ich fahre kurz zu den Kindern, bringe ihnen auch etwas. Habe mich im … weiterlesen

Der Trump in uns. Eine beiläufige Anmerkung

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Seit Corona dem amerikanischen Präsidenten seine Verwundbarkeit gezeigt hat, ist die Schadenfreude groß. Und es sind sicher nicht nur gute Genesungswünsche, die Donald Trump derzeit begleiten. Noch nie hat ein führender westlicher Politiker dermaßen polarisiert, was nicht nur an seiner offiziellen Politik, sondern vor allem an seiner Persönlichkeit liegt. Zahlreiche Aufsätze und Bücher sind über Trumps anscheinende Persönlichkeitsstörungen und seine charakterliche Unfähigkeit für das Präsidentenamt geschrieben worden, auch von namhaften Psychologen und Psychiatern. Man attestiert ihm u.a. grenzenlosen Narzissmus, eine geringe Schamtoleranz, Wut und Rachsucht, fehlendes Verantwortungsgefühl, Unehrlichkeit und Unfähigkeit zur Empathie. Die möglichen Folgen solcher Eigenschaften beschreibt die Psychoanalytikerin … weiterlesen

Die Frohe Botschaft

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Von Alexander Poraj „Jesus ist nicht mehr der Erlöser, sondern der Kontemplations-Lehrer schlechthin, der allen Menschen genau die gleiche und von ihm selbst erlebte unmittelbare Möglichkeit aufzeigt.“ Das Abendland ist zutiefst christlich geprägt, auch dann, wenn viele nicht mehr direkt den Glauben bekennen. Ist diese Identität aber noch zeitgemäß? Oder sollten wir ihr – wie zahlreiche Stimmen es behaupten – nun entwachsen? Auch wenn die Frage einfach ist, die Antwort ist es nicht. Das liegt daran, dass es eine Entweder-oder Frage ist, die genau nach einer Entweder-oder Antwort verlangt. Dafür allerdings ist eine Wirklichkeit, „Christentum“ genannt, viel zu komplex, um … weiterlesen

Unterbrechung

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Liebe Leserin, lieber Leser, seit Mai 2017 habe ich wöchentlich einen Blogbeitrag verfasst, und ich bedanke mich für Ihr, überwiegend anonymes, Interesse – von Anfang an oder erst seit Kurzem. Nun ist es Zeit, innezuhalten, es zu überdenken, eine Weile still zu sein. Viel ist auch schon gesagt. Und schließlich ist jede Gewohnheit nur so gut, wie ihre gelegentliche Durchbrechung. Morgen erscheint noch einmal ein Gastbeitrag. Er ist von Alexander Poraj, ZEN-Meister und Philosoph. Er schreibt über Jesus als Kontemplationslehrer, als Lehrer des Einsseins, nicht als Erlöser im klassisch verstandenen Sinne. Absolut lesenswert! Alles GuteUnd bis baldIhr Claus Eurich

Herbst des Seins

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„Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten. Sie fallen mit verneinender Gebärde…“ schreibt Rainer Maria Rilke in einem Gedicht und fährt fort: „Wir alle fallen, diese Hand da fällt, und sieh dir andre an, es ist in allen…“ Diesem Rhythmus des Lebens, der, von den Jahreszeiten her betrachtet, ein Werden, Vergehen und neu Werden ist, haben wir Menschen etwas hinzugefügt – die finale Vernichtung. Über eines der gewaltigsten Massensterben der Erdgeschichte, vom modernen Menschen durch seine unersättliche Gier und seine gedankenlose Vermehrung verursacht, wissen wir mittlerweile eigentlich alles. Vor 66 Millionen Jahren setzte … weiterlesen

Schulderklärung

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Ein Gastbeitrag über Sprachlosigkeit, Schamund Verantwortungslosigkeit angesichts der globalen Krise Von Rüdiger Standhardt Unser Leben findet auf dem historischen Hintergrund statt, dass von Deutschland aus im 20. Jahrhundert zweimal ein Weltkrieg ausgegangen ist und durch den zweiten Weltkrieg ca. 55 Millionen Menschen das Leben verloren haben. Hervorzuheben sind die Gräueltaten, die jüdischen Mitbürgern angetan wurden und besonders die sechs Millionen Juden, die in den Konzentrationslagern durch deutsche Menschen getötet wurden. Nachdem Ende dieser großen Tragödien gab es in unserem Land unendlich viel Sprachlosigkeit und Scham und nur wenige Menschen fanden selbstkritische Worte, wie beispielsweise einige evangelische Theologen, die die Stuttgarter … weiterlesen

Schuld und Scham

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Es war wohl der Sommer 1957, als ich mit Eltern und Schwester den Campingurlaub in Blockhus verbrachte. Der damals noch kleine Ort liegt ganz im Norden Dänemarks, wo Richtung Skagen, der Spitze Jütlands, die Strände endlos sind und die raue Nordseeluft eigentlich nur von Freiheit singt. Seit sieben Jahren auf der Welt, lebte ich als Nachkriegskind eine völlig unbeschwerte Kindheit. Sonntags gab es bei meiner Großmutter gelegentlich „Hitlerkuchen“, weil die schokoladene Masse auf dem Hefeteig so schön dunkelbraun war. Mein Großvater war überzeugter Nationalsozialist bis zu seinem Lebensende. Zugleich bewunderte er die israelische Armee, wie sie im Sechstagekrieg vom Juni … weiterlesen

Denknotwendigkeit

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Wer sich den Blick in das großartige Wunder der Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde nicht versagt, kann nur zu dem Schluss kommen, dass alles Leben heilig ist. Es erscheint dabei nicht relevant, ob diese Empfindung naturwissenschaftlicher Beobachtung oder ehrfurchtsvollem Staunen entspringt. Idealerweise gehört Beides ja auch zusammen, wie vor allem Albert Einstein nicht müde wurde, zu betonen. Ethik, also das rechte und angemessene Tun, folgt der Einsicht in die Außerordentlichkeit und zugleich Schutzbedürftigkeit der Lebensprozesse auf den unterschiedlichsten Ebenen und Linien des Seins. Doch wie gelangt der Mensch zu dieser Einsicht? Wie erschließt sie sich ihm, wenn … weiterlesen